Silberband 109 - Das Loch im Universum
wir alles von ihnen lernen, wenn sie bereit wären, ihr Wissen mit uns zu teilen.«
Ront schwieg, er war zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Fast bereute er es, seinem Fraggo den versteckten Auftrag gegeben zu haben, RK-1 zu informieren. Radamoz wusste nun von den Absichten der Regierung und würde nicht untätig bleiben.
Die Kolonne stoppte am Rand des Plateaus. Das Raumschiff war nun keine zweihundert Meter entfernt. Noch immer blieb alles ruhig.
Polaz befahl, ein leichtes Geschütz versteckt in Stellung zu bringen. Die Bewaffneten sollten sich über das Gelände verteilen und weitere Befehle abwarten.
»Kommen Sie, Ront! Jetzt sind wir gefordert.«
Der Astronom konnte das Zittern in den Knien nicht ganz unterdrücken, als er Polaz folgte. Der Regierungsmann schritt kräftig aus und blieb erst nach der Hälfte der Strecke wieder stehen.
»Nun kommen Sie schon, Ront! Wenn jemand in der Rakete ist, hat er uns ohnehin längst gesehen. Und wenn er uns töten wollte, hätte er das schon getan. Ich bewerte die Passivität als gutes Zeichen.«
Ront blieb neben Polaz stehen und setzte gerade zu einer Erwiderung an, als sich dicht über den Landestützen der Rakete eine runde Luke öffnete. Eine schmale Leiter wurde bis zum Boden herab ausgefahren. Augenblicke danach erschien oben in der Öffnung eine Gestalt, hob einen Arm und winkte.
»Das ist doch ... ein Scharzane!«, entfuhr es Polaz. »Wie ist das möglich?«
»Es kann kein Scharzane sein, er sieht nur aus wie wir«, vermutete Ront. Er konnte seine Erleichterung kaum verbergen, dass sie es nicht mit einem Monstrum zu tun hatten.
Polaz setzte sich wieder in Bewegung. Er konnte seine Erregung kaum noch meistern. Zum ersten Mal gab es wohl Kontakt mit einer außerscharzonischen Intelligenz. In wenigen Minuten würde er Gewissheit haben. Gleichzeitig stiegen die Bedenken in ihm hoch. Wie sollte man der Bevölkerung von Scharzo beibringen, dass es intelligentere Wesen als sie gab ...?
Der Fremde kam die Leiter herab.
Er trug eine einfache Kombination mit einem breiten Gürtel, in dem undefinierbare Gegenstände steckten. Auf der Brust baumelte ein kleiner Kasten, der mit einem Riemen befestigt war. Dicht vor Polaz und Ront blieb er stehen, und als er sprach, erklang seine Stimme zusätzlich in verständlichen Worten aus dem Kästchen.
»Ich hoffe, dass meine unerwartete Ankunft Sie nicht allzu sehr erschreckt hat. Allerdings erlaubt mir der Stand Ihrer Technik und Zivilisation die Vermutung, dass Sie schon seit geraumer Zeit auf eine Begegnung wie diese vorbereitet sind. Übrigens werde ich Sie so gut verstehen können wie Sie mich – der Kasten auf meiner Brust ist ein Übersetzungsgerät.«
Polaz hatte seine Verblüffung schnell überwunden. »Willkommen auf Scharzo«, sagte er gefasst. »Ich stehe vor Ihnen als der offizielle Vertreter unserer Regierung. Leider muss ich eingestehen, dass Ihr Erscheinen einige Probleme aufwirft ...«
»Ich bin durchaus informiert«, sagte Ellert. »Aus aufgefangenen Funksendungen kenne ich Ihre Schwierigkeiten. Das ist auch der Grund, warum ich Ihre Auffassung teile, dass unsere Begegnung geheim bleiben soll, solange das möglich ist.«
Polaz erholte sich von seiner zweiten Überraschung.
»Sie ersparen mir lange Erklärungen. Ach ja, mein Begleiter ist Ront, ein Vertreter der Wissenschaft.«
»Und die Männer, die bei den Fahrzeugen geblieben sind, gehören dem Ordnungsdienst an. Er ist überflüssig, soweit es mich angeht, aber ich freue mich, einen Ihrer Wissenschaftler begrüßen zu können. Ich werde mich gern mit ihm unterhalten, zumal meine Landung nicht ganz freiwillig geschah. Die technischen Einzelheiten wird Ihnen mein Roboter erklären. Ich bin überzeugt, dass Sie ...«
»Roboter?«
»Erschrecken Sie nicht, wenn Sie ihn sehen. Er ist ein wenig ungewöhnlich, aber durchaus friedlich. Wir benötigen einige Ersatzteile für Reparaturen. Alles Dinge, die Sie zweifellos besitzen. Was allerdings die Bezahlung angeht ...«
»Machen Sie sich deshalb keine Sorgen«, unterbrach Polaz. »Geben Sie unseren Wissenschaftlern einige Informationen, das genügt.«
»Sehr geschäftstüchtig«, lobte Ellert. »Und ein guter Vorschlag, das gebe ich zu. Unsere Diskussion wird sehr interessant werden.«
Nachdem Polaz dem Präsidenten Bericht erstattet hatte, begab er sich noch am gleichen Abend zu dem eiligst einberufenen Krisenstab, um die Wissenschaftler zu informieren. In bewegten Worten schilderte er
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