Silberband 106 - Laire
sie der Zufall vor dieser Entwicklung gerettet hatte. Doch eines Tages musste den Mächten von jenseits der Materiequellen bekannt werden, dass die Loower eine blühende Zivilisation entwickelt hatten. Dann war damit zu rechnen, dass sie der ausgebliebenen rückläufigen Entwicklung nachhelfen würden. Um sich davor zu schützen, hatten die Loower entschieden, den Unbekannten zuvorzukommen. Sie mussten eine Materiequelle durchdringen, um einen Präventivschlag in jenem Bereich zu führen, der als Ursprung der geheimnisvollen Mächte galt. Bisher waren alle Versuche der Loower, eine Materiequelle zu finden und zu durchdringen, kläglich gescheitert. Sie besaßen nicht den ›passenden Schlüssel‹, hatte Ranz treffend gesagt.
Nun waren sie in diesen Raumsektor gekommen, zu der Ebene mit der sie umgebenden Sonnenfülle, um sich den Schlüssel zu beschaffen.
Der Kommandant blickte auf. Nur einer der Schirme zeigte ihm die Ebene, jenes schon aufgrund seiner Position erstaunliche Objekt. Sie war in der Wiedergabe nicht mehr als ein leuchtender Balken, eine flackernde Linie, die sich nur zögernd stabilisierte und der man ihre Bedeutung nicht ansah. Trotzdem war der Hauch einer schicksalsträchtigen Einrichtung wahrzunehmen, der Pulsschlag unaussprechlicher Fremdartigkeit.
»Da ist sie! Der Treffpunkt der Mächtigen!«
Kumor Ranz wusste, dass jene Mächtigen, die sein Volk zum Bau des Schwarms veranlasst hatten, nicht mehr existierten. Sie waren von den Unbekannten jenseits der Materiequellen abgezogen worden, ohne dass Hinweise auf ihr Schicksal existierten. In extrem großen zeitlichen Abständen, die der Kommandant kaum zu erfassen vermochte, wurden die Mächtigen immer wieder gegen neue Gruppen ausgetauscht. Vermutlich geschah das, weil sie nach mehreren Aufträgen innerlich zusammenbrachen.
Die Ankunft neuer Mächtiger stand bevor, das hatten die Scouts von dem konischen Tork erfahren. Sieben Mächtige sollten in absehbarer Zeit auf der Ebene erscheinen. Sie würden die Aufgaben ihrer Vorgänger übernehmen: mit gigantischen Sporenschiffen Lebenskeime in den verlassensten Bereichen des Universums ausstreuen und Schwärme bauen lassen, die das aufblühende Leben mit Intelligenz erfüllten.
Die Ebene erschien inzwischen ein wenig größer. Sie lag unter den wirbelnden Sonnenmassen wie ein abgeräumtes Tablett, eine funkelnde Fläche überwältigender Leere und Einsamkeit.
»Macht das Beiboot startbereit!«, befahl der Kommandant. »Wir brechen in einer Stunde auf.«
Er übergab seinen Platz an den Kontrollen an Nisor Kuhn, der ebenfalls ein Mann mit überragenden Fähigkeiten war. »Falls ich nicht zurückkomme, wirst du die GOLSERZUR auf Heimatkurs bringen«, sagte Ranz und beorderte im nächsten Atemzug alle Ausgewählten in den Hangar.
»Hast du Angst?«, hörte er Vahrden Ol den Waffenschmied fragen.
Brozon Halv blickte starr vor sich hin. »Panische Angst«, gab er zu und zog die verkümmerten Flughäute schützend an seinen nierenförmigen Doppelkörper. Die Geste war eindeutig. Wäre es ihm möglich gewesen, er wäre auf der Stelle umgekehrt.
Ol nickte zögernd. »Eigentlich ist es bedauerlich, dass wir sieben nicht mehr voneinander wissen. Wir haben uns nicht einmal während des Flugs richtig kennengelernt.«
»Dafür war keine Zeit«, erwiderte der Waffenschmied. »Die Ausbildung war zu intensiv und gedrängt.«
»Ich stamme von Loowern ab, die den Schwarm auf der ersten Etappe begleiteten«, sagte Ol verträumt. »Später gaben meine Vorfahren ihre Stellung an jene Wesen weiter, die von den Mächtigen als Wächter des Schwarms ausgewählt worden waren.«
»Wie viel Schwärme mag es geben?«
»Niemand weiß das. Aber es sieht so aus, als sollten die Sporenschiffe bald wieder aufbrechen. Dann wird ein neuer Schwarm geschaffen werden.«
Der Kommandant wollte sich schon an den beiden Schwätzern vorbeischieben, da hörte er Halv fragen: »Wer wirst du sein?«
»Lorvorc«, antwortete Ol. »Und du?«
»Ich werde Bardioc sein.«
»Ob der Roboter darauf hereinfällt?«
»Ich weiß nicht. Wenn wir den Informationen trauen können, kennt der Roboter nur die Namen die sieben Mächtigen, die bald auf der Ebene ankommen werden. Er hat sie nie zuvor gesehen. Das ist unsere Chance.«
Sie schwangen sich in den Antigravschacht und glitten mit ausgebreiteten Häuten zum Hangar hinab. Durch das offene Schott konnte Kumor Ranz das Beiboot sehen, eine kompakte Masse aus blauem Stahl. Die Panzerungen waren so
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