Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Silberband 107 - Murcons Vermächtnis

Titel: Silberband 107 - Murcons Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
offenbar nicht gerechnet. Bevor sie ihren Schreck überwinden konnten, brach die Garde unter den Knüppelschlägen der Angreifer zusammen. König Boronzot floh durch einen rückwärtigen Ausgang. Denselben Ausgang wollte auch sein Gefolge benützen. Aber die Angreifer waren über ihnen, bevor sich alle durch die schmale Tür zwängen konnten.
    In seiner Nähe sah Pankha-Skrin ein stämmig gebautes, dreiäugiges Geschöpf, das sich über ein bewusstloses Mitglied der Garde beugte. Dieses Wesen nahm das kleine Gerät an sich, das der Uniformierte um den Hals getragen hatte. Dann trat es auf den Quellmeister zu.
    »Ich bin die Schiefäugige Salsaparú! Du hast meinen Namen gehört, als Vajlan schrie. Ich bin die Vorsteherin der Unabhängigen Frauen, und wir sind gekommen, um dich abzuholen. Wenn jemandem die Ehre zusteht, einen Gastwirt als Gast zu haben, dann sind wir es!«
    Die folgenden Minuten waren selbst für den stets gelassenen Pankha-Skrin verwirrend. Salsaparú erteilte etwa der Hälfte ihrer Kämpferinnen einen Auftrag, der mit dem Quellmeister zu tun haben musste. Denn die Frauen nahmen Pankha-Skrin in ihre Mitte und geleiteten ihn fort, immer mit jener Hast, die diese Art von Wesen kennzeichnete und ohne Zweifel ein Symptom ihres völligen Mangels an Entelechie darstellte. Der Quellmeister hatte Mühe, mit den Kämpferinnen Schritt zu halten. Salsaparú, nahm er an, war mit dem Rest ihrer Truppe zurückgeblieben, um den Rückzug zu decken.
    Der Weg führte durch einen düsteren Gang. Als die Frauen eine große und hell erleuchtete Halle erreichten, hatten sie es plötzlich nicht mehr eilig. Pankha-Skrin schloss daraus, dass sie sich in Sicherheit befanden.
    In einem Antigravschacht schwebte er eine beträchtliche Strecke weit in die Höhe. Dann wurde er in einen Raum gebracht, der nach loowerischen Begriffen verschwenderisch ausgestattet war. Eine der Frauen bedeutete ihm mit Gesten, er solle es sich hier bequem machen. Da Pankha-Skrin kein Sitzmöbel fand, das seiner Körperform angepasst war, setzte er sich auf den Boden und wartete.
    Seine Geduld wurde auf keine lange Probe gestellt. Die Schiefäugige Salsaparú trat ein. Ihre Augen leuchteten. Als sie sprach, benutzte sie ebenfalls das kleine Übersetzergerät.
    »Unsere Aktion war ein voller Erfolg. Ehe Boronzot sich von seiner Überraschung erholte, waren wir längst wieder verschwunden. Hierher traut sich keiner der sogenannten Wahren Zaphooren.«
    Sie war offenbar freudig erregt. Pankha-Skrin nahm zur Kenntnis, dass die Zaphooren die seltsame Gabe besaßen, sich über Streit und Zwistigkeiten zu freuen – auch das ein Zeichen ihres Mangels an Entelechie.
    Salsaparú ließ sich in einem der Sessel nieder.
    »Sprich, Gastwirt!«, forderte sie den Quellmeister auf. »Wann wirst du uns aus diesem Gefängnis führen?«
    »Du nennst das Große Gasthaus ein Gefängnis?«, antwortete Pankha-Skrin ausweichend.
    »Was sonst sollte es sein? Unseren Vorfahren mag es hier gefallen haben, sonst hätten sie Murcon nicht beseitigt, um das Haus für sich allein zu haben. Aber wir sind zu fruchtbar! Niemand weiß, wie viel Hunderttausende, wie viel Millionen dieses Gasthaus bevölkern. Wir Frauen haben längst unsere Stimme erhoben. Aber hören die Männer auf uns? Nein! Die Reproduktion geht munter fort, und eines Tages werden wir anfangen müssen, uns gegenseitig aufzufressen, wenn wir am Leben bleiben wollen. Also sage, Gastwirt: Wann führst du uns fort?«
    Pankha-Skrin hatte von der wortreichen Aussage der Schiefäugigen nicht mehr viel gehört, nachdem jener eine Name gefallen war und sein gesamtes Bewusstsein mit Beschlag belegt hatte.
    »Sagtest du Murcon?«
    »Ja, Murcon«, bestätigte Salsaparú. »Kennst du ihn vielleicht? Ach was, das ist unmöglich. Ich kann zwar dein Alter nicht schätzen; aber Murcon – gerechte Götter –, das war vor unendlich vielen Jahren.«
    Etwas an Pankha-Skrins Haltung ließ die Schiefäugige aufmerken. Sie war nie zuvor einem Loower begegnet. Aber die Art, wie der Quellmeister sich nach vorne beugte, deutete an, dass er ungewöhnlich erregt war oder Schmerzen empfand. Salsaparú schien nicht zu wissen, was sie davon halten sollte. Der Fremde hatte auf der kranzförmigen Rundung, die seinen Körper anstelle eines Kopfes nach oben abschloss, einen halbkugelförmigen blauen Auswuchs. Dieser pulsierte heftig.
    »Leidest du?«, fragte die Schiefäugige besorgt.
    »Ein wenig zu viel Aufregung«, antwortete der Quellmeister.

Weitere Kostenlose Bücher