Silberband 101 - Eiswind der Zeit
Hügeln.«
Hamilton musterte den grünen Streifen ebenfalls, der sich in Windungen durch die ansonsten kahle und steinige Landschaft zog. »Da finden wir Harno bestimmt nicht«, knurrte er verdrießlich.
Harson folgte dem Grünstreifen bis zu den von spärlicher Vegetation bedeckten Hügeln. Es gab sogar einen winzigen See, aber keine Spur einer Fauna.
Die anderen Gleiterbesatzungen meldeten keine besonderen Vorkommnisse, lediglich starke Schwankungen der Gravitationswerte und eine nicht zu identifizierende Strahlung aus Richtung des Kraters.
Doc Hamilton mochte in mancher Beziehung ein liebenswerter Taugenichts sein, aber er war ein guter Arzt und besaß Augen wie ein Adler. Selbst aus einer Höhe von zwanzig Metern konnte er noch jede Kleinigkeit erkennen. »Harson, können Sie da unten landen?«, fragte er jäh.
Der Kosmobiologe sah in einiger Entfernung vor sich den Kraterrand und auf der anderen Seite die HANZARO.
»Warum?«
»Sie sind blind wie ein Huhn, Herr Wissenschaftler. Sehen Sie die winzigen schimmernden Perlen nicht? Liegen ziemlich verstreut, sind aber keine Steine.«
Harson ließ den Gleiter auf halbe Höhe absinken.
»Sie haben recht, Doc, sehen recht seltsam aus. Steine jedenfalls sind es nicht. Und das Schimmern … wie buntes Glas.«
»Landen Sie endlich!«
»Geduld, Doc. Vergessen Sie nicht die hiesigen Verhältnisse. Außerdem muss ich den Kommandanten informieren.«
»Wir haben die Perlen entdeckt!«
Harson grinste und rief die HANZARO. Die Verbindung zu Benjam kam sofort zustande.
Nachdem der Kommandant die Neuigkeit erfahren hatte, erteilte er die Landeerlaubnis. »Aber seien Sie vorsichtig«, sagte er warnend. »Stellen Sie Strahlungswerte der Perlen – oder was es auch sein mag – fest. Sammeln Sie ein paar von den Dingern ein und bringen Sie das Zeug her.«
»Wird erledigt, Kommandant.«
Der Gleiter landete fast fünfzig Meter vom Kraterrand entfernt. Die beiden Männer stiegen aus. Die Messungen hatten außer den üblichen Werten nichts ergeben; jedenfalls strahlten die ›Perlen‹ nicht. Sie waren eher glasierte Kügelchen. Ihre Größe schwankte nur unerheblich.
Harson hatte einen Spezialbehälter aus dem Gleiter mitgenommen. Mit einer Greifzange sammelte er mehrere Dutzend der Kügelchen ein, während Hamilton die Gelegenheit nutzte und sich bis an den Rand des Kraters vorwagte.
Auf dem sanft abfallenden Hang entdeckte der Doc noch mehr von den Kügelchen, bemerkte aber nichts Verdächtiges. Er kehrte zu dem Kosmobiologen zurück.
»Nun, was halten Sie davon?«, wollte er wissen.
»Um was es sich handelt, wird die Laboruntersuchung ergeben. Wenn nicht alle gleich groß wären, könnte man einige Vermutungen anstellen.«
»Zum Beispiel?«
»Atomisierte Überreste der GORSELL …«
Doc Hamilton gab keine Antwort. Schweigend stieg er wieder in den Gleiter. Harson folgte ihm, gleich darauf starteten sie.
Der Kosmobiologe schlug den kürzesten Rückweg zum Schiff ein, aber in einer Höhe von zehn Metern über dem Kraterrand gehorchte ihm die Steuerung nicht mehr. Der Gleiter schien gegen ein ›weiches‹ Hindernis zu stoßen, das ihn ablenkte. Dieses unsichtbare Hindernis folgte exakt dem Rand des Kraters.
Harson landete erst Minuten später neben der HANZARO. Die meisten anderen Trupps waren noch unterwegs.
Der Behälter mit den seltsamen Kügelchen wurde ins Labor gegeben. Erst danach informierte der Biologe den Kommandanten über das unsichtbare Hindernis. Pallas, der bei ihnen war, zeigte sich immer aufgeregter. Benjam nickte dem Physiker zu.
»Sie werden sich erinnern, dass ich über dem Krater ein unbekanntes Energiefeld registrierte«, sagte Pallas.
»Ein großes Nichts!«, erinnerte ihn Benjam trocken.
»Richtig. Aber nun wissen wir, dass es keineswegs ein ›Nichts‹ ist. Jedenfalls kann es Materie Widerstand entgegensetzen. Es werden noch einige Experimente notwendig sein, das Rätsel zu lösen, aber ich bin überzeugt, dass es mit dem verschwundenen Schiff des Laren zu tun hat.«
»Und mit den Kügelchen!«, warf Doc Hamilton ein.
»Vielleicht. Warten wir den Laborbericht ab.«
Adams-Toufry trat ein. Er hatte das Gespräch von seiner Kabine aus telepathisch verfolgt. »Ich kann mich täuschen«, sagte er, »aber ich glaube, Gedanken empfangen zu haben, die nicht von der Schiffsbesatzung stammen. Die Muster waren anders, eher Emotionen. Als riefe jemand verzweifelt um Hilfe.«
»Können Sie antworten?«, wollte Pallas wissen. »Ich meine,
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