Silberband 108 - Grenze im Nichts
überhaupt mithalten kann.«
»Du bist übergeschnappt!« Darin waren sich alle einig. Sie glaubten zu wissen, dass Seccor in den zweihundert Jahren seines Lebens unermessliche Reichtümer gehortet hatte. Er besaß Tausende Unterlagen über verschollene Schätze, Howalgoniumminen und andere Rohstoffvorkommen auf Dutzenden Welten.
»Willst du im Ernst behaupten, dass du mit der HOBBY-BAZAAR deines Vetters das große Geld gemacht hast, Egghead?«
Visbone winkte ab. »Das Unternehmen war eine Niete. Ich habe einen anderen Schatz gefunden, der viel zu groß für einen allein ist. Er hat einen Durchmesser von nahezu fünf Lichtjahren und vereinigt in sich zweiundzwanzig Sonnen … Mir gehört die Provcon-Faust mit allem, was drin ist.«
»Verstehe«, sagte einer der Kapitäne. »Mit mir kannst du um die Provcon-Faust spielen, ich setze das Solsystem dagegen. Aber gegen Seccor musst du um reale Einsätze spielen.«
»Ist dieser Einsatz real genug?« Visbone enthüllte das Psychod, das er inmitten des Laderaums aufgestellt hatte, in dem alle versammelt waren.
Nachdem er die faszinierten Kapitäne die Wirkung des Kunstwerks lange genug hatte spüren lassen, deckte er es wieder zu.
»Erkennt ihr nun, dass ich nicht verlieren kann? Seccor kann dem Psychod so wenig widerstehen wie ihr. Und glaubt ihr mir, dass dieses Ding mehr wert ist als Seccors Vermögen? In der Provcon-Faust gibt es mehr davon. Es gibt genügend Psychode für euch alle. Ihr könntet alle reich werden.«
»Wie gelangen wir in die Provcon-Faust?«, wollten die Kapitäne wissen, die ihre Schiffe an den Karawanenführer verpfändet hatten.
»Wenn ich Seccor besiege, gebe ich euch eure Schiffe zurück. Dann könnt ihr in die Provcon-Faust fliegen und euer Glück machen.«
Die Kapitäne kehrten zurück auf ihre Schiffe und verbreiteten die Nachricht, dass Egghead etwas von unermesslichem Wert besaß und dass er bereit war, seinen Besitz und das Geheimnis seines Erfolges gegen Seccors gesammelte Schätze zu verwetten. Dieser Verlockung konnte der Karawanenführer nicht widerstehen. Er lud Visbone zu einem Spiel auf sein Schiff ein. Visbone kam der Aufforderung sofort nach und brachte sein Spielkapital mit.
Dogmesh Aarn Seccor war groß und schlank. Verschiedene Körpermerkmale ließen ahnen, dass er wie Visbone Ara-Blut in seinen Adern hatte. Sein knöchernes Gesicht wirkte mumifiziert, und die Last der Jahre hatte ihn gebeugt. Da ihn seine schwachen Beine kaum mehr tragen konnten, bewegte er sich ausschließlich auf einem Gefährt fort, das an den Trageroboter des Supermutanten Ribald Corello erinnerte.
»Ist dein Spielkapital so mickrig, dass du dich dafür schämst und es vor mir versteckst?«, stichelte Seccor und deutete in die Richtung, in der seine Ortungsgeräte ein Deflektorfeld anmessen konnten. »Oder willst du dich nur interessant machen? Aber entweder enthüllst du deinen Einsatz, oder wir lassen es.«
»Wie du meinst, Seccor«, sagte Visbone. »Ich wollte dich nur schützen. Du solltest eine reelle Chance gegen mich haben.« Er schaltete den Deflektor aus, sodass der Karawanenführer freien Blick auf das Psychod hatte.
»Was soll das?« Seccor reagierte verärgert. »Dieser unförmige Klumpen ist völlig wertlos.«
»Betrachte ihn ruhig genauer, dann wird er dir seinen Wert verraten.«
Seccor betrachtete das Psychod eingehender. »Woher hast du es?«, fragte er schließlich gierig. »Ich muss es besitzen.«
»In der Provcon-Faust gibt es mehr davon.«
»Ich will das hier haben – und ich werde mir auch die anderen holen.«
Stunden später kehrte Visbone zu den Kapitänen zurück. »Ihr seid frei und könnt wieder über eure Schiffe verfügen!«, sagte er lachend.
»Du hast Seccor besiegt?«
»Das nicht«, gestand Visbone mit säuerlichem Grinsen ein. »Er ist unbesiegbar, das weiß ich jetzt. Trotzdem habe ich gewonnen. Ich habe das Psychod an Seccor verloren und bin nun sein Leibeigener. Aber was macht das schon? Ich gehe mit meiner Space-Jet an Bord seines Schiffes, und gemeinsam werden wir in die Dunkelwolke fliegen. – Und was werdet ihr mit eurer wiedergewonnenen Freiheit anfangen?«
»Wir fliegen ebenfalls in die Provcon-Faust!«
Darin waren sich alle einig. Visbone wusste, dass sich das schnell herumsprechen und andere Schiffseigner dieses Schlages anlocken würde.
Jota-Tempesto. Ein weitläufiges Tal, von sanften Hügelketten umsäumt. In der Mitte des Tales ein Ruinenfeld, die Überreste der einstigen Hauptstadt
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