Silberband 107 - Murcons Vermächtnis
Vertreibung zu einem Verfall der Kenntnisse und des Forschungsdrangs gekommen sein. Spätere Generationen der Zaphooren hatten sich mit Murcons Technik vertraut gemacht und diese für ihre Zwecke genützt. Die Prinzipien hatten sie dennoch nie begriffen. Pankha-Skrin erkannte das an einigen halb fertigen Geräten, die Vajlans Leute begonnen hatten. Nach ihrer Fertigstellung hätten sie zu nichts getaugt.
Er gelangte an den Rand der großen Plattform, von der die Grauen Boten starteten. Das war jener rückwärtige Teil der großen Metallfläche, der von den darüber liegenden Abschnitten der Burg überwölbt wurde. Hier befand sich die Werft, in der die Techno-Spürer neue Graue Boten gebaut hatten, um die Verluste der Robotflotte an der Gefährlichen Grenze auszugleichen. Auch hier konnte von eigenem Schaffen der Zaphooren nicht die Rede sein. Die Werft war vollautomatisch. Im Lauf wer weiß wie vieler Generationen hatten Vajlans Vorgänger gelernt, die richtigen Knöpfe zu drücken. Den Rest besorgte die Anlage.
Die Existenz des zaphoorischen Volkes hing von dem einwandfreien Funktionieren einer Technik ab, die viele Jahrmillionen alt war und von den Zaphooren nicht verstanden wurde. So empfand es Pankha-Skrin. Der kleine Himmelskörper, auf dem sich Murcons Burg erhob, besaß nicht genügend Schwerkraft, um eine Atmosphäre an sich zu binden. Also hüllte er sich in ein künstliches Schwerefeld. Die entsprechenden Generatoren und Projektoren befanden sich wahrscheinlich irgendwo in der Tiefe, noch unterhalb Zullmausts Reich, nahe dem Mittelpunkt des Asteroiden. Was würde aus den Zaphooren werden, wenn die Maschinen plötzlich aussetzten – nachdem sie Jahrmillionen funktioniert hatten? Es gab niemanden, der sie instand setzen konnte. Der Zusammenbruch des künstlichen Gravitationsfelds wäre gleichzeitig der Untergang der Zaphooren.
Außerdem hatte Pankha-Skrin bislang noch keinen Ort zu sehen bekommen, an dem Pflanzen angebaut oder Tiere gehalten wurden. Er fragte sich, woher die Zaphooren Speise und Trank bezogen. Zweifellos wurden diese Güter von uralten Maschinen synthetisch erzeugt. Aber war ihr Rohstoffreservoir unerschöpflich? Und würden sie über die kommende Jahrmillion hinweg ebenso reibungslos funktionieren wie während der vergangenen?
Der Quellmeister kam zu dem Schluss, dass er, wenn er ein Zaphoore wäre, sich über ganz andere Dinge Sorgen machen würde als darüber, wie man der Enge der Burg entfliehen könne.
Nach langer Suche gelangte Pankha-Skrin in einen Raum, der mit Kommunikationsgeräten ausgestattet war. Nach einer kurzen Überprüfung fand er seine Vermutung jedenfalls bestätigt. Die großen Aggregate dienten der Langstreckenkommunikation und verwendeten eine fünfdimensionale Energieform.
Der Quellmeister spielte eine Zeit lang mit dem Gedanken, einen dieser Sender in Betrieb zu nehmen und eine Nachricht an die Loower zu senden. Aber die Aussicht, dass die Botschaft ihr Ziel erreichte, war zu gering.
Kleinere Geräte arbeiteten auf der Basis elektromagnetischer Schwingungen. Sie waren für die Kommunikation innerhalb der Burg gedacht. Die Aggregate waren vielfach beschriftet. Aber der Quellmeister kannte die Schrift der Zaphooren nicht – wenn es überhaupt die ihre war und nicht etwa die, deren Murcon sich bedient hatte.
Pankha-Skrin blieb nichts anderes übrig, als die an die Sender angeschlossenen Antennen zu analysieren. Er fand eine, die ein weit gefächertes räumliches Strahlungsmuster erzeugte. Die Antenne strahlte, wenn der Sender in Betrieb war, einen Kegel mit weitem Öffnungswinkel aus. Sendungen, die durch diese Antenne gingen, durchdrangen den gesamten Asteroiden.
Damit war Pankha-Skrin seinem Ziel einen großen Schritt näher. Er machte sich mit der Bedienung des Senders vertraut.
Der Quellmeister empfand Erleichterung, als eine Serie winziger Kontrollleuchten aufflammte. Über der Konsole entstand ein leuchtender energetischer Mikrofonring. Pankha-Skrin unternahm eine Reihe von Versuchen, um den Lautstärkeregler zu ermitteln. Danach brachte er das Übersetzergerät vor den schimmernden Ring und fing an zu sprechen.
»Hört mich, ihr Zaphooren – und ihr Oberhäupter der Bruderschaften und Vereinigungen. Zu euch spricht der, den ihr den Gastwirt nennt und um dessen Besitz ihr kämpfen wollt. Lasst mich eines vorwegsagen: Ich bin kein Gastwirt. Ich kenne ebenso wenig einen Weg aus dem Großen Gasthaus wie ihr. Aber ich glaube, ich kann einen Weg
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