Silberband 100 - BARDIOC
geschehen sein sollte und wer das gemacht haben könnte. Die Frage ist, wie wir uns jetzt verhalten sollen. Ändern können wir an SENECAs Haltung absolut nichts.«
»Du kannst Yaal und seinen Anhängern unmöglich sagen, dass SENECA diese Position eingenommen hat«, kommentierte Atlan. »Allein das Wort Evolution ist in diesem Zusammenhang schon eine Katastrophe.«
»Irgendetwas muss ich sagen«, stellte Rhodan fest. »Ich kann nicht behaupten, SENECA habe geschwiegen. Yaals Anhänger würden so oder so Oberwasser bekommen. Es wäre ebenso falsch und sinnlos, zu verbreiten, SENECA habe Yaals Theorien als Blödsinn verurteilt. Das würden uns die SOL-Geborenen nicht abnehmen, und Yaal würde ohnehin fordern, dass er und einige Zeugen bei SENECAs Befragung dabei sein müssen.«
»Das brauchst du nicht zuzulassen«, sagte Atlan.
»Natürlich nicht. Aber es wäre psychologisch verheerend, Yaal auf diese Weise abblitzen zu lassen. Er würde eine Ablehnung als das erkennen, was sie ist – als Versuch, die wahre Aussage SENECAs noch für eine gewisse Zeit geheim zu halten.«
Die drei Männer gingen in Richtung der Lagerhalle weiter, in der Bardioc wartete. Sie versuchten herauszufinden, wie eine Manipulation des Großrechners durchgeführt worden sein konnte, kamen aber zu keinem Ergebnis. Rhodan wies den Gedanken weit von sich, ausgerechnet Joscan Hellmut könne sein Vertrauen missbraucht haben.
»Wäre es möglich, dass BULLOC Einfluss auf SENECA genommen hat?«, fragte Atlan schließlich.
»Das halte ich für ausgeschlossen«, erwiderte Lloyd. »Einen derartigen Angriff auf die Biopositronik hätten wir bemerkt, denn dazu wären parapsychische Kräfte von beachtlicher Intensität notwendig. Sie wären uns aufgefallen. Deshalb schließe ich auch einen Eingriff Bardiocs völlig aus.«
Rhodan nickte nur. Er war bei seinen Überlegungen längst zu demselben Ergebnis gekommen.
»Wir müssen gezielt Gegenmaßnahmen einleiten, um Yaal endlich den Wind aus den Segeln zu nehmen«, drängte Atlan. »Dabei sollten wir die Möglichkeit einkalkulieren, dass SENECA sich über Bordrundspruch direkt äußert, falls du den SOL-Geborenen verheimlichst, welche Haltung er einnimmt.«
»Wenn eine Manipulation vorliegt, müssen wir sogar damit rechnen«, sagte Rhodan. »Und dann wäre die Katastrophe da.«
23.
Rhodan erschrak, als er Bardiocs eng begrenzten Lebensraum sah. Einige der größeren Pflanzen hatten sich verfärbt und sahen welk aus. Als wären sie in der Strahlung der Kunstsonnen verbrannt.
»Das ist schlimmer, als ich befürchtet habe«, entfuhr es Atlan. »Wie ist das möglich?«
Rhodan entdeckte Dr. Peysel und ging zu ihm. Der Kosmobiologe arbeitete an einer Bodenprobe. Seine Augen lagen tief in den Höhlen. Fahle Flecken auf Peysels Wangen ließen erkennen, dass er aufputschende Mittel eingenommen hatte, um keine Pause einlegen zu müssen.
»Es geht zu Ende«, erklärte er, noch bevor Rhodan eine Frage stellte. »Das System bricht schneller als erwartet zusammen. Bardioc selbst scheint aber bislang nicht davon beeinträchtigt zu sein.«
»Können Sie den Zusammenbruch aufhalten oder wenigstens verlangsamen?«, fragte Atlan.
Peysel schüttelte resignierend den Kopf. »Ich habe die Hoffnung aufgegeben. Bisher habe ich es immer geschafft, Pflanzen und Tiere von fremden Welten am Leben zu erhalten, solange dies notwendig war. Hier zeichnet sich nicht der geringste Erfolg ab. Ob wir etwas tun oder nicht, das Ergebnis bleibt gleich.«
»Was halten Sie von Yaals Theorie?«
»Sie scheint richtig zu sein. Dabei hätte ich es nie für möglich gehalten, dass Beschleunigung einen derart negativen Effekt haben kann. Die Zellstruktur der Pflanzen und Bodenlebewesen ist jedoch so schwach, dass sie bei der kleinsten Belastung bricht.«
»Hat Yaal eine Idee, wie wir die negativen Effekte umkehren können?«, fragte Lloyd.
»Er lässt sich hier überhaupt nicht mehr sehen«, antwortete Dr. Peysel verbittert.
»Wir müssen versuchen, Bardioc mit einem künstlichen System zu retten«, sagte Rhodan, doch der Kosmobiologe unterbrach ihn sofort.
»Ausgeschlossen. Wenn wir ein solches System konstruieren wollen, müssen wir die biologische Struktur von Bardiocs Gehirn kennen. Wir müssen seinen Metabolismus erforschen. Das geht aber nur, wenn wir dem Urgehirn Gewebeproben entnehmen. Und das dürfte schlicht unmöglich sein. Bardioc würde es nicht zulassen, weil er genau weiß, dass er Dauerschäden davontragen könnte.«
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