Silberband 109 - Das Loch im Universum
verstehen, dass er den Translator einschalten solle. Ellert-Ashdon richtete sich auf und befolgte die Aufforderung.
»Nicht nur dein doppeltes Bewusstsein bedeutet eine Gefahr für uns, sondern auch die Tatsache, dass du einen undurchdringlichen Psi-Schirm aufbauen kannst.« Kalus taxierte den Gefangenen mit einem überaus missbilligenden Blick. »Tanjer zögert, das Urteil vollstrecken zu lassen, ich bin also gezwungen, eigenmächtig zu handeln. Die Exekution wird unverzüglich vorgenommen. Gibt es noch etwas, das du sagen möchtest?«
Fieberhaft überlegte Ellert, wie er Zeit gewinnen könnte, denn die Befreier mussten schon unterwegs sein. Es musste ihm gelingen, Kalus hinzuhalten.
»Ich weiß nicht, ob du deine Gedanken abgeschirmt hast, denn ich bin kein Telepath wie du. Ich schirme mich jetzt nicht mehr ab. Alle Sceddors sollen erfahren, wie du zum Mörder wirst. Dies ist keine reguläre Hinrichtung, wie du behauptest. Wenn Tanjer, der Primärwissenschaftler und damit Oberster Rat, einen Aufschub verlangt, so wird er gute Gründe dafür haben. Vielleicht hatte Blaker Erfolg und weiß nun, wie das Volk der Sceddors zu retten ist. Wenn du mich tötest, tötest du womöglich auch dein Volk.«
Kalus wirkte sekundenlang verwirrt. Er ahnte die Auswirkungen, die Ellerts Gedanken haben mussten. Doch den Fremden ohne plausibles Gegenargument töten zu lassen war schlicht unmöglich.
»Ich weiß, dass Blaker kein positives Resultat erzielt hat. Außerdem hat deine Flucht deine Gefährlichkeit bewiesen.« Kalus gab einem der neben ihm stehenden Sceddors einen Wink.
Der Mann trat näher, die Waffe auf Ellert-Ashdon gerichtet.
»Töte ihn!«, befahl Kalus.
Chworch und seine Gruppe, die er noch rechtzeitig hatte erreichen können, drangen in die Ruine ein, als er Ellerts letzte Worte esperte. Vor seinen Leuten erreichte der Astronom den Keller. In dem Moment empfing er Kalus' Tötungsbefehl. Zwei Sceddors, die sich ihm entgegenstellten, rannte er einfach um. Seine Gruppe besorgte den Rest und paralysierte sie.
Dennoch kam Chworch um Sekunden zu spät. Allerdings handelte da schon sein Kontaktmann. Der nämlich schlug dem Henker die Waffe aus der Hand und richtete seinen eigenen Strahler auf Kalus.
»Es ist endgültig genug! Nimm die Hände hoch, Kalus!«
»Das wirst du bereuen, Chworch!«
»Kaum. Ich sollte dich töten, aber ich habe kein Interesse daran, den Rest meines Lebens im Hangar zu verbringen. Verschwinde von hier! Wir sprechen uns später.«
Ellert-Ashdon hatte sich aus seiner sitzenden Stellung erhoben und kam mit ausgestreckter Hand auf Chworch zu. »Danke«, sagte er. »Das war im letzten Moment.«
»Der Dank gebührt meinem Freund«, erwiderte der Astronom und deutete auf seinen Kontaktmann. »Ohne ihn wäre ich zu spät gekommen. Doch wir müssen weg von hier, Kalus wird nicht untätig bleiben. Im alten Observatorium sind wir sicher.«
»Dort wird mich jeder vermuten.«
»Das spielt keine Rolle, denn offiziell kann Kalus wenig unternehmen. Der Rat steht nicht mehr voll hinter ihm.«
Es war schon heller Tag, als sie den alten Bau erreichten. Von der Höhe aus reichte der Blick weit nach allen Seiten. Niemand konnte sich dem Observatorium ungesehen nähern.
Chworch ließ fünf Sceddors als Wachen zurück, dann ging er, um weiteres Unheil zu verhindern.
Es war Tanjers Pflicht als Oberster Rat, die Befreiung des Gefangenen durch Chworch und seine Verbündeten offiziell zu verurteilen, obwohl ein Appell Ellert-Ashdons an die Bevölkerung nicht ohne Auswirkung blieb. Die Sceddors verlangten in der abendlichen Mentaldiskussion die Fortsetzung von Blakers medizinischen Untersuchungen.
Tanjer saß demnach zwischen zwei Stühlen. Allein diese Tatsache sorgte dafür, dass Kalus weiterhin unbehelligt agieren konnte. Lange dauerte es nicht, bis er Ellert-Ashdons neuen Aufenthaltsort kannte. Leicht würde es allerdings nicht sein, den Entflohenen wieder einzufangen. Auf einen Kampf mit Chworch und seinen Leuten durfte er es auf keinen Fall ankommen lassen.
Kalus traf Farkos und Lemg in dem abgeschirmten Raum im Forschungsinstitut.
»Wir werden eine ähnliche Taktik anwenden wie Chworch und einen angeblichen Überläufer unter seine Leute einschleusen. Nach allem, was geschehen ist, scheint es nicht ungewöhnlich, wenn jemand seine Meinung zugunsten des Fremden ändert. Lemg, wie wäre es mit dir?«
»Ich würde es versuchen, aber wie sähe dann meine Aufgabe aus?«
»Sorge dafür, dass
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