Silberband 108 - Grenze im Nichts
explodiert!«, meldete Geurly.
»Das stimmt nicht«, sagte Cerveraux, bebend vor Furcht. »Kreyn wurde abgeschossen.«
Das Ende des vor ihm operierenden Flugkörpers kam auch für Ganerc-Callibso überraschend. Er sah ein blasses Aufblitzen in dem unzerstört gebliebenen Teil der Burg und im gleichen Augenblick die Explosion. Der Zeitlose landete auf einem zerrissenen Metallbrocken.
Ganerc musste sich erst mit dem Gedanken vertraut machen, dass das Wesen, dem er gefolgt war, Opfer eines Angriffs geworden war. Jemand hatte mit einer Energiewaffe geschossen.
Das bedeutete, dass es in der Kosmischen Burg seines Bruders Lorvorc zwei einander feindlich gegenüberstehende Parteien gab. Diese Erkenntnis galt allerdings mit der Einschränkung, dass das von Ganerc verfolgte Objekt ebenso gut Opfer einer automatischen Falle geworden sein konnte. Was immer der auslösende Faktor gewesen sein mochte – jeder, der sich in dieses Gebiet wagte, war ebenfalls bedroht.
Vielleicht hat dieses Ding mir sogar das Leben gerettet, dachte Ganerc-Callibso in einem Anflug von Sarkasmus. Er schaute sich nach seinem ständigen Begleiter um und stellte fest, dass dieser in respektvoller Entfernung angehalten hatte. Entweder wollte er in Ganercs Nähe bleiben und ihn weiter beobachten, oder er scheute sich plötzlich, weiter vorzudringen.
Der Zeitlose konnte umkehren und versuchen, in den Turm einzudringen, in dem Rhodan und Atlan gefangen waren. Die Frage, was im Zentrum der Ruine vorging, würde ihn trotzdem nicht loslassen. Ganercs Neugier war geweckt. Er wünschte, er hätte gewusst, was sich bei der Zerstörung der Burg in ferner Vergangenheit ereignet hatte. Vor allem interessierte ihn das Schicksal seines Bruder Lorvorc.
Vielleicht würde er eine Antwort auf alle Fragen im weitgehend unzerstörten Bereich der Burg finden. Er musste einfach weiterfliegen und herauszufinden versuchen, was vor sich ging. Dabei vertraute er auf den Anzug der Vernichtung. Dieses legendäre Kleidungsstück, das er einst erhalten hatte, um seine Funktion als Wächter des Schwarms zu erfüllen, hatte ihn schon in gefährlicheren Situationen vor dem Tode bewahrt. Er hoffte, dass es auch jetzt der Fall sein würde.
Trotzdem manövrierte er jetzt sehr vorsichtig und blickte immer wieder zurück. Er wurde weiterhin verfolgt, wenn auch in größerem Abstand als bisher. Der Beobachter schien durch den Tod seines Artgenossen einen Schock erlitten zu haben und seine Aufgabe nur noch mit äußerster Vorsicht zu erfüllen.
Als er näher herankam, erkannte Ganerc, dass der erhalten gebliebene Komplex größer war, als er vermutet hatte. Der intakte Sektor bestand aus einem Doppeldeck, das ein System von ineinander verschachtelten Räumen beinhaltete. Da Ganerc Technik und Architektur der Kosmischen Burgen kannte, war er dazu in der Lage, dieses Urteil abzugeben. Das Doppeldeck und die darin untergebrachten Räume bildeten eine rechteckige Riesenhalle, gut einhundert Meter hoch, mit einem Kilometer Seitenlänge. Die Breite der Anlage konnte Ganerc-Callibso noch nicht überblicken, schätzte sie aber auf mindestens fünfhundert Meter.
Erhebungen und Auswüchse waren nicht zu sehen, ebenso wenig Tore oder andere Öffnungen. Es war, als hätte jemand mit einem technischen Trick diesen Riesenkasten nachträglich ins Innere der Ruine gezaubert, so anachronistisch wirkte er inmitten der Trümmermassen. Doch der Trick hatte lediglich darin bestanden, diesen Sektor vor den allgemeinen Verwüstungen zu bewahren – so viel stand fest.
Nur ein Wesen, das sich innerhalb dieses Terrains gut auskannte, war zu solchen Schutzmaßnahmen in der Lage gewesen. Das hieß, dass dafür nur der Burgherr in Betracht kam.
Aber wozu?, überlegte Ganerc. Hatte sein Bruder irgendetwas aufbewahrt, was er für wertvoll genug gehalten hatte, um es der Nachwelt zu übermitteln? Vielleicht den zu dieser Burg gehörenden Schlüssel zur Materiequelle?
Diese Idee war unsinnig. Zur Aufbewahrung hätte ein Behälter von vergleichsweise winzigen Ausmaßen genügt.
Ganerc-Callibso bog nach links ab und näherte sich dem Komplex nun von der Frontseite. Dabei erblickte er das dort eingelassene große Tor. Es gab also doch einen Zugang, und er war erheblich größer, als nötig gewesen wäre, um einen Mächtigen passieren zu lassen. Die Maschine, die der Zeitlose gefunden hatte, konnte jederzeit hier abtransportiert worden sein.
Als Ganerc die Burg zum letzten Mal besucht hatte, war er vor der Ruine
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