Silberband 109 - Das Loch im Universum
unter allen Umständen zu verhindern.
Gleichzeitig alarmierte der Astronom seine Vertrauten mit dem Kodewort und erteilte ihnen damit volle Handlungsfreiheit. Die einzelnen Gruppen wussten genau, was sie zu tun hatten.
Auch Blaker blieb nicht untätig, als er von der Gefangennahme erfuhr. Er war fest davon überzeugt, bei der zweiten Untersuchung brauchbare Hinweise zu finden, und drängte Tanjer, die Vollstreckung des Todesurteils hinauszuschieben. Damit stand auch er auf der Seite des Gefangenen, wenngleich aus anderen Motiven als Chworch.
Kalus änderte seine Absichten insofern, als er befahl, den Gefangenen an einen sicheren Ort zu bringen.
Das erfuhr Chworch durch seine Kontaktmänner. Seine Aktion lief an.
Sieben Sceddors führten Ellert-Ashdon durch die Straßen und stießen ihn in eines der halb verfallenen Häuser im Zentrum der Stadt.
Das Konzept befand sich nun in einem düsteren Kellerraum, den ein fahles Licht nur dürftig erhellte. Bevor die schwere Tür geschlossen wurde, gab einer der Sceddors Ellert heimlich ein Zeichen mit der Hand.
»Was sollte das bedeuten?«, fragte Ashdon mit abgeschirmten Gedanken.
»Keine Ahnung, aber es muss einer von unseren Freunden sein.«
»Ein Freund riet uns auch, ins Observatorium zu fliehen.«
»Keine falschen Schlüsse, Gorsty!«, warnte Ellert. »Das war kein Verrat. Nur zu logisch, dass sie am Stadtrand auf uns warteten. Ich hätte das in Erwägung ziehen sollen.«
»Ob Akrobath durchkommt und Hilfe holt?«
»Ich bin davon überzeugt. Übrigens ... hast du schon darüber nachgedacht, was passieren könnte, wenn sie die Hinrichtung tatsächlich durchführten?«
»Nein.«
»Unsere Bewusstseine würden vielleicht wieder frei. Aber das ist natürlich nicht sicher. Vom Körper gelöst, könnten wir unser Ziel jedenfalls besser erreichen und ES finden. Trotzdem habe ich so meine Bedenken. Willentlich haben wir es nicht geschafft, den Körper zu verlassen – also sind Veränderungen eingetreten, deren Natur uns unbekannt ist. Wir sind ein Doppelkonzept, und was nach dem Tod unseres gemeinsamen Körpers wirklich geschehen wird, wissen wir nicht.«
»Er muss demnach am Leben bleiben!«, sagte Ashdon entschlossen.
»Vorerst jedenfalls«, schränkte Ellert ein.
Ihr Mann nickte ein und fiel schließlich in tiefen Schlaf. Sie ließen ihn in Ruhe und beschränkten sich darauf, gelegentlich abgeschirmte Gedanken auszutauschen.
Tanjer machte eine ungeduldige Bewegung. »Das ist Erpressung, Kalus!«, sagte er schärfer als für gewöhnlich. »Du kannst nicht gegen das Gesetz handeln! Was ist denn schon dabei, wenn die Exekution um wenige Tage verschoben wird? Blaker ist von seinem Erfolg überzeugt.«
»Dem Beschluss des Rates entsprechend müsste der Fremde schon tot sein, Tanjer. Wenn du zögerst, werde ich das in die Hand nehmen und dem Gesetz Geltung verschaffen. Du wirst den Gefangenen nicht finden, er ist in einem guten Versteck. Nun, willst du deine Meinung noch ändern?«
»Nimm Vernunft an, Kalus ...«
»Ein Gedanke von mir, und der Gefangene lebt nicht mehr.«
»Ich habe mich bei der Abstimmung neutral verhalten, weil ich erst Blakers Resultat abwarten wollte. Auch schienen mir die Argumente des Astronomen Chworch von einiger Bedeutung zu sein. Du denkst in zu engen Bahnen, Kalus.«
»Ich soll wohl kosmisch denken wie Chworch? Das ist Unsinn! Dieser Fremde ist eine Gefahr für uns, und deshalb muss er unschädlich gemacht werden.«
»Und ich habe als Primärwissenschaftler das Recht, zumindest den Aufschub anzuordnen, was hiermit geschehen ist. Du musst dich fügen, Kalus.«
Der Physiker ging zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um. »Versuche ruhig, den Gefangenen zu finden«, forderte er Tanjer auf. »Morgen kannst du seine Leiche haben, sie schadet dann niemandem mehr.«
Er ging, ohne eine Antwort abzuwarten.
Kor traf seine Vorbereitungen, nachdem Chworch von der Unterredung mit Tanjer zurückgekehrt war und ihn informiert hatte. Dem Primärwissenschaftler waren die Hände gebunden, er durfte offiziell nichts gegen Kalus unternehmen.
Noch vor dem Morgengrauen kannte Chworch das Versteck, in dem der Fremde gefangen gehalten wurde. Ein wenig später erfuhr er durch seinen Kontaktmann in der Gruppe der Bewacher, dass Kalus eingetroffen war. Er setzte den nächsten Trupp seiner Leute in Marsch.
Inzwischen betrat Kalus den Kellerraum. Er wurde von zwei bewaffneten Sceddors flankiert und gab dem Gefangenen durch Handzeichen zu
Weitere Kostenlose Bücher