Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
aufzubauen, welches den Gewebeklumpen anziehen sollte. Saedelaere hatte keine Ahnung, wie das im Zustand der Entmaterialisation vor sich gehen sollte, aber ihm blieb keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Er musste dem Ka-zwo einfach vertrauen.
Gemeinsam drangen sie in das Transmitterfeld ein.
Zu Saedelaeres Überraschung blieb der erwartete Entzerrungsschmerz aus. Er verlor auch nicht die Besinnung. Ihm war lediglich, als stürze er körperlos in bodenloses Nichts. Das war mehr als ungewöhnlich. Unter normalen Umständen erfolgte ein Transmittertransport in Nullzeit.
Saedelaere war jedoch in endlose Schwärze katapultiert worden und existierte als bloßes Bewusstsein, das über seine Situation nachdenken konnte und einen Ablauf der Zeit registrierte.
Wo ist Augustus?, war sein heftigster Gedanke.
Er spürte keinen Schmerz mehr, doch eine Woge des Entsetzens durchflutete ihn. Hatte der Roboter eine Trennung von Körper und Bewusstsein beabsichtigt? War die einzige Rettung die Isolierung seines Bewusstseins gewesen, das nun für immer im Nichts zwischen den Dimensionen schweben musste?
Unter diesen Umständen hätte er den Tod vorgezogen.
Ein Licht entstand in der scheinbar unendlichen Schwärze. Alaska Saedelaere hatte den Eindruck, dass es größer wurde und etwas sich auf ihn zubewegte. Seine Sinne, wie immer sie unter diesen Bedingungen funktionieren mochten, nahmen eine deutlicher werdende Gestalt wahr.
Vor ihm entstand der magere Körper eines schwarzhaarigen Mädchens mit nackten, schmutzigen Füßen. Es trug ein weites Gewand, und in seinen Augen lag ein Ausdruck von Melancholie und stiller Heiterkeit.
Kytoma!, schrien Saedelaeres Gedanken überwältigt.
Dennoch musste das eine Halluzination sein, nicht mehr als das Wunschbild seines sterbenden Geistes.
In dem Moment rührten ihn Kytomas Gedankenimpulse an.
Ich kann nur hier mit dir in Verbindung treten, Alaska Saedelaere!, dachte sie traurig. Die Kraft, die mir Kemoauc verliehen hat, reicht nicht mehr aus, um in deinem Raum-Zeit-Kontinuum zu erscheinen. Ich hatte gehofft, dass du früher oder später zu mir kommen würdest.
Es ist Wirklichkeit!, fieberten Saedelaeres Sinne.
Ich begleite dich seit einiger Zeit von einem n-dimensionalen Standort aus, fuhr Kytoma fort. Du bist mein letzter Bezugspunkt zur Wirklichkeit. Ich bin jetzt überzeugt davon, dass mein Volk in einer Materiesenke verschwunden ist, nachdem es versuchte, so mächtig zu werden wie die Zeitlosen.
Du hast meinen Transmittersprung unterbrochen!, erriet der Terraner. Du hast mich aufgehalten!
Weil ich deine Hilfe brauche!
Mein Gott!, dachte er und versuchte, diese Überlegungen vor Kytoma abzuschirmen. Ausgerechnet von mir erwartet sie Hilfe! Von einem Todgeweihten, der womöglich in der Sekunde sterben wird, in der er den Transmitter verlässt.
Er richtete seine mentale Ausstrahlung auf das Mädchen. Du kennst meine Schwierigkeiten, Kytoma. Wie sollte ich dir helfen?
Ich bekomme keinen Kontakt mehr zu Kemoauc!, lautete die Antwort. Es ist möglich, dass er nicht mehr lebt, aber das glaube ich nicht. Du musst ihn finden, damit er mir eine Möglichkeit gibt, in ein reales Bezugssystem zurückzukehren.
Die Zeitlosen existieren nicht mehr!, gab Alaska zurück. Bis auf Ganerc-Callibso, der im Körper des Puppenspielers von Derogwanien leben muss, und Bardioc, der in der Kaiserin von Therm weiterexistiert.
Kemoauc kann nicht tot sein!, dachte sie beschwörend.
Wo sollte ich nach ihm suchen?
Früher oder später wirst du seine Spur finden!, versicherte Kytoma.
Saedelaere musste sich zu der Einsicht zwingen, dass er nur eine Projektion vor sich sah. Mit der ihr noch verbliebenen Kraft hatte Kytoma Kontakt zu ihm aufgenommen. Ihre mentalen Impulse regten seine Fantasie an und ließen ihr Bild in seinem Bewusstsein entstehen.
Er spürte, dass ihre Gedanken an Intensität verloren. Zugleich löste sich ihr Bild auf, die zarte Gestalt verlor an Leuchtkraft und verwandelte sich in einen durchsichtigen Nebel.
Kemoauc … Materiequelle … Suche … Nur noch Gedankenfetzen erreichten den Transmittergeschädigten.
In diesem Moment, mit einer unerklärlichen Verzögerung, setzte der Entzerrungsschmerz ein. Er überfiel den hageren Terraner mit unerwarteter Heftigkeit und raubte ihm die Besinnung, bevor er unerträglich wurde.
Verging überhaupt noch Zeit, bis er wieder zu sich kam?
Alaska Saedelaere stand neben Augustus vor einem Transmitter, und seine Augen weiteten sich in
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