Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
Waffe. Bevor er jedoch abdrücken konnte, stand Bell neben ihm und hinderte ihn am Schießen.
»Da läuft ein Toter!«, sagte Bell ausdruckslos. »Er kann nicht zurück, und er ist ohne unseren Schutz verloren, wohin er sich auch wendet.«
»Aber er hat dich angegriffen, Kräftebeharrer!«
»Na und?« Bell streckte einen Arm aus. »Gib mir deine Waffe!«
Zögernd reichte ihm Solt den Strahler. Der Anskenführer trat wieder ein Stück in das Labor hinein und drückte ab. Die Energiepeitsche fauchte über den Boden und entfachte ein Flammenmeer.
»Sobald dieser Raum ausgebrannt ist, löscht ihr das Feuer, damit es nicht auf andere Sektoren übergreift!«, befahl Bell seinen Leibwächtern. »Zwei von euch begleiten mich in die Zentrale. Es kommt jetzt darauf an, das nächste Gefecht mit den Söldnern des LARD für uns zu entscheiden.«
Bell war mit seinen Gedanken schon in der Hauptzentrale. Daran, dass die Ansken diese Auseinandersetzung siegreich bestehen würden, zweifelte er keinen Augenblick. Was ihm Sorgen machte, war seine persönliche Position, die keinesfalls Schaden nehmen durfte. Das hieß, dass der Sieg ohne große Verluste erzielt werden musste. Aber genau das würde nicht einfach sein.
»Diese Aktion sieht wie ein letzter verzweifelter Versuch des LARD aus, sich zu retten«, sagte er zu seinen Begleitern.
Konter Damm hastete einfach davon, ohne zu wissen, wohin er sich wenden sollte. Als er schließlich erschöpft innehielt und sich umschaute, sah er, dass der Korridor hinter ihm verlassen war. Einen Augenblick lang empfand er einen schwachen Triumph darüber, dass er Bell und dessen Leibwache entkommen war, dann sagte ihm sein Verstand, dass er seine Freiheit weder dem Mut der Verzweiflung noch einem glücklichen Umstand zu verdanken hatte. Bell hatte ihn schlicht und einfach laufen lassen. Diese Feststellung ernüchterte und deprimierte ihn gleichzeitig.
Der Außerordentliche Kräftebeharrer war kein Mann, der seinen Feinden verzieh. Er tat nichts ohne Überlegung. Es wäre ihm sicher leichtgefallen, Konter Damm von seinen Leibwächtern umbringen zu lassen. Dass er es nicht getan hatte, konnte nur bedeuten, dass er Damm einen langsamen und qualvollen Tod wünschte. Ein Anske war ohne die Unterstützung des eigenen Volkes verloren.
Damm lehnte sich gegen die Wand und dachte nach. Der Außerordentliche Kräftebeharrer hatte von ihm verlangt, den Söldnern des LARD ein Ultimatum zu überbringen.
Warum eigentlich nicht? Was hatte er noch zu verlieren? Allerdings würde er den Eindringlingen keine Botschaft der Ansken überbringen, sondern sie um Hilfe bitten. Natürlich bestand die Gefahr, dass sie ihn auf der Stelle töteten. Aber für einen Todgeweihten bedeutete dies kein zusätzliches Risiko.
Nachdem Damm sich in einer Nische verkrochen und eine Zeit lang ausgeruht hatte, orientierte er sich. Bei seiner Flucht hatte er sich offenbar weit von der Hauptzentrale entfernt. Der Bereich, in dem er sich jetzt befand, war ihm jedoch von seiner Arbeit an den Ortungsinstrumenten bekannt. Es gab gewisse Merkmale, an die er sich erinnerte. Das bedeutete aber auch, dass er von den Ansken in der Zentrale gesehen werden konnte. Es interessierte ihn nicht mehr.
Damm ging langsam weiter. Ab und zu sah er Biophore-Wesen, doch sie gehörten ausnahmslos zu Arten, die von den Ansken kontrolliert wurden. Von diesen Geschöpfen hatte er nichts zu befürchten. Er musste jedoch ständig damit rechnen, auf Kreaturen zu stoßen, die sich nicht darum kümmerten, ob ihr Opfer ein Anske war.
Er bog in einen Gang ein, dessen üppiger Pflanzenwuchs ein Durchkommen fast unmöglich erscheinen ließ. Überall in diesem Gestrüpp konnten Bedrohungen lauern. Wenn Damm jedoch auf das Kommando des LARD treffen wollte, musste er in dieser Richtung weitergehen. Sie hatten ein großes Fahrzeug bei sich, das ihre Bewegungsfreiheit einengte und sie auf ausreichend große Wege zwang. Das machte es ihm leichter, sie zu finden – vorausgesetzt, er blieb lange genug am Leben.
Er arbeitete sich durch das Gestrüpp voran.
Jäh richteten sich vor ihm mehrere Wesen auf. Sie hatten sich so geschickt getarnt, dass Damm sie erst im letzten Moment erblickte.
Eine malgonische Patrouille. Insgesamt vier Bewaffnete. Damm versuchte, sich den Anschein der Überlegenheit zu geben.
»Was tut ihr hier?«, herrschte er die Malgonen an.
»Wir haben Befehl, diesen Korridor zu bewachen«, antwortete deren Anführer, ein unförmiges Wesen mit einem
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