Silberband 112 - Die Energiejäger
seien alle Bewohner der Stadt auf den Beinen, um sich auf den nächsten Tag vorzubereiten.
Der Transmittergeschädigte stieg auf den Boden zurück und warf sich auf das Gestell, das als Lager diente. Er wusste, dass er die ganze Nacht über keinen Schlaf finden würde.
Als spürte das Cappinfragment, dass es von der bevorstehenden Entscheidung ebenfalls betroffen sein würde, bewegte es sich immer heftiger.
»Du bist untrennbar mit mir verbunden«, murmelte Saedelaere niedergeschlagen. »Bis in den Tod.«
9.
Bei Einbruch der Nacht wurde es draußen stiller. Alaska Saedelaere stand auf, um festzustellen, ob die Puppen ihre hektische Tätigkeit eingestellt hatten. Tatsächlich hielten sich in der Nähe des Turmes nur noch wenige von ihnen auf. Unter dem Gefängnisfenster stand das Tablett. Darauf lagen einige seltsame Instrumente, über deren Sinn der Transmittergeschädigte lieber nicht nachdachte.
Allmählich zogen sich auch die letzten Puppen zurück. Der Turm lag nun verlassen da, aber Saedelaere spürte deutlich, dass eine rätselhafte Kraft von ihm ausging. Er wünschte, er hätte das Geheimnis der Stadt ergründen können, denn es hing zweifellos eng mit dem Verhalten der Puppen zusammen.
Obwohl es zunehmend kühler wurde und sein Beobachtungsplatz alles andere als bequem war, blieb Saedelaere am Fenster stehen.
Plötzlich entstand auf der anderen Seite des Platzes eine Bewegung. Im Schein der fünf Monde sah der Terraner eine einsame Gestalt. Zunächst hielt er sie für eine der Puppen, dann jedoch erkannte er, dass der Ankömmling den Anzug der Vernichtung trug. Es war Ganerc-Callibso.
Saedelaere unterdrückte gerade noch einen Aufschrei, mit dem er zweifellos einige Puppen aufmerksam gemacht hätte. Er musste Geduld haben, bis der Zeitlose näher kam. Hastig nahm er die Maske ab in der Hoffnung, der Zwerg würde das fahle Leuchten des Fragments bemerken.
Jedes Mal, wenn der Zeitlose eine andere Richtung einschlug, stockte Saedelaere der Atem. Endlich kam der Puppenspieler geradewegs auf das Gefängnis zu, aber er überquerte den freien Platz ohne jede Vorsichtsmaßnahme. Sein Verhalten ließ das Schlimmste vermuten.
Schließlich stand Ganerc-Callibso unter dem Fenster.
»Mein Gott!« Der Terraner seufzte erleichtert. »Ich dachte schon, du würdest umkehren, ohne mich zu entdecken.«
Er hatte seine Maske wieder aufgesetzt. Wenn die Puppen dem Anblick standhielten, bedeutete das keineswegs, dass auch der Zeitlose immun war.
»Wie hast du mich gefunden?«, wollte Saedelaere wissen.
»Es kam nur darauf an, den Opferplatz zu entdecken«, antwortete der kleine Mann.
»Du weißt also, was sie mit mir vorhaben?«
»Natürlich! Die Dinge werden ihren Lauf nehmen.«
»Du musst mir helfen, Ganerc!«
»Du bist sehr ungeduldig!«, warf ihm der Zeitlose vor.
Saedelaeres Eindruck, dass der ehemalige Mächtige längst nicht mehr verstand, worum es überhaupt ging, verstärkte sich. Ganerc-Callibso war in jeder Beziehung zu einem Greis geworden.
»Zieh den Anzug der Vernichtung aus und gib ihn mir!«, verlangte der Terraner. »Dann kann ich mich selbst aus diesem Gefängnis befreien.«
Der Zwerg schien nachzudenken.
»Du musst es tun!«, drängte Saedelaere.
»Ich sagte schon, dass ich dir den Anzug nicht überlassen kann.«
Tränen der Wut stiegen ihm in die Augen. Fast hätte Alaska einem blinden Rachegefühl nachgegeben und sich die Maske vom Gesicht gerissen. Zu seinem Erstaunen öffnete Ganerc-Callibso in diesem Augenblick den Anzug.
Umständlich streifte sich der ehemalige Mächtige den Anzug vom Körper.
Saedelaere streckte einen Arm aus dem Fenster. »Wirf!«, forderte er den Zeitlosen auf. »Ich werde ihn auffangen.«
Doch Ganerc-Callibso schien vergessen zu haben, wo er sich befand. Er begann mit einer eigenartigen Zeremonie, indem er den Anzug der Vernichtung ausbreitete und auf den Boden legte. Mit den Händen glättete er alle Unebenheiten.
Das Cappinfragment flammte jetzt heftig. Grelle Blitze zuckten aus Mund- und Augenschlitzen der Maske hervor. Ganerc-Callibso schien das nicht einmal zu bemerken. Er öffnete mehrere winzige Klappen am Brustteil des Anzugs. Saedelaere war fast sicher, sie vorher niemals bemerkt zu haben.
Ein Gefühl bevorstehenden Unheils stieg in ihm auf. Er wollte sich abwenden, doch er konnte sich der eigenartigen Faszination, die von diesem Geschehen ausging, nicht entziehen.
»Was tust du?«, herrschte er den ehemaligen Mächtigen an, ohne sich
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