Silberband 100 - BARDIOC
Menschen überhaupt jemals eine Superintelligenz werden können. Ich weiß nur, dass wir weder ein Gemeinschaftswesen sind noch eine Superintelligenz. Der Mensch ist Individualist und wird es immer bleiben.«
»Sind Sie dessen wirklich sicher?«, fragte Hellmut.
»Absolut«, antwortete Rhodan.
»Ich möchte wissen, warum Bardioc uns nicht unterstützt. Gavro Yaal sagt, wenn Bardioc als ehemalige Superintelligenz uns nicht hilft, dann kann er uns nicht helfen. Wenn wir es aber aus eigener Kraft schaffen, dann können wir uns jederzeit mit einer Superintelligenz messen. Ich finde, das sind klare Worte, obwohl ich sie in dieser Form nicht akzeptiere.«
»Joscan, wir haben mehr als einmal erlebt, dass wir uns das Verhalten von BARDIOC und der Kaiserin von Therm nicht erklären konnten. Wir hatten den Eindruck, dass die Handlungsweise der Superintelligenzen unlogisch war, und manches ist uns noch heute rätselhaft.«
»Das ist richtig.«
»Die Kausalfolge von Ursache und Wirkung muss für eine Superintelligenz nicht unbedingt gelten.«
»Sie meinen, Perry, dass Bardioc bewusst nicht hilft, weil er Pläne verfolgt, deren Sinn wir nicht verstehen können?«
»Genau das wollte ich damit sagen. Ich finde es reichlich hochmütig von Gavro Yaal, dass er sich erdreistet, alles verstehen zu wollen, was Bardioc tut oder nicht tut. Wer sagt denn, dass Bardioc in letzter Konsequenz tatsächlich sterben wird, wenn die Symbiose als sein Lebenserhaltungssystem zusammenbricht? Woher wissen wir, dass Bardioc keine Flucht- und Überlebensmöglichkeit hat, solange er selbst darüber schweigt?«
»Sie haben mit Bardioc gesprochen. Niemand sonst.«
»Aber ich habe nicht einmal fünf Prozent von dem erfahren, was ich wissen möchte. Ich bin nicht in der Lage, Bardiocs Verhalten so zu erklären, dass ich sicher sein kann, ihn richtig beurteilt zu haben. Wieso fühlte sich Gavro Yaal derart sicher? Ist nicht gerade die Unsicherheit ein Zeichen von Größe? Irgendein kluger Mann hat einmal gesagt, dass nur ein Narr frei von Zweifel sei.«
Joscan Hellmut erhob sich. Er nickte Rhodan zu. »Sie haben mir geholfen, Perry«, sagte er. »Ich war tatsächlich schwankend geworden.«
Rhodan schwieg dazu. Wenn selbst ein nüchtern denkender Mann wie Joscan Hellmut den Einflüsterungen Gavro Yaals zugänglich war, wie sah es dann mit anderen SOL-Geborenen aus, die sehr viel emotionaler reagierten?
Es wurde Zeit, dass etwas geschah.
»Das solltest du dir ansehen, Barbar«, sagte Atlan. »Es lohnt sich.«
Die beiden Männer hatten sich in einem Korridor im Mittelteil des Raumschiffs getroffen, das mit hoher Überlichtgeschwindigkeit durch die Unendlichkeit jagte. »Gavro Yaal hält Volksreden, und das Volk jubelt ihm zu.« Der Arkonide lächelte spöttisch. »Oder interessierst du dich dafür nicht?«
»Nicht für die Reden, die er schwingt«, antwortete Perry Rhodan. »Ich möchte vielmehr wissen, weshalb er sich nicht mit Bardioc befasst.«
»Hier entlang, Vater der Superintelligenz.« Atlan wies auf ein breites Schott, das zu einer Großmesse führte.
»Was soll der Blödsinn?«, fragte Rhodan ärgerlich. »Du weißt, dass ich für diese verrückte Idee nichts übrig habe.«
»Du bist der Repräsentant der Terraner.«
»Diese Idee stammt nicht von einem Terraner, sondern von einem SOL-Geborenen.«
»Von einem Terraner, der den Boden unter den Füßen verloren hat«, bemerkte Atlan ironisch. Rhodan blickte ihn überrascht an, als ihm der Doppelsinn dieser Worte aufging. Ein flüchtiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
»Du hast es erkannt, Arkonidenhäuptling«, sagte er und öffnete das Schott.
Beifall brandete ihm entgegen. Die Messe, für etwa hundert Personen eingerichtet, war mit etwa fünfhundert Männern und Frauen überfüllt. Dicht gedrängt trampelten alle vor Begeisterung mit den Füßen. Gavro Yaal stand in ihrer Mitte auf einem Tisch. Neben ihm war Jon Haix.
»Das ist der richtige Moment!«, rief der Kosmobiologe, als er Rhodan und Atlan entdeckte. »Das gibt mir die Gelegenheit, dem Kommandanten einige Fragen zu stellen.«
Yaals Zuhörer wichen zur Seite und machten den Neuankömmlingen Platz. Langsam gingen die beiden Aktivatorträger weiter. Etwa fünf Meter vor Yaal blieben sie stehen.
»Kommen Sie vom Tisch herunter, wenn Sie mit mir sprechen wollen!«, forderte der Terraner.
»Ich halte es für klüger, wenn Sie ebenfalls auf einen Tisch steigen, damit alle Sie sehen und Sie besser verstehen können«,
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