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Silberband 106 - Laire

Silberband 106 - Laire

Titel: Silberband 106 - Laire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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nach dem Beutel griff, um den Inhalt zu begutachten, fuhr er hoch.
    »Wieder einmal am Träumen?«, fragte der alte Loower.
    »Und es ist immer der gleiche Traum«, bestätigte Muden-Sprengan.
    Der Waffenschmied nahm ein Tentakelende voll Sand aus dem Sack heraus und ließ ihn langsam zurückfließen.
    »Wie dieser Sand durch meine Tentakel rinnt, so vergeht die Zeit, junger Freund«, sagte Kemen-Ortep. »Und die Zeit dieses Universums schöpft aus einem schier unendlichen Vorrat.«
    »Was für ein Leben«, empörte sich der Jüngere. »Es beginnt mit Warten und wird dereinst mit Warten enden.«
    »Du wirst es lernen. Geduld zu haben ist nicht die Eigenart der Jugend.«
    Muden-Sprengan sah den Waffenschmied an. »Du hast keinen einzigen Impuls erlebt, und du wirst keinen erleben. Genau wie ich. Das lässt dich kalt?«
    »So ist es«, bestätigte Kemen-Ortep. »Was ich tue, hilft unseren Nachkommen, den nächsten Impuls zu empfangen. Und eines Tages wird unser Volk das Auge holen.«
    Muden-Sprengan griff in den Sack und hob ebenfalls Sand heraus. Er ließ ihn jedoch nicht zurückfließen, sondern streute ihn in den Wind. »Auch das ist symbolhaft«, sagte er ärgerlich. »Es zeigt, wie Zeit ebenfalls verstreichen kann – nutzlos!«
    »Mit dieser Haltung schändest du das Andenken von Männern wie Kumor Ranz und Zuhlen-Orb«, warf ihm der Schmied vor.
    »Glaubst du, dass sie wirklich gelebt haben? Vielleicht sind sie nur Gestalten einer erfundenen Geschichte, die uns in die Verantwortung nehmen soll.«
    »Für mich haben sie gelebt!«, rief Kemen-Ortep. Er nahm den Beutel und ging davon.
    Das war es!, erkannte Muden-Sprengan, während er dem Alten nachstarrte. Das war die Methode, wie er sein Leben zwischen zwei Impulsen ertragen konnte. Er musste an die Vergangenheit und an die Bestimmung der Loower glauben.
    Wie alt muss ich werden, um das zu lernen?, fragte sich Muden-Sprengan.
    Manchmal hockte Laire jahrelang auf dem Sockel der Unberührbarkeit und bewegte sich nicht. Er konnte den Prozess seiner Überlegungen nicht abstellen, obwohl er sich nichts sehnlicher als das gewünscht hätte. Er war auch nicht in der Lage, seiner Existenz aus eigener Kraft ein Ende zu bereiten, denn seine Erbauer hatten ihn mit einer entsprechenden Hemmnisschaltung ausgerüstet. Die Einsamkeit des Roboters war so vollkommen, dass er einen noch dümmeren Anhänger, als der konische Tork es gewesen war, mit Freude akzeptiert hätte. Das stupide Einerlei von Laires Dasein wurde nur unterbrochen, wenn der Ruf andie sieben Mächtigen erging und sie auf seine Ebene kamen, um den Einsatz vorzubereiten. Die Treffen der Mächtigen waren die einzige Abwechslung für Laire, aber sie fanden in so großen zeitlichen Abständen statt, dass er sich nach einer gewissen Zeit immer fragte, ob er nicht einer Halluzination erlegen war.
    Laires Einsamkeit gebar schließlich einen Traum, der sich zur fixen Idee auswuchs. Der Roboter beschloss, nach dem gestohlenen Auge zu suchen. Nur wenn er es zurückeroberte, konnte er sich wieder in die Bereiche jenseits der Materiequellen begeben, in sein eigentliches Zuhause. Nur dort würde seine schreckliche Verlassenheit ein Ende finden.
    Laire wusste, dass er nur eine Chance hatte, die Ebene zu verlassen – im Sporenschiff eines der Mächtigen.
    Die Sporenschiffe durchquerten weite Gebiete des Universums, und nur auf diese Weise würde er vielleicht eine Spur seines Auges finden. Er rechnete sich aus, was die Fremden mit dem Auge angefangen haben mochten. Dabei kam er zu dem Schluss, dass sie es sicher nicht behalten hatten. Als intelligente Wesen mussten sie früher oder später bemerkt haben, dass der Besitz des Auges mit Gefahren verbunden war. Es war möglich, dass sie aus dieser Erkenntnis heraus das Auge zerstört hatten. Noch wahrscheinlicher erschien ihm jedoch, dass sie sein Auge versteckt hatten, um es zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu holen, sobald sie in ihrer Entwicklung einen ausreichend hohen Wissensstand erreicht hatten.
    Laire war sich darüber im Klaren, dass keiner der sieben Mächtigen ihn freiwillig mit an Bord eines Sporenschiffs nehmen würde. Das bedeutete, dass er sich unbemerkt einschleichen musste, sozusagen als blinder Passagier. Dieses Problem beschäftigte ihn mehrere Jahrhunderte, und er tat kaum etwas anderes, als über die Lösung nachzudenken. Er tüftelte einen Plan aus, der ihm so perfekt erschien, dass es keinen Fehlschlag geben konnte. Dabei überließ er nichts dem

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