Silberband 109 - Das Loch im Universum
Chworch dich zu der Gruppe für das alte Observatorium einteilt. Das kann einige Tage dauern, zugegeben, aber das müssen wir in Kauf nehmen. Chworch hat nicht viele Vertraute, und wenn wir durchsickern lassen, dass wir einen Angriff auf das Observatorium planen, wird er die Wachen verstärken lassen – du wirst sicherlich dabei sein.«
»Und dann?«, fragte Lemg besorgt, denn nun ahnte er, was er tun sollte.
»Dann wirst du den Fremden töten.«
Lemg verlor ein wenig Farbe, sodass die Blutbahnen in seinem Kopf noch deutlicher sichtbar wurden. »Töten? Du weißt, was dann mit mir geschieht! Ich werde den Rest meines Lebens im Hangar ...«
»Abgesehen davon, dass du es für unser Volk tust, solltest du nicht vergessen, dass mein Einfluss auf den Rat groß ist. Selbst wenn es mir nicht gelingen würde, deine Verurteilung zu verhindern, so werde ich immer noch in der Lage sein, dir im Hangar zu helfen. Auch für Verurteilte gibt es dort ungeahnte Möglichkeiten.«
Lemg dachte lange nach und willigte schließlich ein.
Unbehindert hatte Akrobath das astronomische Institut erreicht. Als er dort von Ellert-Ashdons Befreiung hörte, setzte er sich wieder in Richtung des alten Observatoriums in Bewegung. Auf seinem Prallfeld stieg er bis zur Kuppel empor und glitt durch eine Fensteröffnung nach innen. Chworchs Leute waren informiert und daher nicht sonderlich überrascht.
Ellert-Ashdon war erfreut, den Roboter unbeschädigt wiederzusehen, und redete mit ihm über sein weiteres Vorhaben. Ellert bat den Roboter, Chworch aufzusuchen und ihn ebenfalls zu informieren.
Akrobath machte sich wieder auf den Weg zum Institut und wurde unverzüglich vorgelassen.
Chworch hörte aufmerksam zu, was ihm der Roboter berichtete. Zum ersten Mal erfuhr er von der Existenz von Superintelligenzen und von dem Unsterblichen, der ES genannt wurde. Damit erhielt er eine Bestätigung seiner philosophischen Theorien über kosmische Zusammenhänge, die keinem Zufall unterworfen waren, sondern von höher entwickelten Wesen geplant wurden.
Hinzu kam, dass er bei seinen Lauschoperationen, die der Bestimmung von Zielen der Kundschafterschiffe dienten, sehr oft mentale Impulse unbestimmter Herkunft aufgefangen hatte. Nun konnte er sich vorstellen, dass sie von einem Gemeinschaftswesen stammten.
Die Idee Ellert-Ashdons, eine telepathische Kontaktschaltung herzustellen und auf diese Weise Verbindung mit ES zu erhalten, faszinierte Chworch. Er stimmte sofort zu. Allerdings würde sich nicht vermeiden lassen, dass alle Sceddors von diesem Experiment erfuhren, denn eine Abschirmung würde unmöglich sein.
Akrobath verabschiedete sich von dem Chefastronomen mit dessen Zusicherung, dass er in wenigen Stunden mit seinen besten Kontakttelepathen im alten Observatorium sein würde.
»Du musst möglichst hoch fliegen«, riet Chworch zum Schluss. »Ich weiß, dass Kalus auch dich unschädlich machen möchte.«
»Meine Flughöhe hängt vom Niveau der Oberfläche ab, da ich Prallfelder benutze«, antwortete Akrobath ein wenig betrübt. »Aber ich kann sehr schnell sein.«
»Das ist vielleicht auch nötig.«
Akrobath beherzigte den Ratschlag und machte sogar einen größeren Umweg, da sein Start- und Zielort dem Gegner bekannt sein musste. Unbehelligt erreichte er das Observatorium und erstattete Bericht.
Chworch ließ inzwischen die Kontakttelepathen zu sich kommen und erklärte ihnen, worum es ging. Zur gleichen Zeit etwa wurde ihm ein Besucher gemeldet: Lemg, ein enger Mitarbeiter Kalus'.
Vergeblich versuchte Chworch, den gedanklichen Abschirmblock des überraschenden Besuchs zu durchbrechen, als dieser zu ihm geführt wurde. Der Schirm blieb auch stabil, als er ihn begrüßte.
»Schirme dich ab, Chworch«, verlangte Lemg. »Was ich dir zu sagen habe, geht nur dich etwas an. Ja, so ist es gut. Nun kann keiner unserer Gedanken mehr nach draußen dringen. Hör zu, was ich dir zu sagen habe ...« Ausführlich berichtete er von Kalus' heimtückischem Plan und schloss: »Sein Fanatismus geht so weit, dass er ohne Bedenken seine Freunde opfert, um sein Ziel zu erreichen. Ich habe mich zum Schein seinem Willen gebeugt, denke aber nicht daran, einen Mord zu begehen.«
»Ich danke dir, dass du zu mir gekommen bist, Lemg, und ich vertraue dir. Dein Handeln gibt uns eine neue Frist, in der Kalus nichts unternimmt. Du wirst mich offiziell zum alten Observatorium begleiten, wo der Fremde sich aufhält. Kalus muss annehmen, dass du dort auf deine Chance
Weitere Kostenlose Bücher