Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 101 - Eiswind der Zeit

Titel: Silberband 101 - Eiswind der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
bringen ihr Opfer dar und erbitten ihre Gnade für die nächste Ernte, von der ihr Leben abhängt. Sie selbst hat keine Gedanken oder versteht es, diese abzuschirmen.
    Hotrenor-Taak wurde abgelenkt, als jemand eine junge Ziege hereinführte und das Tier auf einem flachen Stein opferte. Das Blut wurde in einer Schale aufgefangen und der bronzenen Schönheit zu Füßen gestellt. Dabei veränderte sich der Gesang, er wurde rhythmischer und leidenschaftlicher. Die Menge geriet in eine Art von Ekstase. Hotrenor-Taak gab sich Mühe, kühl und beobachtend zu bleiben.
    »Was geschieht jetzt, Harno?«
    Die Göttin muss das Opfer annehmen. Als Zeichen, dass sie für das Gedeihen der Ernte sorgen wird. Sie kann keine Terranerin sein. Vielleicht die Überlebende einer gestrandeten Raumexpedition. Bemerkst du die Unterschiede zu den Eingeborenen?
    Sie war fast einen Kopf größer als alle anderen und musste ihnen wie eine Riesin erscheinen. Dieser Eindruck wurde durch das lange Gewand noch verstärkt, das sie trug. Sie war sehr schlank und gut gewachsen.
    Wie eine Göttin, in der Tat!, durchfuhr es Hotrenor-Taak.
    Sie wird eines Tages eine Göttin werden, teilte Harno mit.
    Der Gesang wurde lebhafter. Die Schönheit auf dem Podest ließ sich die Opferschale reichen, streckte die Arme nach oben und hielt das Opfergefäß über den Kopf. Ein Jubelschrei brauste durch den Tempelraum. Die Göttin nahm das Opfer an.
    Wieder geschah etwas Seltsames, das Hotrenor-Taak sich nicht erklären konnte. Die Schale in den Händen der Göttin wurde langsam unsichtbar, bis sie endgültig verschwunden war. Ihre Hände waren leer, als sie wieder herabsanken.
    Nun schleppten die Eingeborenen Körbe mit Früchten herein und bauten sie vor dem Podium auf. Beim Heiligen Konzilsrat, dachte Hotrenor-Taak, was soll sie mit dem ganzen Zeug anfangen? Ob sie das auch verschwinden lässt, um ihre Anbeter zu befriedigen …?
    Er hatte es kaum gedacht, als genau das geschah. Früchte und Gefäße flimmerten – und dann war der Platz vor dem Podium leer.
    Beruhige dich, kam Harnos Gedankenbotschaft. Das ist nichts anderes als Materie-Transmission, ein technischer Trick, der die Eingeborenen verwirren muss. Ich empfange nach wie vor keine Gedanken von ihr, aber ich bin sicher, dass sie auf dieser Welt gestrandet ist. Sie lässt sich als Göttin verehren und besorgt damit Nahrungsmittel für sich und die Überlebenden des havarierten Raumschiffs. Aber das ist nur eine Vermutung.
    Der Lare fragte sich, was das alles mit Harno und ihm zu tun hatte. Der Schlüssel zu manchen Geheimnissen der Gegenwart und Zukunft lag in der Vergangenheit verborgen, das war eine alte Weisheit. Hotrenor-Taak wusste das, konnte sich aber trotzdem keinen Reim auf das Geschehen machen. Er kannte die Sagen, Mythen und Religionen der Terraner zu wenig, um etwas damit anfangen zu können. Außerdem sah er keinen Zusammenhang zwischen seiner Gegenwart und dem, was damals hier auf der Erde geschehen war.
    Er gab es auf, darüber nachzudenken. Auch Harno enthielt sich jeder Mitteilung. Außerdem lenkte ihn der Gesang wieder ab. Nachdem die ›Göttin‹ alle Opfer angenommen hatte, würde es eine gute Ernte geben. Die Eingeborenen drückten ihre Freude durch einen erregenden Tanz aus.
    Für die hehre Gestalt auf dem Podium schien das ein Zeichen zu sein, sich auf ihre Weise zu entfernen. Unter dem durchsichtigen Gewand verflüchtigte sich ihr Körper allmählich, bis Hotrenor-Taak nur noch das fließende Kleid sah. Von einer Sekunde zur anderen verschwand auch dieses. Das Podium war plötzlich leer.
    Die Eingeborenen schienen den Vorgang zu kennen. Sie nahmen keine Notiz davon und tanzten immer wilder. Die Männer mischten sich unter die Priesterinnen, die allmählich in Ekstase gerieten. Eine von ihnen löste sich von ihrem Partner, der sie zwischen die Säulen zu zerren versuchte, lief zu dem leeren Podium und warf sich davor nieder. Sie lag dort, wo vorher die Körbe mit den Opfergaben gestanden hatten.
    Hotrenor-Taak, der schon zu Harno zurückkehren wollte, verharrte, denn die junge Frau vor dem Podium redete plötzlich mit heller, durchdringender Stimme. Sie tat es in einer dem Laren unbekannten Sprache.
    Ein Wort kehrte immer wieder, mit dem der Lare nichts anzufangen wusste. Vielleicht war es ein Name oder ein Begriff, dem eine besondere Bedeutung zukam. Es klang wie ›Demeter‹.
    Nur noch die Mädchen waren zu hören, denn der Gesang der anderen war verstummt. Der Saal leerte

Weitere Kostenlose Bücher