Silberband 102 - Aufbruch der Basis
extrawyngerischen Zivilisation und war von Raumfahrern nach Bostell gebracht worden. Die Kryn erhielten oft wertvolle Geschenke, wahrscheinlich war der Torbogen aus dem Besitz eines Doprers in die Hände der Priester gelangt.
»Ein interessantes Monument, nicht wahr?«, sagte eine krächzende Stimme.
Plondfair zuckte zusammen und fuhr herum. Neben ihm stand ein älterer Kryn. Er musste gerade aus dem Tempel gekommen sein und machte einen arglosen Eindruck.
»Ja«, sagte Plondfair hastig und hoffte, dass er weitergehen konnte, ohne in ein Gespräch verwickelt zu werden.
»Angeblich stammt es von den Suskohnen«, fuhr der Alte fort und kicherte. »Sie wissen sicher überhaupt nicht, wer die Suskohnen waren, junger Mann. Dabei könnten Sie durchaus von ihnen abstammen.«
»Was?«, fragte Plondfair, dessen Verwirrung nun komplett war.
»Es gibt eine Legende von einem wyngerischen Stamm, den Suskohnen«, erklärte der Priester. »Niemand weiß, ob er wirklich existiert hat, aber er kann nicht sehr groß gewesen sein. Angeblich waren seine Angehörigen Riesen.«
»Ich bin ein Lufke, das sehen Sie doch!«, sagte Plondfair unwillig.
»Legenden enthalten immer einen Kern Wahrheit. Ich habe nie etwas von den Suskohnen gehört, bis ich nach Bostell kam, um hier dem Alles-Rad zu dienen. Da sah ich diesen Torbogen und beschäftigte mich mit seiner Herkunft.«
Erleichtert stellte Plondfair fest, dass der Alte versponnen war. Von diesem Kryn drohte ihm keine Gefahr.
»Heutzutage werden die meisten Berufenen vom Stamm der Lufken gestellt, danach kommen die Doprer«, fuhr der Kryn fort. »Ich glaube, dass die Suskohnen, wenn sie wirklich existierten, früher die Hauptgruppe der Berufenen bildeten.«
»Gibt es hier in den Tempeln noch mehr Relikte?« Plondfair stellte die Frage mit Absicht. Falls der alte Mann glaubte, dass der Besucher an seinen Fantastereien Interesse zeigte, führte er ihn vielleicht in den Tempel.
Der Kryn blinzelte ihm vertraulich zu. »Wir Priester auf Bostell sind arm. Trotzdem haben wir ein paar Kostbarkeiten zusammengetragen, von denen ein Teil im Tempel ausgestellt wird.«
»Dafür interessiere ich mich«, log Plondfair.
»Kommen Sie, kommen Sie!«, rief der Kryn freudig. »Ich werde Ihnen unsere Schätze zeigen. Es ist doch völlig anders, ob man die Dinge nur betrachten kann oder ob man dabei erfährt, welche Bewandtnis es mit ihnen hat.«
»Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar«, sagte Plondfair höflich.
Der Priester ging mit schlurfenden Schritten vor ihm her. In dem Tempel hielten sich nur ein halbes Dutzend Wynger auf, die ihre Andacht abhielten.
»Mein Name ist Beraik«, flüsterte der Kryn. »Und wie heißen Sie, Lufke?«
»Maitho«, erwiderte Plondfair, weil ihm nichts Besseres einfiel.
Beraik führte ihn zu der hinteren Tempelwand. Dort standen mehrere Glasschränke. In ihnen befanden sich in erster Linie Schmuck, Kleidungsstücke und Waffen. Das meiste davon war fremder Herkunft. Plondfair schenkte den Artefakten gerade so viel Interesse, dass Beraik nicht misstrauisch wurde. Dabei schaute er sich im Tempel um. In der Nähe der Hauptandachtsstelle gab es die gleichen kuppelförmigen Erhebungen wie im Tempel auf Wallzu, und Plondfair war überzeugt davon, dass sie ebenfalls ein ungewöhnliches technisches Instrumentarium enthielten.
»Früher gab es in Algstogermaht noch andere große raumfahrende Völker außer den Wyngern.« Beraik schwatzte unaufhörlich und achtete überhaupt nicht darauf, ob sein Begleiter ihm folgte. »Doch das Alles-Rad in seiner unerschöpflichen Weisheit hat sich dazu entschlossen, allein unsere Zivilisation aufzubauen und zu erhalten. Das alles sind stumme Zeugen längst vergangener Völker. Jeder einzelne Gegenstand könnte eine spannende Geschichte erzählen, Lufke.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Plondfair. »Ich werde jetzt noch einige Zeit meditieren, um die Nähe des Alles-Rads zu spüren.«
»Tun Sie das, tun Sie das!« Der alte Kryn schlurfte davon und verschwand in der Tür, durch die man in die unteren Räume des Tempels gelangte. Auch in dieser Hinsicht glichen sich die Anlagen der Kryn auf Wallzu und Bostell.
Plondfair suchte einen der Sockelsitze auf, die bei großen Veranstaltungen und bei den Zeremonien für die Pilger der Platz der Priester waren. Er stieg auf den Sockel und ließ sich darauf nieder. Ab und zu erhob sich einer der anderen Wynger und verließ den Tempel. Plondfair hatte das Glück, schließlich ganz allein in der Halle
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