Silberband 100 - BARDIOC
stieg vom Stuhl herunter und verließ die Messe in dem Bewusstsein, die Menge nicht überzeugt zu haben.
»Er hat einen geradezu dämonischen Einfluss auf die SOL-Geborenen«, stellte Atlan fest, als sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte.
»Das Schlimme ist, dass er auch noch von dem Unsinn überzeugt ist, den er von sich gibt«, versetzte Rhodan.
»Allerdings. Yaal ist die Verkörperung jenes Menschentyps, auf den die Psychologen und du eigentlich schon lange gewartet haben. Ich erinnere mich, dass du bereits vor Jahren die Auffassung vertreten hast, dass eines Tages ein SOL-Geborener mit hoher Intelligenz und einem abstrakt gefärbten Genie erscheinen wird, der uns gefährlich werden kann. Wir haben ähnliche, jedoch kläglich gescheiterte Bemühungen erlebt, die man als Weltverbesserungsversuche bezeichnen könnte, aber dabei hatten wir es stets mit relativ harmlosen Wirrköpfen zu tun.«
»In der Tat. Gavro Yaal unterscheidet sich deutlich von diesen Weltverbesserern. Dass Bardioc an Bord ist, macht die Sache erst wirklich schlimm. Ich bin überzeugt davon, dass Yaal noch gewartet hätte, seine Ideen preiszugeben, wäre Bardiocs Rettung nicht so gut abgelaufen. Nun schwebt Bardioc erneut in Gefahr, und das ist für Yaal der Beweis dafür, dass das Gehirn ohne uns nicht mehr auskommt. Eine recht beschämende Situation für eine Superintelligenz – meint Yaal.«
»Du glaubst also, dass er weiß, wie er Bardioc in letzter Sekunde vor dem Tod bewahren kann?«, fragte der Arkonide.
»Davon bin ich überzeugt. Ich halte es für Unsinn, dass Bardioc durch eine geringfügige Beschleunigung gefährdet worden sein soll. Yaal hat gelogen. Aber das wird sich zeigen. Zunächst will ich nur herausfinden, wie es möglich war, dass er Fellmer in der Hinsicht täuschen konnte.«
»Fragen wir ihn«, schlug Atlan vor.
Perry Rhodan verließ die Beta-Zentrale. Er wirkte blass. Atlan kam ihm mit Fellmer Lloyd entgegen.
»Du siehst nicht so aus, als hätte SENECA erbauliche Neuigkeiten für dich bereitgehalten«, sagte der Arkonide. Er war überrascht, denn er hatte keineswegs erwartet, den Freund so zu sehen. Er kannte Perry gut genug, um sofort zu erkennen, dass etwas geschehen war, was dessen Pläne empfindlich störte.
»Bevor wir zu SENECA kommen, will ich wissen, was Fellmer herausgefunden hat.« In Rhodans Stimme schwang eine gewisse Bitterkeit mit. »Wie ist das mit Yaals Untersuchungsergebnissen?«
»Es ist genau so, wie er gesagt hat«, antwortete Lloyd. »Bardiocs Symbiose mit den Pflanzen ist tatsächlich überaus empfindlich gegen Beschleunigung. Diese Sensibilität spielte auf dem Planeten zwangsläufig keine Rolle.«
»Ist es möglich, dass Yaal dieses Ergebnis vortäuscht?«
Lloyd lächelte in seiner stillen Art. »Du glaubst hoffentlich nicht, dass ein Mann wie Yaal mich täuschen kann?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Rhodan. »Er hat also die Wahrheit gesagt. Das macht die Sache erst richtig unangenehm. Gibt es Anzeichen dafür, dass Bardioc ihn beeinflusst?«
»Keine. Yaal hat mit seinen Gleiter-Experimenten schon vor Wochen angefangen. Ein Zusammenhang ist also völlig ausgeschlossen. Zufällig kann er die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit gerade jetzt so perfekt verwerten. Ohne seine Arbeit wäre er vermutlich ebenso wenig auf die Lösung gekommen wie die anderen Wissenschaftler.«
»Hat er eine Idee, wie wir Bardioc helfen können?«, fragte der Arkonide.
»Leider nicht.«
»Es muss eine Möglichkeit geben«, sagte Atlan. »Mir will nicht in den Kopf, dass das Gehirn so kurz vor dem Ziel verloren sein soll.«
»Das kann ich allerdings auch nicht glauben. Wir werden uns darauf konzentrieren müssen, Bardioc durch ein künstliches Lebenserhaltungssystem über die Runden zu bringen«, sagte Rhodan. »Ich rede mit Dr. Peysel.«
Der Arkonide hielt ihn zurück. »Du wolltest uns sagen, wie SENECA sich zu Yaals Ideen geäußert hat.«
»Das würde ich am liebsten verschweigen. SENECA hat kühl und sachlich erklärt, dass er die von Yaal propagierte Evolution der SOL mit ihrem Inhalt nicht für unmöglich hält. Er will sich neutral verhalten und abwarten.«
Atlan und Lloyd blickten Rhodan entgeistert an. Beiden war, als hätten sie einen Schlag ins Gesicht bekommen.
»So etwas ist doch verrückt«, versetzte der Telepath.
»Jemand muss SENECA manipuliert haben«, argwöhnte Atlan.
»Daran habe ich ebenfalls sofort gedacht«, gestand Rhodan. »Ich weiß nur nicht, wie so etwas
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