Silberband 106 - Laire
und versuchte, sich aus der Umklammerung des Helks zu befreien. Aber er konnte nicht einmal die Fingerspitzen bewegen. Er spürte einen Stich im Rücken, dann breitete sich blitzschnell Eiseskälte in seinem Körper aus.
Nur der Kopf blieb von der Kälte verschont. Haman konnte sehen, sprechen und denken. Durch den Sehschlitz erkannte er, dass die beiden Loower zu ihm kamen.
»Sie hatten Glück, Haman«, sagte einer. »Wir haben Ihre Unterhaltung mit Boyt Margor abgehört und konnten rechtzeitig eingreifen. Deshalb können wir Ihnen vielleicht das Leben retten. Nur bedauerlich, dass sich Margor der Verantwortung entziehen konnte.«
Gheröl erkannte Goran-Vran, der in letzter Zeit um seine Gunst gebuhlt hatte.
»Frath ist euch immer um eine Nasenlänge voraus.« Gheröl war nun sicher, dass seinem Verbündeten die Flucht gelungen war. »Ihn bekommt ihr nicht zu fassen. Und solange Frath auf freiem Fuß ist, seid ihr eures Lebens nicht sicher …« Er konnte nicht weitersprechen, da ihm der Mund verschlossen wurde.
»Wir müssen leider einen kleinen Eingriff an Ihnen vornehmen, Haman«, erklärte Goran-Vran. »Aber es ist nichts Bedrohliches. Wir holen nur aus Ihrem Magen, was Boyt Margor ihnen zu schlucken gegeben hat.«
Goran-Vran wich zur Seile und machte dem anderen Loower Platz. Gheröl erkannte Lank-Grohan, der die Hauptschuld an allem trug. Wie er diesen Psychologen hasste!
»Der Mann, der sich als Frath Koban ausgegeben hatte, heißt in Wirklichkeit Boyt Margor«, sagte der Loower. »Er ist alles andere als ein Freund der Menschen, denn er scheut nicht davor zurück, sein eigenes Volk in den Untergang zu treiben. Boyt hat auch Baya entführt, und wir können nur hoffen, dass er ihr kein Leid zugefügt hat.«
»Er begreift gar nicht, was du von ihm willst, Lank«, sagte Goran-Vran. Haman wusste, dass die Loower in ihrer Muttersprache redeten und der Translatorteil des Helks ihre Worte ins Interkosmo übersetzte. »Boyts Paratender tragen Scheuklappen, die sie die Wahrheit nicht erkennen lassen.«
»Scheuklappen?«, fragte Lank-Grohan. »Ist darunter eine Art Psycho-Sperre zu verstehen?«
»So könnten wir es interpretieren«, gab Goran-Vran zurück, während er die Diagnose vom Helk abrief. Nachdem er die Daten eingesehen hatte, sagte er: »Es ist noch einmal gut gegangen.« Er fuhr eines seiner Stielaugen aus und blickte durch Gheröls Sehschlitz.
»Sie hatten keine Ahnung, dass Boyt Margor Sie zu einer lebenden Bombe gemacht hat, Haman? Was er Ihnen als Stärkungsmittel gab, ist in Wirklichkeit ein nuklearer Sprengsatz. Die Mikrobombe hätte ausgereicht, unsere Neunturmanlage zu vernichten. Und Sie wären der Mittelpunkt dieser Explosion gewesen.«
Die Loower hatten den Plan vereitelt! Im ersten Erschrecken dachte Gheröl nur daran. Erst allmählich wurde ihm bewusst, welches Opfer ihn das gekostet hätte.
»Wir müssen Sie leider völlig betäuben, Haman …«
Die Stimme verhallte. Haman Gheröl nahm nichts mehr wahr.
Als er wieder sehen konnte, strebten Teile des Helks von ihm fort und formierten sich in einigen Metern Entfernung zu einem kegelförmigen Gebilde. Er fühlte sich noch schwindlig, darüber hinaus spürte er keine Nachwirkungen des Eingriffs.
»Es ist getan«, sagte jemand links von ihm.
Gheröl blickte in die Richtung. Dort stand Goran-Vran. Er hielt etwas zwischen den Greiflappen des linken Tentakels und zeigte es Haman. Es war eine erbsengroße Kugel.
»Die Bombe!«, erklärte er dazu. »Türmer, willst du sie entschärfen?«
Erst jetzt fiel Gheröl auf, dass er sich in völlig anderer Umgebung befand. Neben Goran-Vran und Lank-Grohan befanden sich vier weitere Loower in diesem Raum, der mit seiner technischen Ausstattung an eine Schaltzentrale erinnerte. Das musste die Türmerstube des Südturms sein. An den über den ganzen Körper geschlossenen Anzügen aus Neunecken erkannte Haman, dass drei der Anwesenden zu den Raumfahrern gehörten. Der vierte Loower stach durch eine Reihe besonderer Körperplatten hervor, die sich bei keinem der anderen fanden. Das musste der Türmer selbst sein, Hergo-Zovran.
Gheröl hätte sich bedenkenlos auf ihn gestürzt. Aber der bloße Gedanke daran bewirkte Lähmungserscheinungen. Die Loower hatten sich abgesichert.
Der Türmer nahm die Mikrobombe mit einer Tentakelbewegung an sich und warf sie in ein schwärzlich waberndes Feld, das in einer runden Öffnung der Schaltwand flimmerte.
»Wir werden den Sprengkörper zur Zündung
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