Silberband 102 - Aufbruch der Basis
dem Berufenen, dem Schemen nahe zu bleiben. Hin und wieder verschwand der Unbekannte in einer Senke, kam aber stets daraus hervor.
Die Landschaft ließ eine Ahnung in Plondfair aufkommen, was ihn erwartete, sobald er die Konditionierte Zone verließ. Er würde sich mit Kräften auseinandersetzen müssen, wie er sie nie zuvor kennengelernt hatte. Doch das schreckte ihn nicht. Er wollte Morgdähn und die Schalt- und Versorgungsstation finden, von der aus der veränderte Bereich aufrechterhalten und überwacht wurde.
Nach etwa einer Stunde versank der Verfolgte in einer Rinne und kam nicht wieder daraus hervor. Plondfair untersuchte diese Bodenformation Schritt für Schritt, entdeckte jedoch nichts, was ihm geholfen hätte. Hatte er sich doch täuschen und in die Irre führen lassen?
Er suchte die Umgebung ab.
Als er schon aufgeben wollte, stieß er auf einen Felsen, der ihm bekannt vorkam. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er befand sich in unmittelbarer Nähe von Grotmer, der Stadt der Berufenen. Von hier aus waren Verthe und er mit der Vakuum-Röhren-Bahn nach Laxau gefahren.
Plondfair zog sich bis zu einem markanten Felsbuckel zurück, der tiefe Spalten aufwies. Hier streifte er seinen Schutzanzug ab und versteckte ihn, dann ging er wieder zu dem Felsen. Es waren nur noch wenige Schritte bis zu dem versteckt angelegten Schott. Es öffnete sich vor ihm. Der Berufene gelangte über die Treppe in den langen Gang, der in Grotmer endete, der Stadt, in der die Berufenen auf ihren Einsatz warteten.
Morgdähn war nach Grotmer gegangen, daran zweifelte der Lufke nicht.
Plondfair betrat die Halle der Berufenen. Sie hatte sich verändert. Die Liegen waren daraus verschwunden, und es gab nun zahlreiche Sektoren unterschiedlicher Lichtintensität und Färbung, ein breit gefächertes Spektrum. Jeder Abschnitt wurde offenbar durch ein anderes Kraftfeld charakterisiert.
Plondfair beobachtete, dass einige Berufene unter der Last hoher Gravitation auf dem Boden lagen, während andere scheinbar spielerisch leicht gymnastische Übungen in Schwerelosigkeit durchführten. Durch einige Felder zuckten elektrische Entladungen. Verschiedene Berufene wurden psychischem Stress ausgesetzt, wie an ihren Reaktionen deutlich zu erkennen war.
Ein unsichtbares Energiefeld griff nach dem Lufken und zerrte ihn in einen grün leuchtenden Sektor. Ein schrilles, Schmerzen bereitendes Geräusch zwang ihn, sich die Hände auf die Ohren zu pressen. Doch damit konnte er sich der Qual nicht entziehen. Auch nicht, indem er sich auf dem Boden zusammenkrümmte. Erst dicht unter der oberen Abgrenzung des Energiekäfigs verstummte der Lärm. Plondfair sprang immer schneller hoch, um sich wenigstens für Sekundenbruchteile den Qualen zu entziehen.
Du benimmst dich wie ein Versuchstier ohne Verstand, wurde er sich bewusst und blieb endlich stehen. Er hielt es jedoch nur wenige Sekunden lang aus, dann musste er wieder springen.
Gleichzeitig wuchs der Zorn in ihm. Er dachte an Koßjarta und an Verthe und wusste, dass er Morgdähn finden und töten musste. Wenn der Wächter nicht mehr da war, mussten sich die unbekannten Manipulatoren zeigen. Sie mussten einen Nachfolger einsetzen, und dabei würden sie sich selbst entlarven.
Endlich wurde es still. Plondfair sank erschöpft zu Boden. Er atmete hastig und sah sich um. Die Trainingseinrichtungen der anderen Berufenen waren ebenfalls abgeschaltet worden. Überall lagen, hockten oder knieten die Männer und Frauen auf dem Boden, um sich zu erholen.
»Stehen Sie auf!«, hallte ein Kommando durch den Saal.
Plondfair gehorchte, ebenso wie die anderen auch. Die trennenden Energiefelder wichen.
»Viel länger hätte ich das nicht ausgehalten«, sagte Plondfair zu einem Mann, der wenige Schritte von ihm entfernt stand und starken Fliehkräften ausgesetzt gewesen war.
»Wenn es darum geht, dem Alles-Rad zu dienen, gibt es bei mir keine Belastbarkeitsgrenze«, erwiderte dieser und warf Plondfair einen verächtlichen Blick zu.
Als der Berufene aufwachte, wusste er zunächst nicht, wo er war. Da er das Gefühl hatte, auf unsicherem Boden zu liegen, wälzte er sich auf den Bauch. Er lag auf feinem Sand. Spiegelndes Glas umgab ihn wie eine Glocke, die jemand über ihn gestülpt hatte.
Allmählich setzte die Erinnerung ein. Er hatte Tee getrunken. Danach war er müde geworden und war eingeschlafen.
Aber weshalb lag er in dieser Glocke? Er versuchte, etwas durch das Glas zu erkennen, doch das gelang
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