Silberband 108 - Grenze im Nichts
hatte. Aber er verfügte nun über einen SVE-Raumer, der jedem terranischen Raumschiff überlegen war, und er hatte den larischen Kommandanten und dessen Begleiter in seiner Gewalt. Alle drei waren zu Paratendern geworden.
Über den seltsamen Roboter in ihrer Begleitung war sich Margor noch nicht schlüssig. Aber das bereitete ihm keine Sorge.
Der Gäa-Mutant trauerte zwar dem Auge nach, gleichzeitig fragte er sich, ob diese Entwicklung wirklich so ungünstig war. Möglicherweise hatte er vieles falsch angepackt. In seinem Machtrausch hatte er mit dem schwierigsten Hindernis begonnen und seine Möglichkeiten vergeudet. Er wollte nun bescheidener beginnen und seine Macht langsam aufbauen.
Dass die GORSELL von den larischen Rebellen aus der Dunkelwolke Provcon-Faust stammte, weckte in Boyt Margor Heimweh. Erinnerungen an Zwottertracht wurden wach, wo er geboren worden war. Er lächelte, als er an die Zwotter dachte, jene seltsamen Zwerge, deren Vorfahren Meisterwerke der psychokinetischen Kunst erschaffen hatten. Sein Vater Harzel-Kold hatte diese Kunstwerke Psychode genannt, weil sie von ihren Schöpfern psionisch aufgeladen worden waren.
Sein Amulett, das er um den Hals trug, war ein solches Psychod. Es gab kaum ein Intelligenzwesen, das sich seiner Wirkung entziehen konnte. Baya Gheröl war eine der wenigen Ausnahmen.
Was sprach dagegen, dass er in die Provcon-Faust ging, an den Ort seines Ursprungs zurückkehrte und dort einen Stützpunkt errichtete? Auf den Planeten der Dunkelwolke konnte er leichter als anderswo seinen Eroberungsfeldzug gegen die Milchstraße vorbereiten.
Er konnte es auf einmal kaum erwarten, dort zu sein.
Der Kristallroboter näherte sich ihm, und das erinnerte ihn, dass er noch ein kleines Problem hatte. Er wusste bislang nicht, wie er diese Schöpfung der Gys-Voolbeerah einzustufen hatte.
»Ich bin schön«, sagte Schneeflocke in seinem Singsang, der dem Zwotter ähnlich war. »Ich hielt mich für die schönste Schöpfung des Universums, bis ich etwas tausendmal Schöneres schauen durfte.«
Margor war verblüfft, weil er diese Ovation auf sich bezog. Aber dann verstand er. Lächelnd hielt er sein Amulett dem Kristallroboter hin.
»Es ist schön«, sang Schneeflocke. »Es ist von so überwältigender Schönheit, dass ich mir klein und hässlich vorkomme.«
Da erkannte Boyt Margor endgültig, dass er vor einem neuen Anfang stand.
8.
Prener-Jarth hatte Hauptdienst in der Lotsenstation. Das bedeutete, dass er bevorrechtigt war, seine Dienste einem in die Dunkelwolke einfliegenden Schiff anzubieten. Allerdings kam es nur mehr selten vor, dass ein Raumschiff die Provcon-Faust besuchte. Point Allegro, wie die Terraner die Dunkelwolke auch nannten, schien allmählich in Vergessenheit zu geraten.
Viele von Prener-Jarths Kollegen hatten sich deshalb in die Dunkelwolke zurückgezogen und waren auf Vincran sesshaft geworden. Nur eine Handvoll Ausdauernde, die ihre Fähigkeit des Paralauschens aus Berufung zur Verfügung stellten, harrten aus. Prener-Jarth gehörte dazu. Auch Galinorg war einer dieser Ausdauernden. Er hatte die Lotsenstation gegründet, die aus dem Wrack eines terranischen Beiboots bestand.
Prener-Jarth hatte noch eine Stunde Dienst, dann sollte er von Grantor-Pont abgelöst werden. Es war ermüdend, auf die Ortungen zu starren und doch nichts anderes als die Turbulenzen des Staubmantels wahrzunehmen. Auf einen Funkspruch zu warten und immer nur das Knattern und Krachen der hyperstatischen Störungen aus der Dunkelwolke zu hören. Und falls irgendwann ein Anruf kam, dann war es einer wie dieser, den Prener-Jarth eben von einem seiner Kameraden erhielt.
»Pantarol«, meldete sich der Lotse. »Ich setze mich ab, mache eine private Kreuzfahrt durch die Plasmatische Sphäre. Das bringt wenigstens etwas Abwechslung. Kommst du mit, Jarth?«
»Ich bringe erst meinen Dienst zu Ende.«
»So lange will ich nicht mehr warten.«
Gleich darauf sah Prener-Jarth in der Bildwiedergabe, wie sich eine der sechs angedockten Fähren löste und in Richtung des Staubmantels entfernte, für den Galinorg den Begriff Plasmatische Sphäre geprägt hatte.
Es hieß, dass Galinorg mit den geheimnisvollen Kunstwerken der Zwotter zu tun gehabt hatte, die angeblich aus Paraplasma geformt waren. Den Ausdruck sollte er davon abgeleitet haben. Aber das mochte eine der vielen Legenden sein, die sich um den exzentrischen Vincraner rankten. So wie die, dass er auf die Heimkehr eines verschollenen Bruders
Weitere Kostenlose Bücher