Silberband 102 - Aufbruch der Basis
Fahrzeug hielt vor der Halle. Die beiden Männer rannten darauf zu, schwangen sich auf die Ladefläche und blieben flach auf den Boden gepresst liegen. Sie hörten den Fahrer mit seinen Werkzeugen rumoren, dann wurde die Tür zugeschlagen, und die Maschine rollte weiter. Gleich darauf sah Plondfair die Wölbung des Raumschiffs schräg über sich. Er wollte sich erheben, doch Painoth hielt ihn am Arm fest. Erst als der Fahrer ausgestiegen war, kletterten sie von der Ladefläche. Unmittelbar vor ihnen lag die Rampe, deren Ausläufer bis zur Hauptschleuse des Schiffes reichten.
Niemand war in der Nähe. Plondfair konnte nur nicht feststellen, ob sie vom Rand des Landefelds oder von den Kontrolltürmen aus beobachtet wurden. Painoth war auf die Rampe gesprungen und bewegte sich langsam auf die Schleuse zu. Plondfair folgte ihm. Aus der offenen Schleuse schlug ihm abstoßender Gestank entgegen.
Painoth drehte sich zu ihm um und grinste breit. »Wissen Sie, was ich gemeint habe?«
Plondfair nickte. Wenn der Anführer der Diebe erwartete, bei ihm Anzeichen von Schwäche zu erkennen, sollte er sich getäuscht haben. Im Training hatte Plondfair gelernt, unter schwierigen Umständen zu leben. Er war überzeugt davon, dass er Painoth in dieser Beziehung überlegen war.
In der Schleusenkammer lag Unrat. Eine schmierige Masse aus Fett und Schmutz hatte sich abgelagert. Plondfair musste aufpassen, dass er darauf nicht ausrutschte. Ein einarmiger Roboter, der in diese Umgebung passte, kam ihnen entgegen. In seinem Innern summte es bedrohlich.
»Das Faktotum des Kommandanten«, erläuterte Painoth belustigt. Er schien nicht zum ersten Mal mit diesem Schiff zu fliegen.
»Kommen Sie mit!«, sagte der Roboter mit röchelnder Stimme.
»Dass es dich noch gibt, Kumpfai«, wunderte sich Painoth.
»Ich werde bald generalüberholt.«
»So wie das Schiff hoffentlich auch«, kommentierte der Dieb ironisch.
Sie folgten Kumpfai ins Schiff. Dort sah es nicht besser aus als in der Schleusenkammer, und der Gestank wurde eher noch beklemmender.
»Was habt ihr geladen?«, wollte Painoth wissen.
»Ich darf keine Auskünfte über die Fracht geben«, erklärte der Roboter.
Sie begegneten zwei Wyngern in Raumfahrerkleidung. Diese Männer trugen die Stammeszeichen der Doprer und waren die ältesten Raumfahrer, die Plondfair je gesehen hatte. Er fragte sich, ob beide überhaupt noch die Reaktionsfähigkeit besaßen, die man brauchte, um ein solches Schiff fliegen zu können.
Sie verließen den Frachtbereich und gelangten in die Wohn- und Steuerräume. Hier war es nicht so schmutzig wie im Unterschiff, auch der Gestank schien weniger intensiv zu sein. Ein kahlköpfiger Wynger mittleren Alters kam ihnen entgegen. Seine Augen waren klein, am Kinn hatte er eine mit Schorf bedeckte Geschwulst.
»Das ist Kommandant Maitho«, sagte Painoth.
Quer über die Brust trug der Mann einen Gurt, in dem eine vierläufige Kombinationswaffe steckte.
»Hat man Sie gesehen?«, fragte er mürrisch.
»Nein«, sagte Painoth.
Der Kommandant nickte. »Dort drüben liegt die Kabine, in der Sie während des Fluges bleiben müssen.« Er warf Plondfair einen missbilligenden Blick zu, dann ging er zusammen mit seinem altersschwachen Roboter davon.
»Dieser Mann würde einen Felsen zum Fliegen bringen«, behauptete Painoth respektvoll. Plondfair bezweifelte das zwar, aber er widersprach nicht.
Zu seiner Überraschung war die Kabine sauber und gemütlich eingerichtet.
Painoth ließ sich in einen Sessel fallen und breitete die Arme aus. »Das alles geschieht unter den Augen des weisen und allwissenden Alles-Rads! Was sagen Sie dazu?«
Plondfair hatte eine innere Abneigung gegen solche frevlerischen Worte. Obwohl er selbst den Mythos in Zweifel zog und mittlerweile wusste, dass der Gang über das Rad Betrug war, stießen ihn solche Äußerungen ab. Milliarden Wynger glaubten an das Alles-Rad. Es war hässlich, sich über sie lustig zu machen. Die Zivilisation der Wynger hatte sich fast überall in Algstogermaht ausgebreitet und lebte in Frieden. Wer oder was immer sich hinter der Bezeichnung Alles-Rad verbarg, hatte einen nicht unerheblichen Fortschritt gebracht. Die Missstände schienen Plondfair eher das Werk unfähiger Wynger zu sein. Er brannte darauf, das Rätsel des Alles-Rads zu lösen, aber er war klug genug, zu wissen, dass jeder Umsturz nur zu einer großen Katastrophe geführt hätte.
»Sie hängen noch an diesem Unsinn«, warf Painoth ihm vor. »Geben Sie
Weitere Kostenlose Bücher