Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
»Ist es denkbar, dass wir unsere Unterhaltung nur um wenige Stunden verschieben und mir ein Ort angeboten wird, an dem ich ungestört meditieren kann?«
»Meditieren? Was ist das?«
»Ausruhen«, interpretierte Pankha-Skrin.
»Brauchst du Hilfe?« Salsaparú sprang auf.
»Nur ein wenig Ruhe und Alleinsein.«
»Ich werde alles veranlassen!«
Die Vorsteherin der Unabhängigen Frauen eilte hinaus. Pankha-Skrin hörte sie Befehle geben, verstand aber nicht mehr, was sie sagte.
Schließlich kehrte Salsaparú zurück.
»Ich bitte dich, mit diesem Raum vorliebzunehmen. Er ist bequem und steht dir zur Verfügung, solange du willst.«
Pankha-Skrin nahm an, dass bei ihrem Entschluss auch andere Motive eine Rolle spielten. Zum Beispiel der Umstand, dass das Quartier der Vorsteherin bewacht wurde. Aber das war ihm egal. Er dachte nicht an Flucht, sondern musste erst mit seinen Gedanken ins Reine kommen.
Gleich darauf war der Quellmeister allein.
Das Skri-marton bereitete ihm heftige Schmerzen. Es schien auf den Impuls reagiert zu haben, den sein Bewusstsein nach dem Namen Murcon generiert hatte. Pankha-Skrin versuchte, die Tiefen entelechischen Denkens aufzusuchen, aber das Quellhäuschen schmerzte weiterhin.
Er konnte keinen einzigen entelechischen Gedanken zustande bringen. Sein Bewusstsein war voll und ganz auf die Ereignisse im Vordergrund konzentriert. Dieses ›Gasthaus‹ hatte einst Murcon gehört. Murcon aber war einer der sieben Mächtigen, die von den Herrschern jenseits der Materiequelle ausgesandt worden waren, um quer durch das Universum einen wichtigen Auftrag auszuführen.
Murcon hatte in einer der sieben Kosmischen Burgen gewohnt!
Das Große Gasthaus war nichts anderes als eine der Burgen!
Pankha-Skrin erkannte mit tiefer Dankbarkeit, dass er sein Ziel erreicht hatte. Er verstand nur nicht, wie dieses riesige Gebilde den ungeheuer empfindlichen Messgeräten der RIESTERBAAHL hatte entgehen können.
Die GONDERVOLD erreichte die fremde Galaxis mit ausgebrannten Triebwerken und reparaturbedürftiger Ausstattung. Als das Schiff aus der letzten Transition auftauchte, wollte Burnetto-Kup eine Grußbotschaft an den Türmer Hergo-Zovran senden, der das Auge aufbewahrte. Doch keiner der Transmiterm-Rotatoren war mehr in der Lage, Energie aus dem übergeordneten Kontinuum abzusaugen. Die GONDERVOLD war vorläufig gestrandet. Burnetto-Kup sorgte dafür, dass die Reparaturarbeiten sofort in Angriff genommen wurden.
Es verging nur kurze Zeit, da erschien in seinem Quartier ein Segment des Helks. Der junge Kommandant wusste, dass Nistor ihm keinen Boten geschickt hätte, wenn es sich nicht um etwas eminent Wichtiges handelte.
»Fremde Fahrzeuge nähern sich der GONDERVOLD!«, sagte das Segment. »Nach ihrer Bewegungsart zu schließen, werden sie unseren Standort in einer halben Stunde erreichen.«
»Um wie viele Fahrzeuge handelt es sich?«
»Siebzehn.«
»Besteht eine Chance, dass wir ihnen entkommen?«
»Keine.«
Burnetto-Kup und das Segment begaben sich in den Kommandostand. Die Unbekannten waren schneller, als der Helk errechnet hatte. Schon nach zwanzig Minuten erschienen sie in unmittelbarer Umgebung der GONDERVOLD.
Eine Kontrollleuchte zeigte an, dass der Hyperempfänger angesprochen wurde. Da er aber von demselben Energiereservoir abhängig war wie der Sender, verweigerte er den Empfang. Die Botschaft der Fremden lief schließlich auf dem elektromagnetischen Kanal ein. Burnetto-Kup sah sie auf dem Datenschirm auftauchen. Nahezu fassungslos erkannte er, dass die Nachricht in fehlerfreiem Loowerisch abgefasst war.
»Dein Raumschiff ist in einen Bereich eingedrungen, der von den Völkern dieser Galaxis überwacht und kontrolliert wird. Wir bitten dich, uns zu folgen. Unsere Absicht ist freundlich. Du dienst deiner eigenen Sicherheit, wenn du auf unsere Aufforderung eingehst.«
Ratlos sah Burnetto-Kup Nistors Segment an. »Sie beherrschen unsere Sprache. Wie soll ich mir das zusammenreimen?«
»Hergo-Zovran befindet sich in dieser Galaxis«, antwortete das Segment. »Vielleicht haben sie von ihm gelernt.«
»Was soll ich mit dieser Aufforderung tun?«
»Auf sie eingehen«, erklärte das Segment ohne Zögern. »Es bleibt keine andere Wahl!«
4.
Als Pritt das Pochen zum ersten Mal hörte, da ahnte sie, dass Salsaparús Hoffnung nicht in Erfüllung gehen würde.
Pritt lag auf dem Boden eines niedrigen Stollens, unter dessen Decke sich ein Strang von Röhren entlangzog. Sie dienten der
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