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Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Titel: Silberband 107 - Murcons Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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er sich einen bezahlten Urlaub.
    Er hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei. Seiner Meinung nach tat er die ganze Zeit über genau das, was ein gewissenhafter Reporter machen sollte: Er verschaffte sich persönliche Eindrücke von Dingen, die man einfach wissen musste. Wo stand geschrieben, dass er während dieser Beschäftigung mit Leichenbittermiene und stets bereitem Aufnahmegerät herumzulaufen hatte? Burstos Gedächtnis war ausgezeichnet. Er würde nichts von dem vergessen, was er in zahlreichen Gesprächen und während seiner Fahrten erfuhr.
    Selna seufzte. Sie stellte ihr Glas ärgerlich auf den Tisch zurück und sah sich demonstrativ um. Das Restaurant war mäßig besetzt, obwohl man hier ausgezeichnet und preiswert essen konnte. Aber es stand abseits der großen Straßen am Hang, ein malerisches Holzgebäude, an dem ein Schild mit dem verheißungsvollen Namen ›Zum rostigen Anker‹ prangte. Im Sommer musste man einen Tisch auf Wochen im Voraus bestellen – jetzt, Anfang Februar, verirrten sich nur wenige Besucher aus der Stadt hierher.
    Die Stadt, das war Salangen, ein altertümlicher Ort an der Küste, nördlich von Narvik. Vom Fenster aus konnte sie die Lichter sehen. Aber Selna fand wenig Gefallen an diesem romantischen Bild, denn zwischen Salangens hell erleuchteten Straßen und dem ›Rostigen Anker‹ lag der verschneite Hang. Sie hasste Schnee. Sie hasste auch die Kälte und das Eis, und am allermeisten hasste sie ihren Job, dem sie es verdankte, dass sie aus dem warmen, freundlichen Rom in das kältestarrende, frostige Salangen hatte reisen müssen.
    Daran war nur Bursto schuld. Wahrscheinlich hatte er mit Absicht ein Ziel gewählt, an dem Selna sich unmöglich wohlfühlen konnte.
    Sie hasste Bursto ebenfalls. Und um die Liste voll zu bekommen, fügte sie Hengus gleich hinzu.
    Hengus war der Redakteur, dem Bursto und Selna unterstanden. Er hätte Burstos Antrag auf dieses Unternehmen abschmettern können. Selna begriff nie, warum Hengus trotzdem eine Genehmigung nach der anderen erteilte, sobald Bursto von der Reiselust gepackt wurde. Hengus' schlimmster Fehler aber bestand darin, dass er stets Selna hinter seinem Reporter herschickte – offiziell als Assistentin, tatsächlich als Aufpasserin. Ihn störte es nicht im Mindesten, dass Bursto und Selna wie Hund und Katze waren.
    »Warum gehen wir nicht endlich?«, fragte Selna ungeduldig, als Bursto nach Minuten weiterhin schweigend nach draußen starrte.
    »Weil wir Zeit haben«, erwiderte er gelassen. »Warum haben Sie es so eilig? Hier drin ist es doch ganz gemütlich.«
    Natürlich wusste er sehr genau, warum Selna es eilig hatte, in das Hotel in Salangen zu kommen. Sie hoffte, allen bösen Erfahrungen zum Trotz, Hengus möge sich endlich aufraffen und Bursto nach Rom zurückbeordern. Selna schrak zusammen, als Bursto einem Kellner winkte – so etwas gab es im ›Rostigen Anker‹ tatsächlich noch. Bursto bestellte mit Sicherheit noch eine Flasche Wein, und sie war gezwungen, den ganzen Abend in seiner Gesellschaft zu verbringen.
    Zu ihrer Überraschung beglich Bursto die gemeinsame Rechnung, und plötzlich hatte er es eilig.
    »Kommen Sie schon!«, rief er ungeduldig, als Selna umständlich ihre pelzgefütterte Jacke anzog. »Trödeln Sie nicht so herum!«
    Er packte sie am Arm und zog sie zum Ausgang, bevor sie die Jacke richtig geschlossen hatte. Er riss die Tür auf, ein Schwall wirbelnder Schneeflocken hüllte sie ein.
    »Was um alles in der Welt ist in Sie gefahren?«, stieß Selna wütend hervor, als sie endlich im Gleiter saß und den Schnee auf ihrem Gesicht schmelzen fühlte.
    Bursto antwortete nicht. Er jagte den Gleiter schräg in den Himmel hinein, in einem Winkel und mit derart hoher Beschleunigung, dass Selna entsetzt verstummte.
    Die Nacht war kalt und windig, aber der Himmel war klar. Bursto ließ den Gleiter steigen. Selna brauchte einige Sekunden, ehe sie begriff, dass er gar nicht die Absicht hatte, nach Salangen zu fliegen. Im Gegenteil. Er nahm Kurs ins Landesinnere.
    Sie setzte zu einer neuen Frage an, schwieg dann aber doch. Schreckliche Ahnungen stiegen in ihr auf.
    Bursto war ihr nie ganz geheuer gewesen. Er benahm sich oft merkwürdig. Was, wenn er gerade jetzt vollends den Verstand verloren hatte?
    Sie schrie auf, als er wieder nach ihrem Arm griff. Diesmal packte er hart zu.
    »Lassen Sie mich! Ich habe Ihnen nichts getan. Lassen Sie mich bitte aussteigen.«
    Bursto sah sie verständnislos an, dann

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