Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
bereit!«, versichere ich, als Tezohr mir immer ferner wird. Ich spüre noch die parusische Sendung seines Psychods, aber den Kontakt zu ihm verliere ich.
Es gelingt mir nicht mehr, mit Tezohr in Verbindung zu treten. Ich bin nun auf mich selbst gestellt und kann nur hoffen, dass ich aus eigener Kraft mein Volk zur nächsthöheren Existenzebene führen werde.
Schritte nähern sich.
»Die Petronier kommen!«, berichten mehrere Läander aufgeregt. »Ihre Raumschiffe landen rund um den Wohnberg.«
»Die Ingenieure werden einsehen müssen, dass wir ihrer Technik nicht mehr bedürfen«, sage ich unbeeindruckt. »Sie werden unverrichteter Dinge abziehen. Ich verhandle mit Gwester. Sorgt ihr inzwischen dafür, dass sich Arbeitsgruppen mit den Psychoden befassen. Wir müssen Tezohr und seinen Schülern schnellstens nachfolgen.«
Mir wird bewusst, dass ich Tezohrs Stelle übernommen habe und seine Lehren an eine neue Generation von Schülern weitergebe. Nur mit dem Unterschied, dass ihre Zahl nicht an die Million geht – sie sind nur eine Handvoll.
Ich verlasse den Wohnberg durch einen der oberen Ausgänge. Von hier aus habe ich einen guten Blick über die Ebene. Die Luft ist staubgesättigt und brodelt vor Hitze. Schattenloses Dämmerlicht herrscht.
Die letzten Raumschiffe landen soeben. Ihre Luken bleiben geschlossen, und in mir wächst das Gefühl einer stummen Bedrohung.
Chembees fällt mir ein. Ich mache mich an den Abstieg zu seinem Versteck. Als ich die große Höhle erreiche und mich dem Raumschiffswrack nähere, ertönt ein scharfes Kommando.
»Keinen Schritt weiter, sonst schieße ich!«
Ich erkenne Chembees' Stimme.
»Ich bin es – Khara!«, rufe ich in die Höhle.
»Das sehe ich selbst.« Chembees taucht auf. Er hält eine Waffe, wie ich sie schon bei den Petroniern gesehen habe.
Er merkt meinen prüfenden Blick und richtet das Mordinstrument drohend auf mich. »Das ist kein Spielzeug! Und glaube nur nicht, dass ich spaße.«
»Was ist nur in dich gefahren, Chembees?«, frage ich verstört. Ich habe ihn stets für friedfertig gehalten.
»Das fragst du ausgerechnet mich?«, schreit er mich an. »Du solltest mir eigentlich sagen, was ihr getan habt!«
»Nichts ...« Ich verstumme, als mir die Psychode einfallen und ich wieder vor mir sehe, was mit den meisten meiner Artgenossen geschehen ist. »Nichts, was gegen dich gerichtet wäre, Chembees.«
»Mir machst du nichts vor. Ihr habt etwas angestellt, um die Petronier zu vertreiben. Ich sehe doch, dass es nur so von ihren Raumschiffen wimmelt. Dass ihr mit den Waffen des Geistes kämpft, weiß ich. Aber was ihr tut, ist Wahnsinn, Khara! Ihr trefft nicht nur die Petronier, ihr treibt euch selbst in den Untergang, wenn ihr so weitermacht. Stoppt diesen Vorgang!«
»Das können wir nicht mehr, Chembees«, erwidere ich. »Aber bald wird sich alles zum Guten wenden.«
»Ihr seid ein Volk von Irren«, sagt er überzeugt. »Bei der ersten Gelegenheit kapere ich ein Schiff der Petronier. So lange halte ich noch durch. Aber was wird aus euch?«
»Wir gehen fort – auf eine andere Existenzebene.«
»Massenflucht in den Irrsinn.« Er schüttelt verständnislos den Kopf. »Dabei hättet gerade ihr Läander beste Möglichkeiten gehabt, gegen die Petronier vorzugehen.«
»Ich bin gekommen, um deinen Rat einzuholen.« Hastig wechsle ich das Thema. »Du hast Erfahrung mit den Ingenieuren. Was bedeutet es, dass sie in so großer Zahl nach Ailand kommen?«
»Sie spüren die Aura des Wahnsinns, was denn sonst. Ihnen ist nicht entgangen, dass alle Läander von den anderen Planeten zurückgekehrt sind. Nun vermuten sie, dass sie hier die Quelle der Ausstrahlung finden. Sie sind gekommen, um den Sender zu eliminieren.«
»Es gibt keinen Sender«, sage ich.
»Das war nur bildlich gemeint. Wahrscheinlich kommt die Wahnsinnsstrahlung von den Gehirnen eurer Weisen oder von irgendwelchen Hohepriestern. Die Petronier werden jeden finden und töten. Dann hat der Spuk ein Ende, und ich würde das sogar begrüßen.«
»Es ist ganz anders, als du denkst, Chembees. Willst du die Wahrheit hören?«
»Was bringt mir das ein?«
Ich möchte die Wirkung der Psychode bei einem Fremden erproben. Aber das kann ich ihm nicht sagen. Falls Chembees positiv reagiert, besteht Hoffnung, dass auch die Petronier den parusischen Sendungen erliegen und auf diese Weise befriedet werden. Bisher haben sie nur die Ausstrahlung der paraplasmatischen Sphäre empfangen, in der Chaos herrscht.
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