Silberband 106 - Laire
wunderbare Schiff zu stehlen.
Das Versteck, das Bardioc für das Sporenschiff ausgewählt hatte, erschien Laire so gut wie jedes andere, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass die sechs anderen Mächtigen die PAN-THAU-RA jemals suchen würden. Genau wie Bardioc befanden sich die anderen Mitglieder aus dem Bund der Zeitlosen in einer schweren psychischen Krise und hatten wahrscheinlich genügend mit sich selbst zu tun.
Das Versteck lag ziemlich genau 35.000 Lichtjahre vom Zentrum dieser Galaxie entfernt, im Gebiet einer zwölf Lichtjahre durchmessenden galaktischen Turbulenzzone, in der fünfzehn Sonnen standen. Einer dieser Sterne hatte einen kollabierenden Prozess eingeleitet und würde in den nächsten Jahrtausenden zur Nova werden. Darüber hinaus existierte in der Turbulenzzone ein weiteres interessantes kosmisches Objekt, eine sonnenlose Dunkelwelt.
Laire und Bardioc standen gemeinsam vor der Raumbeobachtung in der Hauptzentrale der PAN-THAU-RA.
»Was hältst du von diesem Versteck?«, erkundigte sich der Mächtige mit offensichtlicher Zufriedenheit.
»Ein guter Platz«, erwiderte Laire lakonisch.
»Kein vernünftiges Wesen wird sich hierher wagen«, prophezeite Bardioc. »Abgesehen davon, dass wir mit den Anlagen der PAN-THAU-RA in den Ablauf der kosmischen Prozesse eingreifen und sie in unserem Sinn manipulieren können.«
Bardioc hatte vor, die natürlichen Bedingungen in diesem Sektor zumindest optisch zu verschlimmern, um unerwünschte Besucher fernzuhalten. »Wir werden Sonden ausschicken«, fuhr er fort. »Mich interessiert, ob es in der Umgebung bewohnte Planeten gibt.«
»Aber nicht aus Sicherheitsgründen …?«, mutmaßte Laire.
»Du weißt, dass ich mir ein eigenes Sternenreich aufbauen will. Dabei brauche ich Intelligenzen, die mir treu ergeben sind. In diesem Schiff befindet sich ein gewaltiger Schatz, eine unvorstellbar große Biophore-Ladung.«
»Ich verstehe«, sagte Laire. »Du willst dir mithilfe der Biophore andere Wesen gefügig machen.«
Bardioc wurde nachdenklich. »Das nächste Treffen der sieben Mächtigen auf der Ebene steht bevor«, erinnerte er. »Ich habe nicht mehr viel Zeit. Meine Brüder und ich treffen uns, um die zweite Phase einzuleiten, den Bau eines Sternenschwarms.«
Der Roboter antwortete nicht. Wie die Ereignisse ablaufen würden, war ihm hinreichend bekannt.
»Ich glaube, dass ich die Rückkehr der Sonden abwarten kann«, fuhr Bardioc fort. »Ich brenne darauf, zumindest ein Experiment vor meiner Abreise durchzuführen. Verstehst du? Ich möchte mit dem Gefühl vor meine Brüder hintreten, dass ich einen Anfang gemacht habe.«
Laire verstand es nicht, aber er schwieg.
Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, ein paar hundert Sonden auszuschicken. Eine der Sonden, die schon nach wenigen Tagen zurückkehrten, brachte die Koordinaten eines kleinen, dunkelgelben Sterns mit zwei Planeten. Dieses System war sechs Komma sieben Lichtjahre vom Versteck der PAN-THAU-RA entfernt und 34.000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum. Im Orbit des zweiten Planeten befand sich ein mächtiger Gürtel aus verschieden großen Materiebrocken. Dabei handelte es sich zweifellos um die Überreste eines ehemaligen Mondes. Der Planet selbst hatte einen Durchmesser von 14.000 Kilometern. Er besaß eine für Planeten solcher Größe normale Schwerkraft, und seine Achsrotation betrug etwas mehr als neunzehn Stunden. Es war eine warme Welt mit reicher Vegetation.
Doch das alles interessierte Bardioc erst in zweiter Linie. Was ihn erregte, war die Tatsache, dass auf diesem Planeten intelligente Wesen lebten. Die Aufnahmen der Sonde ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um Insektenabkömmlinge handelte.
»Ein gut funktionierender Insektenstaat mit einer Königin an der Spitze«, stellte Bardioc fest, während er die Bilder betrachtete. Er konnte seine Nervosität kaum verbergen. »Weißt du, was wir jetzt tun, Laire?«
»Ja«, sagte der Roboter.
»Wir holen ein paar hundert dieser Wesen an Bord der PAN-THAU-RA und behandeln sie mit Noon-Quanten.« Bardiocs Augen glänzten wie im Fieber. »Sie werden meine späteren Diener sein, der Ausgangspunkt eines gewaltigen Reiches, über das ich herrschen werde. Nach meiner Rückkehr von der Ebene werden wir überall Sporen ausstreuen, dann wird sich Leben entwickeln, das mir bis in die fernste Zukunft zur Verfügung stehen wird.«
»Ich werde dir dabei helfen«, versicherte Laire, obwohl er den Sinn dieses Plans nicht verstand.
In
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