Silberband 109 - Das Loch im Universum
anzupeilen. Sie könnten uns für tot halten.
Ein Zeichen für unsere Freunde wäre gut.
Später, noch ist es zu früh.
Ashdon zog sich zurück, aber Ellert blieb wachsam. Er wurde das Gefühl nicht los, aus der Finsternis heraus beobachtet zu werden.
Irgendwo war ein Geräusch, aber es war nicht Akrobath, der zurückgekehrt wäre.
Das Warten wurde zur Qual. Die Geräusche mehrten sich, als schliche sich eine unsichtbare Armee allmählich an den Geflohenen heran.
Endlich tauchte in der Ferne Akrobaths Scheinwerfer auf. Als der Lichtschein in den Raum fiel, sah Ellert durch die geöffneten Augen des schlafenden Körpers kleine Schatten davonhuschen. Sie erinnerten ihn an terranische Ratten, waren aber größer.
Ellert entschied, den Körper schlafen zu lassen. Dadurch wurde die Unterhaltung mit Akrobath einseitig, da Ellert nicht antworten konnte.
»Der verlassene Tunnel führt noch zwei Kilometer weiter nach Süden, dann verändert er sein Aussehen«, berichtete der Roboter. »Von einer Station aus fahren regelmäßig Wagen ab, nach verschiedenen Richtungen außer nach Norden. Die Wagen sind ferngesteuert und oft leer. Ich vermute eine automatische Programmierung. Wir brauchten also nur einzusteigen.«
Als er keine Antwort erhielt, redete Akrobath weiter: »Das bedeutet allerdings ein gewisses Risiko, weil wir nicht vorhersehen können, ob unterwegs ein Passagier zusteigt. Die Wagen lassen auf beiden Seiten genügend Platz, um einen Fußmarsch durch den Fahrtunnel ungefährlich erscheinen zu lassen. – Wecke den Körper, damit du mir antworten kannst.«
Ellert tat ihm den Gefallen. Der Mann gähnte, dann streckte er sich. Sein Magen knurrte, und seine Stimme klang etwas heiser.
»Wir müssen etwas zu essen finden und zu trinken. Sonst hält der Mann nicht mehr lange durch. Der Marsch nach Süden hat Zeit bis morgen.«
»Er muss durchhalten!«, verlangte der Roboter. »Brechen wir auf?«
»Was ist mit diesen kleinen Wesen hier?«
»Parasiten, vielleicht verwilderte Haustiere der Sceddors. Sie könnten dem Mann als Nahrung dienen.«
»Dann fang eins!«
»Akrobath, der Großwildjäger!«, sagte der Roboter und verschwand in den Nebenkammern des Seitengangs. Schon nach wenigen Minuten kehrte er mit toter Beute zurück.
Der Mann würgte das rohe Fleisch hinunter, als er den Befehl dazu erhielt. Ellert nahm keine Rücksicht, denn er wusste, was von der Erhaltung des Körpers abhing.
Akrobath begab sich auf den nächsten Erkundungsgang.
Chworch versetzte sich in die Lage des Fremden, dessen endgültiges Ziel nur der Hangar sein konnte. Dorthin würde Ellert-Ashdon sich aber nicht sofort wenden.
Also nach Norden, in den unbewohnten Teil der Stadt.
Noch weiter nördlich lag das alte Observatorium. Es war seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt worden. Chworchs ursprüngliches Vorhaben, den Fremden dorthin in Sicherheit zu bringen, war durch dessen Flucht vereitelt worden. Nun galt es, einen anderen Ausweg zu finden. Er ließ Prenoch zu sich kommen.
»Unter Kalus' Jagdkommando sind auch Freunde von uns, die mit mir in Verbindung stehen und Informationen weitergeben«, stellte Prenoch klar. »Wir benützen einen Mentalkode. Bis jetzt wurde der Fremde nicht gefunden.«
»Gar nicht gut, denn dann wüssten wir, wo er ist«, sagte Chworch widerstrebend. »Die Exekution muss nach dem Gesetz öffentlich stattfinden, Kalus kann ihn also nicht einfach töten lassen. Das gibt uns Zeit, ihn nach einer Gefangennahme zu befreien.«
»Das würde uns entlarven.«
»Fürchtest du dich davor? Wir haben viele einflussreiche Männer auf unserer Seite. Kor und Blaker sprechen im Rat ein gewichtiges Wort. Zugegeben, wir haben einmal eine Niederlage einstecken müssen, aber inzwischen hat sich Blaker gute Argumente einfallen lassen.«
»Was unternehmen wir?«
»Noch nichts, Prenoch. Wir warten. Unsere Leute sind in der Stadt verteilt, auch im Hangar. Sobald der Fremde von Kalus gefasst wird, handeln sie.«
Kalus leitete die Suchaktion vom Forschungsinstitut aus über telepathischen Kontakt. Er kannte seine Widersacher, unterschätzte aber sowohl ihren Einfluss wie auch ihre Entschlossenheit, dem Fremden zu helfen. Für ihre Motive brachte er kein Verständnis auf. Was bedeutete schon das philosophisch verankerte kosmische Bewusstsein und Denken, wenn es um Sceddos Existenz ging?
Natürlich würde er sich an die Gesetze halten.
Der Wachtposten vor dem Quartier war getötet worden, seine Waffe fehlte. Also hatte der
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