Silberband 102 - Aufbruch der Basis
Pflanzen, um sich anzuschleichen.
»Nie werde ich das dumme Gesicht von Kärsgäm vergessen.« Godfart kicherte vor Vergnügen.
»Wohin er auch kommt, alle lachen ihn aus«, sagte Krodvan. »Ich habe ihn erlebt, als er in dem vierzehnten Silo war. Dort spricht man genauso über diese Geschichte wie bei uns.«
»Diese Ereignisse haben mich wieder etwas jünger gemacht«, erklärte Godfart. »So etwas könnte häufiger passieren.«
»An mir soll es nicht liegen«, sagte Plondfair und trat an die drei Alten heran. Diese fuhren herum und sprangen auf, als sie ihn sahen.
»Sie kommen wie gerufen.« Karskem klatschte begeistert in die Hände.
»Es ist vorbei mit der Langeweile!«, rief Godfart. »Was werden Sie diesmal machen? Wollen Sie sich wieder etwas besorgen? Wem geht es an den Kragen?«
Plondfair wehrte lachend ab. »Ich will Kermershäm verlassen, und ich hoffe, dass Sie mir sagen, wo die Schleuse ist.«
Schlagartig wurden die drei Alten ernst. »Wir haben beschlossen, Ihnen keine Informationen in dieser Hinsicht zu geben«, erklärte Krodvan.
»So plötzlich? Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?«
»Weil Sie die Station wahrscheinlich zerstören werden, von der aus die Konditionierte Zone im Gleichgewicht erhalten wird«, antwortete Godfart.
»Das werde ich auf keinen Fall tun«, versprach Plondfair. »Es wäre die schlechteste aller denkbaren Lösungen. Ich werde jedoch nach draußen gehen. Auch gegen Ihren Widerstand.«
»Wo ist Verthe?«, fragte Godfart.
»Sie ist tot. Ein Roboter hat sie erschossen.«
Das kam für die Greise völlig überraschend. Bestürzt setzten sie sich wieder und suchten vergeblich nach Worten.
»Vielleicht verstehen Sie nun, weshalb ich nicht darauf verzichten will, die Station aufzusuchen«, fuhr der Berufene fort. »Ich habe Morgdähn verfolgt, ihn aber aus den Augen verloren. Deshalb bin ich hier. Ich brauche Ihre Hilfe.«
»Es hilft Ihnen nichts, wenn wir Ihnen sagen, wo die Schleuse ist«, erwiderte Godfart. »Die Station liegt irgendwo da draußen. Wo, das weiß aber nur Morgdähn.«
»Ich werde bei der Schleuse auf ihn warten und ihm folgen. Also: Wo ist die Schleuse?«
»Lassen Sie uns kurz allein!«, bat Krodvan. »Wir müssen darüber reden.«
Plondfair entfernte sich schweigend. Er kehrte zurück, als Karskem ihm mit seinem Stock ein Zeichen gab.
»Krodvan wird Ihnen den Weg zeigen«, sagte der Alte. »Aber seien Sie vorsichtig; Sie wissen noch nicht alles. Eigentlich wissen Sie überhaupt nichts.«
»Dann sagen Sie mir, worauf es ankommt!«
»Kermershäm liegt in einer Senke, die eine annähernd quadratische Form hat«, eröffnete Karskem dem jungen Berufenen. »Die Seitenlänge beträgt ungefähr 720 Kilometer. Wenn Sie sich dem umlaufenden Wall nähern, werden Sie feststellen, dass die Schwerkraft außerordentlichen Schwankungen unterworfen ist. Diese Zonen durchmessen meist nur wenige Schritte, können aber dennoch zur tödlichen Falle werden.«
Plondfair blickte den Ältesten der drei an. Er nickte.
»So etwas habe ich mir bereits gedacht«, erwiderte er. »Ich frage mich schon lange, warum Välgerspäre ein kalter Planet und nicht eine heiße Sonne geworden ist. Nach allen Postulaten unserer Astrophysik hätte dieser Gigant zur Sonne werden müssen. Ich vermute daher, dass bei der Entstehung Välgerspäres übergeordnete Kräfte mitgewirkt haben. Sie haben die Aufheizung der kondensierenden Stellarmasse und damit die Zündung des thermonuklearen Prozesses verhindert. Ich glaube, dass diese Kräfte heute noch wirksam sind. Die Zonen veränderlicher Schwerkraft, von denen Sie gesprochen haben, sind ein Beweis dafür.«
»Sie haben vermutlich recht. Diese Zitterfelder könnten ein Beweis sein.«
»Es muss im Innern von Välgerspäre eine Quelle fünfdimensionaler Schwerkraftenergie geben. Aus dieser Quelle fließen vermutlich Hyperbarie-Quanten in spärlichem, aber stetem Strom. Ebenso stetig verwandelt sich ein Teil dieser Quanten in gewöhnliche, vierdimensionale Gravitation und erzeugt an der Stelle, an der der Quantenstrom durch die Planetenoberfläche bricht, eine Zone stark verringerter Schwerkraft.«
»Sie sind wahrhaft verblüffend, Plondfair«, sagte Karskem. »Das entspricht den Tatsachen, wie wir sie kennen. Das Alles-Rad hatte bei Kermershäm also nichts weiter zu tun, als für Stabilität zu sorgen. Von der Station aus werden die Schwankungen im Strom der Hyperbarie-Quanten ausgeglichen, sodass innerhalb der Veränderten Zone stets
Weitere Kostenlose Bücher