Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
Aber die Psychode sind die ruhenden Gegenpole zu den aufgewühlten Geistern der Körperlosen.
»Wenn du die Wahrheit kennst, Chembees, wird dir die Ausstrahlung nichts mehr anhaben können«, beantworte ich seine Frage.
»Einverstanden. Aber versuche nicht, mich hereinzulegen.« Seine Geste mit der Waffe ist unmissverständlich.
Chembees folgt mir in einigem Abstand. Ich drehe mich nicht nach ihm um, denn ich spüre seine Nähe. Er ist vorsichtig und glaubt, ich könnte ihm Schaden zufügen. Er kennt uns Läander noch immer nicht gut genug. Ich will ihn lediglich zu Tezohrs Psychod führen, damit er von meinem Lehrmeister selbst erfährt, welchen Schritt mein Volk tut.
Aber wir erreichen das Ziel nicht.
Kaum haben wir den Wohnberg betreten, schreit Chembees gellend auf. Ich sehe gerade noch, wie er auf das erste Psychod feuert.
Ein furchtbarer Knall ertönt. Das Kunstwerk stürzt in sich zusammen und löst sich auf. Von einem unwiderstehlichen Sog erfasst, vergeht Chembees ebenfalls im Zentrum der Implosion.
Die Zerstörung des Psychods entsetzt mich. Ich wusste nicht, wie verletzlich die Hinterlassenschaft der Körperlosen ist.
Ich treffe Gwester am Fuß des Wohnbergs. Er kommt allein in einem Beiboot und hat nicht einmal eine seiner Maschinen dabei.
»Wieso verhandelt Tezohr nicht mit mir?«, herrscht er mich an. »Seit wann lässt der König sich von einer Konkubine vertreten?«
»Tezohr ist nicht mehr in Arla Mandra«, antwortete ich. »Ich habe seine Stelle eingenommen.«
»Wenn Tezohr verhindert ist, hält er bestimmt Kriegsrat mit den Weisen.« Gwester ist nun ganz Soldat, für ihn ist alles Strategie, Alternativen kennt er nicht. »Richte ihm aus, dass wir uns nur mit eurer bedingungslosen Kapitulation zufriedengeben. Das ist meine Antwort auf eure Kriegserklärung.«
»Welche Kriegserklärung?«
»Die Attacke auf geistiger Ebene gegen uns kann nur als Kriegserklärung aufgefasst werden.« Er macht eine Geste, die den ganzen Wohnberg umfasst. »Unsere Ortungen haben erkennen lassen, dass der mentale Angriff von diesem Bunker ausgeht. Ihr versucht, uns hypnosuggestiv zu beeinflussen. Aber wir sind gewappnet. Der Helm, den ich trage, wehrt parapsychische Kräfte ab. Ihr hofft, dass eure Geisteswaffen unserer Technik überlegen sind. Wir werden euch das Gegenteil beweisen.«
»Wir wollen nicht kämpfen«, sage ich.
»Dann also Kapitulation?«
»Keines von beidem. Wir haben erkannt, dass die Petronier uns nicht bei der Bewältigung unserer Probleme helfen können. Ihr steht hier auf verlorenem Posten. Ohnehin wird der Tag kommen, an dem ihr uns eure Technik nicht mehr aufzwingen könnt. Wir gehen fort. Die Attacke auf geistiger Ebene, wie du es nennst, war nur eine unerwartete Nebenerscheinung, die durch den Abwanderungsprozess entstand. Das ist die Wahrheit. Geht aus Arla Mandra fort und überlasst uns unserer Bestimmung.«
»Schlimm genug!« Gwester deutet wieder auf den Wohnberg. »In diesem Bunker existiert eine starke Psi-Kraft. Welchem Zweck sie auch dienen mag, wir werden sie eliminieren. Selbst wenn du die Wahrheit sprichst, Khara, werde ich deinen Wünschen nicht nachgeben.«
Er macht eine Pause, dann fährt er fort: »Wir dulden keine Rebellen und Deserteure. Die Zeit ist noch nicht reif für ätherische Wesen wie euch, die von ewigem Frieden in höherdimensionalen Gefilden träumen. Unsere Galaxis ist in Gefahr, die wilden Horden bedrohen die Existenz aller Völker. Wir müssen zusammenhalten und einen Machtblock bilden, der stark genug ist, die Eindringlinge zurückzuschlagen. Wir Petronier haben es uns zur Aufgabe gemacht, ein Heer aus allen Völkern zu rekrutieren, das die Grenzen der Galaxis verteidigen kann. Kein Volk darf zurückstehen, auch die Läander nicht.«
»Wir haben eine andere Bestimmung.«
»Ihr bekommt eure Bestimmung von uns! Verlass dich darauf, dass wir aus euch gute Soldaten machen werden. In jedem schlummert ein wildes Tier. Wir werden eure animalischen Instinkte wecken und in die richtigen Bahnen lenken. Die Läander werden kämpfen, das ist gewiss.«
»Das werden wir nicht tun«, versichere ich ihm. »Wir gehen fort.«
Er deutet wieder zum Wohnberg. »Wenn bis Sonnenuntergang die Psi-Kraft nicht erlischt, lasse ich die Roboter angreifen. Sie werden eure Bastion dem Boden gleichmachen!«
Er geht fort.
Ich kehre in den Wohnberg zurück und erkläre meinen Vertrauten die Situation.
»Gwester verlangt von uns die Vernichtung der Psychode. Wir können
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