Silberband 111 - Geburt einer Dunkelwolke
soll es in den Staubmantel eingehen und sich mit den Körperlosen vereinen. Dann wird die angestrebte Vollkommenheit erreicht sein.
Die Psychode sollen dem noch formbaren Wesen die nötigen geistigen Fähigkeiten vermitteln, die es gegenüber allen anderen überlegen macht. Die in den Kunstwerken gespeicherten psionischen Kräfte werden auf den Auserwählten übertragen. Was Tezohr und seine Läander an Erfahrungen, Wissen und geistigen Gaben besessen haben, geht auf das Kind über. Der Junge muss stark und mächtig werden, damit er seine Mission erfüllen kann.
Die Zwotterfrauen erziehen ihn in diesem Sinn. Sie bereiten ihn charakterlich auf seine Aufgabe vor und geben ihm den moralischen und ethischen Rückhalt, den er braucht, um das gesteckte Ziel zu erreichen.
Er wird sich in einer fremden und feindlichen Umwelt behaupten müssen. Er wird mit Wesen konfrontiert werden, die nichts von seiner Mission ahnen und auch kein Verständnis dafür aufbringen werden. Und er wird auf sich allein gestellt sein. Er muss ein Einzelgänger bleiben, darf keine Außenstehenden ins Vertrauen ziehen, um den Plan nicht zu gefährden.
Unter diesen Aspekten ist es klüger, ihm die Wahrheit erst zu verschweigen. Nur wenn er seine Bestimmung nicht kennt, keine Ahnung davon hat, welchem großen Ziel er zustrebt, kann er sich keine Blöße geben. Die Psychode sind bei ihm, sie können ihn lenken und sein Vorwärtsstreben in die richtigen Bahnen leiten.
Seine Fähigkeiten reichen aus, dass er beliebig viele Helfer für sich gewinnt. Er wird ein Charisma haben, das ihn anziehend macht und mit dem er jedes Wesen in seine Abhängigkeit bringen kann. Alle werden ihm dienen und ihm hörig sein. Sie werden für ihn leben und sich für ihn aufopfern, ohne nach seinen Zielen zu fragen.
Er ist der Träger der läanderischen Geistesmacht aus der paraplasmatischen Sphäre. Die Körperlosen werden mit ihm sein.
Nach langer Vorbereitung entlassen sie ihn in die Welt der Provcon-Faust. Die Probanden der Zwotterkolonie geben ihm ein Geschenk mit auf den Weg, das ihn stets an seine Herkunft und an seine Bestimmung erinnern soll. Es ist das Psychod, das Khara einst aus sich erschaffen hat. Es wird ihn beschützen und jedes Bemühen unterstützen, seine Psi-Affinität zu anderen Wesen voll auszuschöpfen.
So gewappnet sucht er bei Virna Marloy Asyl, die gar nicht anders kann, als ihn bei sich aufzunehmen. Man könnte Virna als Margors ersten Paratender bezeichnen.
Boyt Margors Entwicklung zum Schlechten ist ein schleichender Prozess über viele Jahre hinweg. Die Körperlosen, die sein Treiben durch das Amulett beobachten, haben keinen Anlass zur Besorgnis – auch wenn Margor seine Macht zu seinem persönlichen Vorteil einsetzt und die geistige Überlegenheit hervorkehrt, um Anerkennung zu gewinnen. Selbst Tezohr ist klar, dass sein Schützling sich erst einmal einen Platz unter den Menschen erkämpfen muss. Auch in der Folge, in der er sich langsam nach oben arbeitet, setzt Boy Margor immer wieder Taten, die Tezohr zwar nicht billigt, die er aber im Zug der Persönlichkeitsentfaltung als vertretbar ansieht.
Virna Marloys Tod ist bedauerlich, umso mehr, als Margor ihr förmlich die Lebensenergie aussaugt und ihren Verfall heraufbeschwört.
Auch Jorge Bellons Selbstmord geht auf Margors Konto. Margor treibt seinen Lehrer, dem er viel zu verdanken hat, durch sein Schmarotzertum zum Suizid. Vic Lombard, Virnas Gefährte, den Margor als Nebenbuhler ansieht, wird von ihm dagegen vorsätzlich getötet. Margor hat zu dieser Zeit seine erschreckende Fähigkeit entwickelt, mit der er an organischer Materie einen explosiven Schrumpfungsprozess des Zellkern-Haushalts herbeiführen kann. Vic Lombards Leichnam sieht wie mumifiziert aus.
Um diese Entwicklung zum Negativen zu verhindern, wirkt Tezohr über das Amulett repressiv auf Margor ein. Aber nach mehreren Jahren, als Tezohr die Hemmung wieder aufhebt, geht Margor den Weg weiter, den er schon als Kind eingeschlagen hat.
Um das Negative nicht eskalieren zu lassen, beschließt Tezohr, dem Mutanten einen Antipoden an die Seite zu stellen, der positiv auf ihn einwirken und sein Machtstreben in die richtigen Bahnen lenken soll. Das ist die Geburtsstunde von Bran Howatzer, dem Pastsensor. Margor, darüber informiert, dass er einen Gefährten erhalten soll, findet sich an Brans Wiege ein.
Man schreibt das Jahr 3524.
Bis Bran Howatzer ein Alter erreicht, in dem er Einfluss auf Margor nehmen könnte, hat
Weitere Kostenlose Bücher