Silberband 108 - Grenze im Nichts
unterschiedlich, aber im Geist von derselben Art. Spüren Sie unsere Verwandtschaft?«
Hotrenor-Taak wich einen Schritt zurück. »Der Alte ist nicht mehr klar im Kopf. Ich lehne ihn als Lotsen ab.«
»Das können Sie nicht«, widersprach Prener-Jarth heftig. »Entweder Sie akzeptieren den Ihnen zugewiesenen Lotsen, oder Sie gelangen nicht in die Provcon-Faust. Das ist eherne Regel.«
»Niemand kann mir zumuten, dass ich mein Schiff einem Irren anvertraue. Ich zahle gut für Ihre Dienste, wenn es sein muss, auch das Doppelte des veranschlagten Preises.«
»Es geht nicht ums Geld, sondern vor allem um die Ehre. Sie haben Galinorg beleidigt. Ich an seiner Stelle würde Sie gar nicht mehr durch den Staubmantel bringen. Und einen anderen Lotsen werden Sie nicht finden.«
»Nicht doch, Jarth.« Galinorg griff schlichtend ein. »Ich fühle mich keineswegs beleidigt. Gib nach und mach du den Lotsen. Mir liegt sehr viel daran, dass die GORSELL in die Provcon-Faust gelangt.«
Jetzt war es an Prener-Jarth, erstaunt zu sein. »Das ist wirklich dein Wunsch?«
»Ich kenne keinen besseren Lotsen«, versicherte Galinorg.
»Warum liegt dir so viel daran?«
»Du kennst die Geschichte von meinem verschollenen Bruder, Jarth. Er ist heimgekehrt.«
Prener-Jarth hielt dem fiebrigen Blick des Alten nicht stand und wandte sich ab. »Gut, ich mache es. Für dich, Galinorg.«
Ohne den Laren eines Blickes zu würdigen, verließ der Vincraner die Station und bestieg sein Fährschiff. Er wartete, bis Hotrenor-Taaks Beiboot Fahrt aufnahm, und folgte ihm zu dem SVE-Raumer, der hell wie eine Miniatursonne strahlte. Prener-Jarth folgte dem larischen Beiboot in die Strukturschleuse.
»Haben Sie überhaupt schon einen SVE-Raumer gelotst?«, erkundigte sich Hotrenor-Taak, nachdem sie den Hangar verlassen hatten und zur Kommandozentrale gingen.
»Schiff bleibt Schiff«, erwiderte Prener-Jarth einsilbig.
Hotrenor-Taak sah ihn von der Seite an. »Haben Sie gegen mich persönlich etwas, oder haben Sie Vorurteile gegen Laren?«
Der Vincraner zuckte die Schultern. Er hatte keine Lust, sich auf ein Gespräch einzulassen, und war nur hier, weil er das Galinorg versprochen hatte.
Die Kommandozentrale war kleiner, als Prener-Jarth bei der Größe des SVE-Raumers vermutet hätte – und sie war verlassen.
»Sind Sie allein?«, fragte er argwöhnisch.
»Ich habe Freunde an Bord«, antwortete der Lare mit leichtem Spott. »Aber die sind menschenscheu und haben sich deshalb zurückgezogen. Vermutlich werden Sie sie später noch kennenlernen.«
»Darauf lege ich gar keinen Wert. Es wird nötig sein, dass Sie mir die Funktionsweise der wichtigsten Ortungsgeräte erklären. Aber bevor wir dazu kommen, geben Sie mir bitte eine Funkverbindung zur Lotsenstation, Hotrenor-Taak.«
Der Lare schaltete wortlos. Als sich die Station meldete, fragte Prener-Jarth nach Galinorgs Befinden.
»Der Alte ist nicht mehr da«, antwortete Grantor-Pont. »Du warst mit dem Laren kaum weg, da startete er seine Fähre schon zur Dunkelwolke.«
Boyt Margor war in seinem Versteck nahe daran, die Geduld zu verlieren und einfach in die Kommandozentrale zu stürmen, um den Vakulotsen in seine Gewalt zu bringen. Wenn er diese probate Methode trotzdem nicht anwandte, dann aus gutem Grund.
Der Durchflug durch den Staubmantel verlangte den Lotsen ihr ganzes Können ab. Ein beeinflusster Vincraner hätte vermutlich nicht die erforderliche Konzentration aufbringen können. Innerhalb der mörderischen Strömungen war jeder Fehler tödlich. Dieses Risiko wollte Margor nicht eingehen.
Er registrierte zufrieden, dass die GORSELL Fahrt aufnahm und in die wirbelnden Staubmassen einflog.
»Wir stehen nur scheinbar still«, hörte Margor den Lotsen nach einer Weile sagen. »Tatsächlich werden wir von der Rotation des Staubmantels mitgerissen. Aber das zeigen Ihre Instrumente nicht an, Hotrenor-Taak, hier sind sie nutzlos. Die Paraplasmatische Sphäre hat ihre eigenen Gesetze.«
Margor zuckte leicht zusammen, als der Vakulotse den unüblichen Ausdruck gebrauchte. Paraplasmatische Sphäre – diesen Begriff hatte Harzel-Kold für den Staubmantel der Provcon-Faust geprägt, weil er überzeugt gewesen war, dass die Prä-Zwotter ihn mit ihren paramentalen Kräften erschaffen hatten. Paraplasma – der Stoff der Psychode.
Woher kannte Prener-Jarth den Ausdruck?
»Wir sind eingeschlossen und können in keine Richtung ausweichen«, hörte Margor den Lotsen wieder sagen. »Vor uns dehnt
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