Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
seine Forderung nicht erfüllen, denn dann könnten wir unser Volk nie seiner Bestimmung zuführen. Das würde auch bedeuten, dass Tezohr und seine Schüler nie Vollkommenheit erlangen könnten. Sie wären dazu verdammt, ein unwürdiges Dasein der Körperlosigkeit zu fristen. Das dürfen wir nicht zulassen.«
»Wir verteidigen die Psychode«, ist der Tenor meiner Schüler.
Wir sind nicht viele, erschreckend wenige sogar, die den ersten parapsychischen Ansturm schadlos überstanden haben. Aber es kommt gar nicht auf unsere bescheidenen Fähigkeiten an. Eine Million Psychode werden über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.
Wir versammeln uns in Tezohrs Halle inmitten der Psychode seiner Lieblingsschüler. Sie besitzen die stärkste Ausstrahlung und können unsere Wunschgedanken am ehesten auf die anderen Psychode übertragen. Unser Wille wird durch eine Million Psychode verstärkt werden. Das macht uns stark. Hoffentlich unüberwindlich.
Wir sehen, hören und handeln durch die Psychode.
In den hässlichen Raumschiffen öffnen sich die Luken und entlassen die noch hässlicheren Maschinen. Manche sind nur läandergroß, andere haben einen Umfang, dass sie gerade noch durch die Zugänge des Wohnbergs passen. Die ganz großen Maschinen hält Gwester in den Schiffen zurück, also hat er es nicht auf völlige Zerstörung abgesehen. Er will nur die Psychode vernichten.
Wir sind eins geworden und mit den Psychoden verschmolzen. Wir sehen die Maschinen näher kommen. Noch warten wir ab, denn wir sind uns einig, dass wir die Maschinen in den Wohnberg eindringen lassen, bevor wir sie zurücktreiben.
Die Absicht der Ingenieure ist deutlich, sie wollen zur gleichen Zeit an verschiedenen Punkten zuschlagen. Sie können nicht ahnen, dass wir allgegenwärtig sind. Die Kraft der Psychode durchzieht den Wohnberg und bildet an den Zugängen einen unsichtbaren Wall.
Die ersten Maschinen, in der Luft und am Boden, prallen gegen die Barriere aus geistiger Energie. Wir bekommen einen Eindruck ihres komplizierten technischen Aufbaus, erkennen ihre vielschichtige Struktur, die teilweise sogar in ein anderes Kontinuum hineinreicht. Das Bild zuckt blitzartig auf – und schon zerfällt es in seine Einzelteile. Die Maschinen lösen sich auf. Ihre Bruchstücke entstofflichen im Bereich der Psychode, schmelzen und verformen sich.
Der erste Ansturm ist vernichtet. Aber schon brandet eine zweite Welle heran.
Einige Maschinen dringen durch Lücken im Verteidigungsschirm in die Gänge vor. Wir schließen die Lücken und schneiden den Maschinen so den Rückweg ab. Sie sind in unseren Kraftfeldern gefangen, und die Psychode ziehen sie durch Strukturrisse ins andere Kontinuum, wandeln sie um und führen die Materie dem Staubmantel zu.
Angriff auf Angriff rollt heran. Erst als endlich die letzte Maschine vernichtet ist, kehrt die Ruhe zurück.
Ich gönne meinen Probanden, wie ich meine Schüler neuerdings nenne, eine Ruhepause. Aber sie machen einen erstaunlich frischen Eindruck, sind weder körperlich noch geistig gezeichnet. Das ist der beste Beweis dafür, dass sich die Psychode bewähren. Sie haben unsere geistige Kraft millionenfach verstärkt.
Der erwartete nächste Angriff bleibt aus.
Irgendwann steht Gwester in der Ebene. Seine Ausstrahlung verrät mir, dass er verhandeln will. Ich habe nichts von ihm zu befürchten und könnte ihm gegenübertreten, wie ich bin. Doch es reizt mich, bei einem Versuch meine Reife zu erproben.
Mithilfe der Psychode erschaffe ich ein paraplasmatisches Gebilde, das aussieht wie eine der Mördermaschinen der Ingenieure. Ich schicke Gwester den pseudomechanischen Paraplasmaten entgegen.
Er ist verblüfft und glaubt wohl, dass wir in der Lage sind, seine Maschinen umzufunktionieren. Aber er fasst sich schnell.
»Was wie eine Niederlage für uns aussieht, ist in Wirklichkeit ein Sieg unserer Idee«, sagt Gwester, und es klingt ehrlich. »Ich habe euch prophezeit, dass ich euch zum Kampf zwingen werde. Ihr habt gekämpft! Nur darauf kommt es mir an.«
Er hat recht! Ich erkenne es erschrocken. Gwester hat erreicht, dass wir gegen unsere Prinzipien verstoßen haben. Er hat uns keine andere Wahl gelassen.
»Jetzt leiten wir die zweite Phase ein«, sagt er. »Nur wenige Läander sind noch bei klarem Verstand. Alle anderen fielen der von euch freigesetzten Wahnsinnsstrahlung zum Opfer. Wie, glaubt ihr, werden sie reagieren, wenn wir sie bewaffnen?«
Er wartet keine Antwort ab und kehrt in sein Raumschiff
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