Silberband 105 - Orkan im Hyperraum
versuchen!«, sagte Gavro Yaal.
»Computeranalyse!«, rief Ryban N'tolo, der Erste Kybernetiker der Truppe. »Die Positronik ist der Ansicht, dass die MONTRON während des Rücksturzes in den Normalraum in einen dimensional übergeordneten Ausläufer der Turbulenzzone geriet und sich jetzt innerhalb von etwas befindet, was hilfsweise als temporär geodätisches Projektionsfeld bezeichnet wird. Wir befinden uns also wahrscheinlich …«
»… in der Zukunft oder in der Vergangenheit!«, warf der Pilot ein.
N'tolo schüttelte den Kopf. »Nichts dergleichen, denn dann wären die Raumschiffe real, die wir sehen – inzwischen sind es elf oder zwölf. Wir haben aber nur Schemen vor uns, folglich befinden wir uns innerhalb einer Kugel, in die durch unbekannte Einflüsse bewegte Projektionen geschickt werden. Allerdings Projektionen von Dingen und Ereignissen, die Realität waren oder sein werden.«
»Interessant!«, bemerkte Heela Coosen-Lengten ironisch. »Wie können wir entweder die Projektionskugel verlassen oder sie abschalten?«
»Ich werde versuchen, mit der Positronik eine Lösung zu berechnen«, erwiderte N'tolo gelassen.
Gavro Yaal betrachtete die Abbildungen der fremden Raumschiffe. Es waren diskusförmige Gebilde mit leicht aufgewölbter Ober- und Unterseite.
»Duneman!«, wandte er sich an den Piloten.
»Beschleunigen und verschwinden?«, fragte Duneman Harkrath.
Yaal nickte. »Wir dürfen nicht riskieren, plötzlich in einer anderen Zeit festzuhängen.«
Harkrath schaltete bereits. Erst langsam, dann immer schneller fielen die fremden Raumschiffe hinter der MONTRON zurück.
Minuten später wurde der Leichte Kreuzer wieder in das rätselhafte Flimmern gehüllt – und im nächsten Moment musste er einer rotgolden glühenden Sonne ausweichen, der er sehr nahe kam.
»Ist das Ninth Impression?«, fragte Earl Cimmon.
Yaal lächelte über den inoffiziellen Namen. Nachdem jemand die Dunkelwelt First Impression genannt hatte, waren anschließend alle vermessenen Sonnensysteme durchnummeriert worden.
»Diese Sonne ist rotgolden, Ninth Impression wurde als dunkelgelber Stern registriert«, wandte Coosen-Lengten ein.
»Höchstwahrscheinlich von einem Farbenblinden«, bemerkte Cimmon.
»Von einem Pessimisten«, sagte N'tolo lächelnd. »Wäre ich ein Pessimist, würde ich diese Sonne als dunkelgelb bezeichnen. Optimisten sehen sie rotgolden.«
Er erntete schallendes Gelächter, das allerdings auch der Freude über die Flucht aus der Zeitprojektion galt.
»Sie hat tatsächlich die für Ninth Impression registrierte hyperenergetische Quantität, außerdem zwei Planeten«, kommentierte die Ortungstechnikerin. »Der zweite Planet weist wie N.I.-2 einen Trümmergürtel auf – genauer gesagt, ein System von drei Ringen, von denen der innere offenbar aus Brocken besteht, die sich auf dem Weg zu Absturzbahnen befinden.«
»Das ist nicht gespeichert!«, sagte Yaal.
»Damals scheint nur die Sonne vermessen worden zu sein«, erwiderte Harkrath. »Niemand konnte ahnen, dass der Planet eines halb intelligenten Insektenvolks Bedeutung für uns bekommen könnte.«
Er änderte den Kurs der MONTRON und flog den Trümmerring an.
»Entfernung zum Rand der Turbulenzzone exakt 5,734 Lichtjahre«, stellte Coosen-Lengten fest. »Tatsächlich sollten es 6,7 Lichtjahre sein.«
»Vor vier Monaten stimmte das auch noch«, meinte Yaal. »Wie kann sich die Turbulenzzone in dieser Zeit um rund ein Lichtjahr erweitert haben, noch dazu überlichtschnell?«
N'tolo ließ sich die Daten übertragen. Die detaillierte Auswertung lag kurz darauf vor.
»Die hyperenergetische Komponente der Turbulenzzone hat sich ausgedehnt«, stellte er fest. »Das ist anscheinend auf Ausbrüche auf der Oberfläche der Praenova im ungefähren Zentrum der Turbulenzzone zurückzuführen. Die Ausbrüche lassen aber bereits nach. Eigentlich müsste der Radius der hyperenergetischen Komponente wieder schrumpfen.«
»Das stimmt«, bestätigte die Ortungstechnikerin. »Die Entfernung beträgt jetzt 6,149 Lichtjahre und nimmt weiter zu.«
Yaal nickte. »Widmen wir uns dem zweiten Planeten! Heela und Ryban, wir brauchen die Bahndaten der absturzgefährdeten Trümmerbrocken. Falls wir auf Nummer zwei landen, möchte ich nicht, dass uns Meteoriten auf die Köpfe fallen.«
»Landen?« Die Ortungstechnikerin fröstelte. »Wie kommst du auf derart grässliche Gedanken, Gavro?«
»Das frage ich mich auch«, warf Cimmon ein.
Yaal wölbte die Brauen. »Ihr
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