Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
seinem Kopf. Vielleicht wird er bald verrückt wie Konter Damm!«
Kolp ließ seine Gelenke knacken. Er schwieg dazu. Die Hassgefühle, die Bugher Dant ihm entgegenbrachte, verwirrten ihn. Er hatte immer geglaubt, zu ihr in eine intime Beziehung treten zu können, aber sie schien darüber ganz anders zu denken. Doch solche Differenzen zwischen männlichen und weiblichen Ansken gab es häufig. Der Anlass dafür war das unvollkommene Rollenverhältnis der Frauen, die immer unzufrieden waren. Auch dafür, glaubte Kolp, musste die Erklärung in der Vergangenheit liegen.
»Körter Bell warnt uns stets vor philosophischen Überlegungen«, sagte Wascher Nurt. »Alle unsere Gedanken sollen nur auf unser Ziel gerichtet sein.«
»Bell ist nicht halb so pragmatisch, wie er sich gibt!«, rief Kolp aufgebracht.
Die anderen starrten ihn an. Kolp spürte, dass er zu weit gegangen war. Er fragte sich, warum er derart gereizt und unkontrolliert reagierte. Der Aufruhr in seinem Innern musste mit diesem seltsamen Ton zusammenhängen, den sie alle gehört hatten.
»Wir müssen unsere Arbeit tun!«, sagte er mürrisch und blickte auf die Monitoren.
Die Tarpen aßen noch immer. Jene, die nicht zur neuen Generation gehörten, rauften miteinander. Sie waren nicht halb so intelligent wie die neuen, und ihre Anzahl war nach Überfällen durch andere Biophore-Wesen schon deutlich reduziert. Bald würden sie gänzlich ausgelöscht sein. Kolp fragte sich immer wieder, was in den Gehirnen der Tarpen vorgehen mochte.
Seine Gedanken wurden unterbrochen. Die Zentrale meldete sich, der Außerordentliche Kräftebeharrer und Mechanist erschien auf dem Schirm der Funkanlage. Bell sah erschöpft, aber zugleich zufrieden aus.
»Kolp?«, knarrte er.
»Ich höre dich, Körter Bell«, antwortete der Wissenschaftler und schaltete die Rückübertragung ein, damit der Anskenführer ihn sehen konnte.
»Wie kommt ihr voran?«
»Ausgezeichnet«, sagte Kolp zurückhaltend. »Die neuen Tarpen haben ihren Spitzbaum verlassen und die Fressschüsseln gefunden.«
»Wann willst du mit den Experimenten beginnen?«
»Sobald die Tarpen sich an die Umgebung gewöhnt haben.«
»Gut. Ich glaube, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
»Gewiss!«, sagte Kolp matt.
»Noch etwas.« Bell bestätigte mit diesen Worten Kolps Eindruck, dass der Mechanist keineswegs wegen der Tarpen angerufen hatte. »Die Söldner des LARD streifen überall umher, und wir müssen fürchten, dass sie das eine oder andere Labor finden. Sie dürfen nicht eingelassen werden.«
»Natürlich nicht!«, versicherte Kolp, obwohl ihm klar war, dass ihn diese Anordnung in eine schizophrene Situation brachte. Wie wollte er Eindringlinge aufhalten, wenn nicht durch Gewalt? Aber da war dieser seltsame, aus der Ferne ergangene Befehl, die Fremden nicht zu töten.
Kolp verzog das Gesicht, und Bell sah es.
»Ich weiß, dass ich viel von dir verlange«, sagte der Anskenführer mit einem Anflug von Mitgefühl. »Aber wir müssen alle mit dieser Sache fertig werden. Die Fremden dürfen auch nicht in die Zentrale, und das bedeutet, dass wir hier dasselbe Problem haben wie ihr in den Labors.«
Seltsam!, dachte Kolp. Er war überzeugt davon, dass Bell noch immer nicht auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen gekommen war. Diese Zurückhaltung war für den Außerordentlichen Kräftebeharrer atypisch.
»Habt ihr auch dieses Geräusch gehört?«, wollte Bell schließlich wissen.
Das ist es also!, schoss es Kolp durch den Kopf. »Ja«, bestätigte er.
»Niemand weiß, woher es kam und wodurch es ausgelöst wurde«, stellte Bell fest.
»Hier auch nicht. Uns fehlt jede Erklärung dafür.«
»Es gibt eine uralte Legende«, sagte Bell leise.
Kolp fragte sich, wie lange dieser Wechsel der nichtssagenden Worte noch gehen sollte. Warum rückte der Außerordentliche Kräftebeharrer nicht endlich mit seinen Informationen heraus?
»Die Legende von einem Sturm«, ließ Bell Augenblicke später vernehmen. »Von einem Hyperraumsturm!«
Kolp dachte einen Augenblick nach. »Ich habe niemals davon gehört.«
»Kennst du die Verse des Iger Tart?«
»Nein«, antwortete Kolp.
Der Anskenführer klopfte unbehaglich auf seinen Chitinpanzer. »Ich zitiere die Verse«, kündigte er an.
»In der Zeit des letzten wahren Eies erhob sich der Wind.
Seine Stimme durchdrang die Wände aus Stahl und wurde beherrschend.
Der Wind erhob seine Stimme und wurde zum Sturm.
Tod und Verderben brachte er.«
Brüden Kolp lachte
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