Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
5!«
Der Terranische Rat für Unterricht und Kunst erklärte soeben zwei Wissenschaftlern der Loower-Delegation die aktuellen Kunstströmungen auf Terra, als der Anruf kam. Er entschuldigte sich, überließ die Loower dem Hypnoschuler und dessen Kompaktwissen über Kultur und machte sich auf den Weg. Während er sich entfernte, ließ er von seinem Armband den Aufruf dekodieren, um zu erfahren, wohin er sich wirklich begeben sollte.
Die Sicherheitsmaßnahmen waren in den letzten Stunden verschärft worden. Es kam vor, dass jemand blitzschnell von einer Konferenz abberufen und einem anderen Aufgabenbereich zugeteilt wurde. So wie eben. Es fanden ständig Scheinkonferenzen statt. Van Renekkon wusste, dass diese Ablenkungsmanöver nur dazu dienten, Boyt Margor in die Irre zu führen. Aber nicht selten verwirrten diese Arrangements die Beteiligten selbst. Offiziell befand sich Van Renekkon in diesem Augenblick in einer Besprechung der Terranischen Räte mit Fanzan-Pran, dem Stellvertreter des Türmers Hergo-Zovran.
Solange Van Renekkon selbst beteiligt war, sorgte er dafür, dass Margor auf diese Tricks nicht hereinfiel. Noch hatte niemand erkannt, dass er ein Paratender war. Aber Margor wollte nicht nur gewarnt werden. Er erwartete einen Hinweis, wann und wo er die versammelte LFT-Spitze antreffen konnte.
Vielleicht ergab Julian Tifflors Rückkehr eine Gelegenheit. Der Erste Terraner wurde in der Transmitterhalle von Imperium-Alpha erwartet – falls nicht auch das eine der vielen falschen Spuren war.
Van Renekkon verscheuchte diese Überlegungen. Er hatte keine Ahnung, warum er in diesen Sektor bestellt wurde. Womöglich sollte er einer Überprüfung unterzogen werden. Er musste Boyt Margor aus seinen Gedanken verbannen.
Um sogar einer Kontrolle durch die Gäa-Mutanten Howatzer, Vapido und ter Gedan standhalten zu können, schluckte er eine bewusstseinserweiternde Droge. Sie hatte zugleich eine hemmende Wirkung auf sein Unterbewusstsein. Erst als die Droge wirkte, ging er weiter.
Drei Männer sahen ihm erwartungsvoll entgegen. Im ersten Moment begriff er nicht, was das bedeutete. Dann erkannte er, dass der Mann in der Mitte – er selbst war!
Van Renekkon zuckte erschrocken zusammen. »Das ist …«, begann er, brach jedoch jäh ab, weil er fürchtete, von der halluzinogenen Wirkung der Droge genarrt zu werden.
»Nicht schlecht«, sagte einer der beiden Männer. »Wenn der Doppelgänger auf den Betroffenen selbst eine solche Wirkung hat, werden auch andere darauf hereinfallen.«
»Was hat das zu bedeuten?«, erkundigte sich Van Renekkon. Er befrachtete seinen Doppelgänger, der seltsam leblos und synthetisch wirkte.
»Jedes Regierungsmitglied bekommt ein Robotduplikat, sofern von ihm noch keines existiert«, erklärte einer der Männer. »Adams hat diese weitere Sicherheitsmaßnahme angeordnet, als bekannt wurde, dass Margor verblüffende Fähigkeiten dazugewonnen hat.«
Van Renekkon schluckte. Das komplizierte die Angelegenheit beträchtlich.
»Und was hat diese Konfrontation zu bedeuten?«, fragte er scharf.
»Wir müssen letzte Hand an den Doppelgänger legen«, erklärte der andere Mann. »Wir müssen jede Kleinigkeit berücksichtigen, denn er soll Ihnen zum Verwechseln ähneln, Terranischer Rat. Stellen Sie sich bitte dem Roboter gegenüber. Wir prüfen, wie weit die Übereinstimmung aufgrund der vorhandenen Daten gelungen ist.«
Van Renekkon kam der Aufforderung nach. Momentan war es ihm unmöglich, sinnvolle Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Droge erlaubte nicht, dass er sich in Gedanken mit Margor beschäftigte.
»Wir fertigen eine Projektion von ihnen, Terranischer Rat. Die holografische Aufnahme werden wir auf Ihren Doppelgänger übertragen, um eventuelle Unstimmigkeiten aufzuspüren.«
Van Renekkon sah, dass neben seinem Doppelgänger ein Ebenbild von ihm entstand. Die Projektion verschob sich bis zur Deckungsgleiche.
»Gut. Das Bild steht.«
Van Renekkon atmete auf. Er bemerkte, dass es zwischen seinem robotischen Doppelgänger und seinem holografischen Abbild einige Abweichungen gab.
»Wir müssen das Doppelkinn verstärken und bei den Tränensäcken noch eine Lage Biomolplast anbringen. Die Ohren sind etwas zu klein geraten, sie gehören gestreckt. Die Farbe der Augen stimmt, die Mundpartie könnte nicht besser getroffen sein. Nur die Stirnfalten gehören noch etwas vertieft. Okay, das wär's, Terranischer Rat. Wir danken für Ihre Hilfe.«
»Ist das alles?«, fragte Van
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