Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
hustete.
»Rauchen Sie bloß nicht in der Nähe von Orbitern dieses Kraut, Kaktus!«, sagte er warnend. »Die Doppelgänger würden das für einen Giftgasangriff halten und zum Gegenangriff übergehen. Ist das überhaupt Tabak?«
»Selbstverständlich, Tiff.« Arzachena grinste. »In den Hydroponiktanks der HOBBY-BAZAAR selbst gezogen. Zugegeben, der Samen stammt von mutierten Tabakabkömmlingen, aber mir schmeckt das Kraut.«
»Wie sollen wir vorgehen?«, fragte Hotrenor-Taak.
»Ich schreibe Ihnen nichts vor. Die endgültige Entscheidung lässt sich sowieso erst vor Ort treffen.«
Arzachena nahm die Pfeife aus dem Mund.
»›Vor Ort‹ ist eine gute Bezeichnung, Tiff. Sie erinnert mich an meine Zeit als Prospektor.« Er seufzte. »Wenn ich daran denke, wie ich meinen Jahrtausendfund auf Hertschos gemacht habe ...!«
»Wo du beinahe ums Leben gekommen wärst, weil deine Ausrüstung museumsreif und voller Defekte war – und das auf einer luftlosen Eiswelt!«, rief der Lare. »Aber halten wir keine langen Reden, sondern brechen wir auf. Wo steht die VARAULT VENCHKE, Tiff?«
»Raumhafen von Terrania, Sektor für GAVÖK-Schiffe«, antwortete der Erste Terraner. »Ich wünsche Ihnen beiden viel Glück und gesunde Heimkehr.«
Pyon Arzachena klopfte seine Pfeife auf der Tischplatte aus, dann stand er auf.
Julian Tifflor blickte dem Laren und dem Prospektor nach, bis das Schott sich hinter ihnen geschlossen hatte. Dann erst fiel sein Blick auf das Aschenhäufchen auf dem kleinen Marmortisch. Er seufzte.
»Hoffentlich bleibt von den beiden mehr zurück als das«, sagte er besorgt.
Am Morgen des 30. Juni 3587 – terranische Standardzeit – ging ein Wolkenbruch über Trade City nieder und setzte vorübergehend die Straßen unter Wasser. Da die Invasoren alle wichtigen Systeme sowie die robotischen Hilfsdienste stillgelegt hatten, konnte das Wasser nicht abgepumpt werden und ergoss sich an manchen Stellen in die Subetagen der Häuser, wo es zu Kurzschlüssen kam.
Die Kommandotrupps der Orbiter in der Stadt unternahmen nichts. Sie brachten sich lediglich vor den Fluten in Sicherheit.
Zarcher gab daraufhin Anweisung, dass die Ausgangssperre auf die Zeit von zwanzig Uhr bis sieben Uhr beschränkt werden sollte, damit die Garbeschianer von Trade City in der Lage waren, sich mit Kleinigkeiten des persönlichen Bedarfs zu versorgen. Beim Entschluss zu dieser Erleichterung spielte auch die Überlegung mit, dass sich das Verhalten der Garbeschianer erheblich besser untersuchen ließ, wenn sie sich einigermaßen frei bewegen konnten.
Als dem Kommandeur wenig später gemeldet wurde, dass die Robotfeuerwehren von Trade City ausgerückt waren und das Wasser aus den Subetagen pumpten, obwohl die betreffenden Steuerpositroniken noch desaktiviert waren, ordnete er eine gründliche Untersuchung des Vorfalls an. Er vermutete sofort, dass die geheimnisvolle mobile Positronik damit zu tun hatte.
Die mit der Untersuchung beauftragten Kommandos stellten tatsächlich fest, dass die Robotwehren beziehungsweise ihre Eigenpositroniken durch kodierte Impulsgruppen aktiviert worden waren, die von einer nicht genau zu lokalisierenden Position unter der Planetenoberfläche gesendet worden waren.
Zarcher schickte Kampfkommandos mit Robotmaulwürfen los. Die Maulwürfe bohrten sich mithilfe von Feldfräsen durch das Gestein der Planetenkruste und suchten die Gegend ab, aus der die Impulsgruppen mit großer Wahrscheinlichkeit gesendet worden waren.
Sie fanden unter anderem einen alten Tiefbunker, der mit dem weitverzweigten ersten und größtenteils nicht mehr benutzten Kanalisationsnetz von Trade City verbunden war. Von dort aus hätten die Impulsgruppen gesendet werden können – und zwar nur von einer sehr hochwertigen Positronik.
Aber von der betreffenden Positronik gab es weit und breit keine Spur. Offensichtlich befand sie sich in einem Geheimversteck und hielt sich für die nächsten Gegenmaßnahmen bereit.
Zarcher sah darin die Bestätigung seiner ersten Vermutung über die Ruhe und Gelassenheit, mit der die Garbeschianer von Olymp auf die Invasion reagierten. Es war eine überhaupt nicht für die Wildheit der Garbeschianer typische Reaktion – und Zarcher hatte sofort einen Bluff dahinter vermutet. Die Garbeschianer wollten den Orbitern einreden, sie seien keine Garbeschianer. Deshalb beherrschten sie sich mit beinahe unglaublicher Willenskraft.
Solange die mobile Positronik den Garbeschianern immer wieder half, die
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