Silberband 108 - Grenze im Nichts
Paratender sicher zur Erde brachte, konnte sie in den anderen Klausen ebenso vorgehen.
Sie nahm Santix' weinerliche Stimme nur unterbewusst wahr. Baya konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Das Leben vieler Menschen hing davon ab, wie gut sie die Möglichkeiten des Auges ausschöpfen konnte.
Sie hatte bis zum letzten Moment Angst vor der Verantwortung und war nahe daran, Margor das Auge doch zu geben. Nur die Gewissheit, dass der Gäa-Mutant ihr Vertrauen missbrauchen würde, ließ sie davor zurückschrecken.
Jetzt!, dachte sie.
Baya fühlte sich hochgehoben und davongewirbelt. Es war, als zerrte ein Mahlstrom der Elemente an ihr. Sie wurde in einen Strudel hineingerissen.
Sie wusste nicht, was geschah. Ihr war nur klar, dass dies keinesfalls der distanzlose Schritt nach Terra sein konnte. Unbekannte Kräfte hatten ihr Wunschdenken überlagert und aufgehoben.
7.
»Hat man je einen schöneren und energieträchtigeren SVE-Raumer gesehen?«, rief Pyon Arzachena überschwänglich.
»Zumindest nach dem Verschwinden der Mastibekks nicht mehr«, schränkte Hotrenor-Taak ein.
»He, Schneeflocke, aufgewacht!«, rief Visbone dem in grellen Farben leuchtenden MV-Roboter zu. »Du brauchst nicht mehr zu meditieren, wir sind unsere Sorgen los.«
»Ich meditiere nicht, ich erforsche mein Inneres«, erwiderte der Kristallroboter singend. »Ich entdecke permanent neue Aspekte der Schönheit an mir.«
»Ich kenne etwas, das schöner ist als du«, sagte Visbone.
»Das gibt es nicht!«
»Es ist die GORSELL.« Visbone lachte schallend.
»Banause!«, war alles, was der Roboter dazu sagte.
»Irre ich mich, oder hat sich die Energiezufuhr weiter verstärkt?«, fragte Arzachena nach einem prüfenden Blick auf die Instrumente.
»Es ist so«, antwortete Hotrenor-Taak. »Die Aufladung der GORSELL geht rascher vor sich. Zuerst war nur eine Energiequelle vorhanden, mittlerweile habe ich mehrere solcher Hotspots geortet, von denen ein steter Strom zu uns überfließt. Es sind insgesamt sieben.«
»Was ist mit der Natur dieser Energiequellen?«
»Ich weiß bislang nur, dass sie im Hyperraum oder in anderen übergeordneten Dimensionen liegen.«
»Letztlich zählt doch nur, dass wir über den Berg sind«, warf Visbone ein. »Und nur wenn wir genügend Energie haben, können wir auf UFO-Jagd gehen. Oder habt ihr schon vergessen, weshalb wir ins Solsystem gekommen sind?«
»Haben wir genug Energie?«, fragte Arzachena.
»Mehr als genug«, antwortete der Lare. »Die GORSELL ist voll aufgetankt. Wir könnten mit den vorhandenen Reserven leicht die nächste Galaxis erreichen und sogar zurückfliegen.«
»Ich verstehe ja, dass du die Gelegenheit nützen und die GORSELL bis an die Grenze des Fassungsvermögens auftanken willst. Aber du brauchst deshalb nicht gleich zu übertreiben.«
Hotrenor-Taak seufzte.
»Ich habe mich umgesehen«, ließ sich Schneeflocke vernehmen. »Ich habe meine Blicke ausgesandt und dieses Raumschiff von allen Seiten und aus jeder Perspektive betrachtet. Es ist überhaupt nicht schön, sondern mit Energie übersättigt, dick und fett. Ein hässlicher Energieball.«
»Bist du etwa eifersüchtig, Schneeflocke?«, erkundigte sich Visbone spöttisch.
»Ich habe es nicht nötig, eifersüchtig zu sein. Aber ich sage, wie es ist, und ich würde die Schönheit anderer jederzeit anerkennen. Die GORSELL ist hässlich.«
»Der Roboter hat recht«, pflichtete Hotrenor-Taak bei. »Die GORSELL ist inzwischen mit Energie reichlich übersättigt.«
»Dann lass es gut sein, Taak!«, rief Arzachena. »Mach endlich Schluss.«
»Das ist leicht gesagt«, erwiderte der Lare bedrückt. »Ich sehe keine Möglichkeit, den Energiefluss zu stoppen. Ich habe ihn nicht in Gang gesetzt und kann ihn nicht abstellen. Es nützt auch nichts, wenn ich die Aggregate ausschalte. Ich hoffte, dass der Zustrom von selbst unterbrochen würde, sobald die Aufnahmekapazität erreicht ist. Aber das war längst der Fall, und trotzdem fließt unaufhörlich neue Energie zu. Ich mache mir Sorgen, weil die Belastbarkeit der GORSELL nicht unbegrenzt ist.«
»Wenn es so weitergeht, wird das hässliche Schiff zu einer kleinen Nova werden«, mischte sich der Roboter ein. »Ein kosmisches Leuchtfeuer, wie man es selten sieht. Ja, das würde ich auch als schön empfinden.«
»So drastisch hättest du unsere Aussichten nicht schildern müssen«, sagte Visbone vorwurfsvoll.
»Das mag schon sein, aber ihr könnt ein so erhabenes Ereignis nicht entsprechend
Weitere Kostenlose Bücher