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Silberband 101 - Eiswind der Zeit

Titel: Silberband 101 - Eiswind der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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hing ihm bis heute nach.
    Hamiller hatte seine Begleiter in den Transmitterraum bestellt. Er sah auf die Uhr. Es waren noch zehn Minuten bis zur verabredeten Zeit.
    Der Gedankenablauf, den dieser Blick auf die Uhr in Bewegung setzte, war schwer nachzuvollziehen: Du hast noch Zeit. Nein, du hast nichts mitzunehmen vergessen. Aber war da nicht noch etwas, was du hättest tun sollen? Erinnerst du dich?
    Payne Hamiller wählte einen Rufkode. Über seinem Kombiarmband entstand ein winziges dreidimensionales Logo. »Sie haben etwas für mich?«, fragte eine wohlklingende Stimme.
    Wie unter einem inneren Zwang redete der Wissenschaftler. »Es tut sich etwas auf Luna. NATHAN handelt eigenmächtig. Ohne ausdrücklichen Befehl hat er angefangen, im Sektor Germyr etwas zusammenzubauen, von dem wir nicht wissen, was es ist.«
    »Germyr?«, wiederholte die Stimme.
    Payne Hamiller berichtete, was er in Erfahrung gebracht hatte.
    »Gut«, sagte die Stimme. »Und was geschieht jetzt?«
    »Ich bin auf dem Weg nach Luna. Wir müssen an Ort und Stelle herausfinden, was NATHAN plant.«
    »Sie werden mich auf dem Laufenden halten?«
    »Selbstverständlich«, versicherte Hamiller.
    Das Logo erlosch.
    Payne Hamiller entsann sich Augenblicke später nur noch, dass er ein kurzes Gespräch geführt hatte. Er wusste auch, dass sein Gesprächspartner Boyt Margor gewesen war, der Mann, der ihn vor einigen Wochen dazu bewogen hatte, für das Amt des Terranischen Rates für Wissenschaften zu kandidieren. Aber je länger er darüber nachdachte, desto verwaschener wurde seine Erinnerung.
    Ein neuerlicher Blick auf die Uhr belehrte ihn, dass seine Begleiter, sofern sie pünktlich waren, bereits auf ihn warteten. Er verließ die Unterkunft und nahm den nächsten abwärts gepolten Antigravschacht.
    Eine hüfthohe Barriere teilte den Transmitterraum in zwei Hälften. Jenseits befanden sich die technischen Anlagen, diesseits standen zwei Frauen und drei Männer. Hamiller musterte sie knapp. Er kannte keinen von ihnen. Dabei hatte er selbst bestimmt, wer ihn begleiten sollte. Anhand von Personaldaten und Qualifikation. Nur in einem Fall hatte er dem Drängen des Mitarbeiters selbst nachgegeben. Aber den Mann, mit dem er von Angesicht zu Angesicht gesprochen hatte, erkannte Hamiller nicht wieder.
    Manchmal empfand er Zweifel, ob er für das Amt eines Terranischen Rates wirklich geeignet sei. Er war Wissenschaftler, und mit Menschen kam er vorzüglich zurecht, solange es nur darum ging, ihr Freund oder Bekannter zu sein. Die Verantwortung für Untergebene war ihm fremd. Er war kein Manager. Doch gerade das war die Funktion, aus der das Amt eines Terranischen Rates in erster Linie bestand.
    Payne Hamiller lächelte einen nach dem andern an, und sein Lächeln wurde erwidert. Ihm fiel allerdings auf, dass einer der Männer damit Schwierigkeiten hatte. Hamiller trat auf denjenigen zu. »Sie sind …?«
    »Pemmo Kalaainen, Sir.«
    Hamiller entsann sich. Das war der Mann, der ihn bedrängt hatte, zum Mond mitgenommen zu werden.
    Aus einem Lautsprecherfeld dröhnte eine Stimme: »Wir haben nur noch auf Ihre Ankunft gewartet, Sir. Das Transportfeld entsteht jetzt!«
    Die Projektoren erwachten mit leisem Summen. Knisternd baute sich ein leuchtender Bogen auf. Ein Stück der Barriere verschwand im Boden.
    Payne Hamiller war der Erste, der durch den Transmitter ging. Weil seine Begleiter ihm den Vortritt ließen. Und weil seine Würde als Terranischer Rat verlangte, dass er davon Gebrauch machte. Nur deshalb.
    Wer den Mann zum ersten Mal sah, der wusste nicht, ob er Mitleid mit ihm haben oder ihn bewundern sollte.
    Die langen, dürren Beine und der ungewöhnlich kurze, ebenfalls dürre Oberkörper ließen ihn verwachsen wirken und erzeugten, sobald er sich bewegte, den Eindruck der Unbeholfenheit. Wer aber das Gesicht betrachtete, der wurde von der prägnanten Physiognomie sofort in ihren Bann gezogen. Ein Mund, der zum Lächeln geschaffen schien, und große tiefblaue Augen verliehen diesem Gesicht den Ausdruck von Freundlichkeit und Intelligenz.
    Der Betrachter, durch das Missverhältnis zwischen Körper und Gesicht bereits verwirrt, nahm nur noch am Rand zur Kenntnis, dass das Haar des Mannes von türkisfarbener Tönung war. Er trug es kurz geschnitten und über der Stirn nach oben gekämmt.
    Das war Boyt Margor, den manche, die mit ihm zu tun gehabt hatten, den Unheimlichen nannten. Von seiner Macht bekam der unvoreingenommene Beobachter nichts zu spüren. Wer

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