Silberband 100 - BARDIOC
Völlig neue Aspekte ergaben sich.
Unwillkürlich musste Perry Rhodan an die Prophezeiung von ES denken, das ihn vor dem langen Weg gewarnt hatte, der vor ihm lag. In den vergangenen Jahren hatte er oft geglaubt, alles überblicken zu können und die Zusammenhänge zu verstehen. Nun musste er einsehen, dass er von einem solchen Stand des Wissens und des Erkennens noch sehr weit entfernt war.
Da waren die sieben Mächtigen, gewaltige Gestalten, die einst in sogenannten Kosmischen Burgen gelebt hatten und dem Ruf einer anderen Macht gefolgt waren. Diese sieben hatten nichts von ihrer Herkunft gewusst, aber jemand hatte sie in die Lage versetzt, Lebenskeime in öden galaktischen Gebieten auszubringen. Und nicht nur das – sie hatten dem auf diese Weise verbreiteten Leben sogar zu einer schnellen Intelligenzentfaltung verholfen. Dazu hatten sie sich eines Gebildes bedient, das der Menschheit bekannt war: des Schwarms.
Perry Rhodan bezweifelte nicht, dass es Bardioc gewesen war, der einst den Schwarm zweckentfremdet hatte. Wahrscheinlich würde er dazu von BULLOC noch Einzelheiten erfahren.
Irgendjemand, der jenseits der Materiequellen lebte, war interessiert daran, dass in diesem Bereich des Universums das Leben sich an möglichst vielen Orten ausbreitete und Intelligenz entwickelte. Angesichts der Vielfalt des Lebens im Universum durfte man wohl vorausschicken, dass im Grunde genommen nur ein kleiner Teil durch die Aktivität der sieben Mächtigen beeinflusst worden war, aber immerhin!
Und wir Menschen?, dachte Rhodan bestürzt.
Waren die Urahnen der Menschheit aus Lebenskeimen entstanden, die ein Sporenschiff transportiert hatte?
Arkoniden, Akonen, Lemurer, Cappins – waren sie alle das Ergebnis einer rätselhaften Tätigkeit? Oder stellte die Menschheit das bisherige Ergebnis einer natürlich verlaufenen Evolution dar?
Hatten die Urväter der Menschheit ihre Intelligenz langsam und mühevoll erworben, oder war sie ihnen von einem Schwarm gebracht worden?
Alle diese Überlegungen mündeten immer wieder in die eine Frage: Warum war das alles geschehen?
Das Tor war aufgestoßen, und Perry Rhodan, der einen Blick auf die andere Seite geworfen hatte, wusste, dass ihn diese Dinge nie mehr loslassen würden.
Ein Geräusch schreckte ihn auf. Er fuhr herum und sah eine dürre Gestalt an der Abbruchkante des Steilhangs stehen. Sie war in ein netzartiges dunkelbraunes Gewand gehüllt. Rhodan hatte den Eindruck, dass sie schon länger dort stand und ihn beobachtete.
Das Wesen war wohl knapp zwei Meter groß und besaß humanoide Körperform, obwohl es in Rhodan spontane Assoziationen an ein graziles Rieseninsekt auslöste. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Raumfahrer im Dienst BARDIOCs, vermutete der Terraner und entschied, mit gebührender Zurückhaltung vorzugehen.
Der Unbekannte bewegte sich. Rhodan erkannte, dass das, was er für Kleidung gehalten hatte, in Wirklichkeit mehrfach zusammengefaltete Rückenflügel waren. Darunter lagen die Arme des Wesens fast völlig verborgen. Auch von dessen Beinen war nicht viel zu sehen.
Die Gestalt wirkte so zerbrechlich und zart, dass Rhodan sich prompt fragte, ob sie den Strapazen eines Raumflugs überhaupt gewachsen war. Außerdem schien sie keine technische Ausrüstung bei sich zu tragen, sodass es sich ebenso gut um einen Bewohner des Planeten BARDIOC handeln konnte.
Rhodan atmete schneller. Stand er einem Abgesandten BARDIOCs gegenüber, und kam es nun zu dem erhofften Kontakt?
Das Wesen streckte einen knochigen, unglaublich dünnen Arm unter den Flügeln hervor. Rhodan konnte sehen, dass es etwas in der Klaue hielt, was es ihm offenbar zeigen wollte. Es war eine Waffe oder ein Instrument.
Hulkoo-Technik, erkannte der Terraner. Es handelte sich um ein Übersetzungsgerät der Hulkoos, das Gegenstück eines terranischen Translators.
Vorsichtig streckte Rhodan beide Arme aus und drehte die Handflächen nach oben, um dem Fremden zu zeigen, dass er selbst keine Ausrüstung besaß.
Er wusste nicht, ob das Insektenwesen ihn richtig verstand, aber es kam langsam näher. Das Gehen auf den dünnen Beinen schien dem Fremden Schwierigkeiten zu bereiten, wahrscheinlich war er daran gewöhnt, durch die Luft zu gleiten.
Der Raumfahrer hatte ein dunkelblaues Puppengesicht, in dem zwei Augen dominierten. Sie standen weit hervor und setzten sich aus Halbkugeln zusammen, von denen die inneren Hälften rot und die äußeren weiß waren.
Erst jetzt hörte Rhodan, dass das
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