Silberband 102 - Aufbruch der Basis
unternehmen, aber er konnte auch nicht mehr angegriffen werden. Die Frage war, wie lange die Inkarnation ihr zerstörerisches Feld aktiv halten konnte. Sobald es zusammenbrach, wollte Ganerc-Callibso in den Normalraum zurückkehren und seinerseits zuschlagen.
Die Sphäre war jetzt kaum noch zu sehen, an ihre Stelle war ein seltsames Wellenmuster getreten. Die in der Nähe befindlichen Sterne bildeten solche Muster. Feinere Linien markierten die Stellen, wo Wasserstoffatome im scheinbar ›leeren‹ Weltraum schwebten oder Gasschleier existierten. Auch das war eine Ansicht der ›wirklichen‹ Welt, und der Zeitlose hätte nicht zu entscheiden gewagt, ob sie realistischer war als die vorhergegangene.
In der Sekunde wurden die Wellenmuster unterbrochen. Ein eisiger Schreck durchfuhr Ganerc-Callibso, als er sah, dass ein bleicher Lichtschein zwischen ihnen auftauchte. Die Aura durchdrang das Vakuum. Sie war so angelegt, dass sie in mehreren Ebenen gleichzeitig wirken konnte.
Sekundenlang war der ehemalige Mächtige wie gelähmt. Die vernichtende Energie konnte ihn jederzeit erreichen.
Der Zeitlose schloss seinen Anzug. Nun konnte er es riskieren, seinen Flugkörper zu verlassen und ihn zu dezentralisieren. Er tat das, ohne zu wissen, welche Folgen es haben würde. Unter Umständen bedeutete dies den Verlust des wertvollen Raumfahrzeugs, denn ihm war unklar, ob er dieses hier im Raum-Zeit-Vakuum wieder aufbauen konnte.
Er registrierte, dass die von BULLOC ausgesandte psionische Wolke zum Stillstand kam. Sie hatte ihr Ziel verloren und konnte nicht gleichzeitig in mehrere Richtungen aktiv werden. Der Angriff war abgeschlagen, aber Ganerc-Callibso befand sich jetzt in einem Zustand hoffnungsloser Defensive.
Wenn es der Inkarnation gelang, die Aura zu stabilisieren und von der eigenen Energiesphäre zu trennen, entstand womöglich ein schreckliches Gefängnis, in das Ganerc-Callibso für alle Zeiten eingeschlossen sein würde.
Die leuchtende Wolke löste sich jedoch auf. Das bedeutete, dass sie nur für einen spontanen Angriff geeignet war. Der Zeitlose wartete, bis die letzten Spuren verwehten. Er war überzeugt, dass BULLOC nicht so schnell ein zweites Mal in dieser Form zuschlagen konnte, daher riskierte er den Versuch, seinen Flugkörper zu reaktivieren. Es gelang. Der ehemalige Mächtige kehrte in das Objekt zurück und steuerte es aus dem Raum-Zeit-Vakuum.
Die Energiesphäre stand unverändert an der Stelle, wo sie sich schon zuvor befunden hatte. Sie wirkte glanzlos und in sich zusammengefallen, eher wie ein Brocken Dunkler Materie als ein ätherisches Gebilde.
Zweifellos war ihr einziger Passagier durch diese Zustandsform behindert. BULLOC hatte sich ganz darauf verlassen, dass er seinen Gegner bereits im ersten Angriff besiegen konnte.
Als Ganerc-Callibso seine Waffen zum Einsatz vorbereitete, hörte er über die Empfänger seines Flugobjekts ein Stöhnen. Es konnte nur von BULLOC stammen, der offenbar an Bord seiner Sphäre in Schwierigkeiten geraten war. Zögernd blickte der Zeitlose auf seine Waffen. Brauchte er sie überhaupt noch einzusetzen?
Natürlich musste er damit rechnen, dass BULLOC einen Trick versuchte, um ihn abzulenken.
Wieder stöhnte die Inkarnation. Sie schien sich in höchster Not zu befinden.
»BULLOC!«, rief Ganerc-Callibso. »Ich kann dich hören. Du hast mit deinem zügellosen Angriff auf mich einen Fehler begangen. Nun bist du zum Opfer deiner eigenen negativen psionischen Energien geworden.«
»Die Sphäre bricht in sich zusammen«, lautete die Antwort. »Mir selbst ist nichts geschehen, aber ich werde umkommen, wenn mich niemand hier herausholt.«
»Was ist passiert?«, wollte Ganerc-Callibso wissen. Er empfand eine plötzliche Anteilnahme am Schicksal der vierten Inkarnation.
»Ich habe zu viel Energie für die psionische Aura aus der Sphäre abgezogen«, erklärte BULLOC. »Ihre Struktur ist deshalb zusammengebrochen und lässt sich nicht wiederherstellen. Die Sphäre wird zu fester Form erstarren und mich einschließen.«
Das entsprach ziemlich genau den von dem Zeitlosen gemachten Beobachtungen. Trotzdem blieb Ganerc-Callibso misstrauisch.
»Hilf mir!«, beschwor ihn BULLOC. »Ich bin ein Teil deines Bruders Bardioc und damit ein Teil deiner selbst.«
»Das fällt dir ziemlich spät ein«, antwortete der Zwerg ironisch. »Wie soll ich außerdem wissen, dass du mich nicht betrügen willst?«
»Du kannst das nicht wissen«, gab der andere zu. »Ich flehe dich an,
Weitere Kostenlose Bücher