Silberband 110 - Armada der Orbiter
Scharen weiter vorgedrungen waren. Immer neue Scharen brandeten gegen die weißen Steinburgen und wurden von den Waffenstrahlen der Urbaniten fortgebrannt. Aber die Reserven der Invasoren schienen unerschöpflich zu sein.
Als der flammend rote Sonnenball zwischen den Bergspitzen auftauchte, zog er sein Schwert. Während er die Waffe langsam drehte, reflektierte die Klinge das Sonnenlicht in gleißenden Strahlenbündeln, die vom Tempelberg aus die Wogen der Roboterheere lichteten.
Seine Zuversicht stieg. Die Invasoren hatten es nicht geschafft, noch während der Nacht den Tempelberg zu stürmen, in der Zeit, in der er wehrlos gewesen war. Aber nun zogen sie sich von den Steinburgen zurück und wälzten sich in einer gewaltigen Lawine heran.
Auch von den Raumschiffen fauchten grelle Strahlbahnen heran. Sie wurden von dem unsichtbaren Schild seiner Rüstung abgewiesen.
Die Strahlenbündel seines Schwertes rissen immer neue Lücken in die Phalanx der heranwogenden schwarzen Kampfmaschinen. Doch über den Bergen im Süden kamen weitere Raumschiffe. Hunderte griffen mit ihren Strahlkanonen den Tempelberg an.
Zwar hielt der unsichtbare Schild seiner Rüstung, aber die schwächere Abschirmung des Tempels flackerte bedrohlich unter dem neuen Beschuss – und immer mehr Raumschiffe verdunkelten den Morgenhimmel. Als er den Tempelberg unter seinen Füßen wanken spürte, sank seine Zuversicht. Die Übermacht war zu groß.
Die Abschirmung des Tempels glich einer flammenden Lohe. Der Fels wurde allmählich glutflüssig, Magmabäche ergossen sich in die Tiefe, und der Boden schwankte stärker.
Er schaute immer öfter in den Zenit, doch die Schiffe der Dienenden, die er gerufen hatte, ließen auf sich warten. Offensichtlich wurden sie von den Flotten der Invasoren in einer Raumschlacht gebunden.
Mit tosendem Knistern brach die Abschirmung des Tempels zusammen. Die uralten Mauern glühten auf.
Erneut rief er die Schiffe der Orbiter. Er ahnte jedoch, dass die Flotte zu spät kommen würde, um Grilshome vor den Invasoren und den Tempel und ihn vor dem Ende zu retten.
Noch rissen die Strahlenbündel seines Schwertes Lücken in die Armee der schwarzen Roboter ... Noch hielt sein Schild dem heftiger gewordenen Feuer der Raumschiffe stand ... Aber dann sank der Tempel aufglühend in sich zusammen, und da wusste er , dass sich hier und jetzt sein Schicksal erfüllen würde.
Und mit einem gellenden Schrei schlug er die Augen auf.
Pearl Simudden wusste nicht, wer er war und wo er sich befand. Er schlug schreiend um sich, bis ihm die Lautlosigkeit auffiel, die ihn umgab ...
Seine unkontrollierten Bewegungen hörten fast schlagartig auf; der Verstand erfasste die Unwirklichkeit der Situation, in der er sich eben noch geglaubt hatte. In dem Moment wusste er wieder, wer und wo er war. Sein Blick erfasste das zerwühlte Bett und die Decke, die er heruntergerissen hatte, als er auf den Boden gefallen war.
Er hatte geträumt.
Seine rechte Hand ballte sich zur Faust, doch ein stechender Schmerz zwang ihn, die Finger wieder zu öffnen. Verblüfft sah er die verbrannte Haut: ein feuerrotes Muster, das sich vom Handballen in Richtung Daumen zog – und das gleiche Muster an den Innenseiten der Finger.
Ungläubig hob er die Hand dicht vor die Augen. Das Brandmal war trocken, aber es war vorhanden – und ebenso vorhanden war der für Brandwunden typische Schmerz.
Konnte er sich an etwas verletzt haben, was er nur geträumt hatte ...?
Das ist unmöglich!, sagte er sich. Was habe ich eigentlich geträumt?
Je länger er darüber nachgrübelte, desto mehr zerrannen die Ahnungen von Ereignissen und Dingen, die sich in seinem Traum abgespielt hatten.
Ich trug etwas, das ein Strahlengewitter von mir fernhielt – und ich glaube, ich hielt ein Schwert in der rechten Hand. Ich war nicht ich, aber ich weiß nicht mehr, wer ich war und was ich dort tat, wo ich mich befand.
Pearl Simudden war gewillt, das alles als bösen Albtraum abzutun. Wäre nur nicht das Brandmal gewesen; es war so verdammt real.
Der Akone blickte sich um – und dabei geriet etwas in sein Blickfeld, was er vorher ignoriert hatte.
Der Simultankomplex!
Er wollte sich nach dem rätselhaften Gerät bücken, zuckte aber im letzten Moment zurück.
Ich habe das Ding unter meiner Bettdecke verborgen, damit es niemand sieht, der vielleicht nachts in meine Unterkunft eindringt!, durchfuhr es ihn heiß. Der Simultankomplex erzeugt Emotionen, wenn ich seine Erhebungen
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