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Silberband 112 - Die Energiejäger

Silberband 112 - Die Energiejäger

Titel: Silberband 112 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Platz.
    Mit einem Mal schien der Turm an einer Stelle transparent zu werden. Saedelaere fühlte sich an das Schleusensystem der Lichtzelle erinnert, das ähnlich funktionierte. Das im Turm sichtbar werdende Tor blieb ohne feste Umrisse, aber es war mindestens zehn Meter hoch und halb so breit. Dahinter war nun ein monströser Schemen zu erkennen – eine ungeschlachte Gestalt, die um die Kontrolle über den eigenen Körper zu kämpfen schien.
    »Ganerc!«, rief Saedelaere. »Ist das die Urpuppe? Was geschieht da?«
    Er erhielt keine Antwort. Aber damit hatte er auch nicht gerechnet. Hitze tobte in seinem Gesicht, das Cappinfragment reagierte auf die Vorgänge im Turm. Saedelaere nahm die Maske ab, um sich Erleichterung zu verschaffen. Er musste nicht befürchten, dass er dem Zeitlosen damit schadete, denn Ganerc-Callibso saß mit gesenktem Kopf da. Sein Bewusstsein schien Derogwanien bereits verlassen zu haben. Vielleicht war es nur noch der unbeseelte Puppenkörper, der auf dem Boden kauerte.
    Aus dem Turm trat jetzt ein wahrer Koloss ins Freie, eine gut sechs Meter große überdimensionierte Puppe. Nach diesem von Ganerc-Callibso geschaffenen Modell waren später die Puppen entstanden, die seit Langem die Stadt bevölkerten. Dass der Zeitlose zunächst einen Riesen gebaut hatte, hing zweifellos mit dem Selbstverständnis der damaligen Mächtigen zusammen.
    Das Ding tappte langsam über den Platz. Schweigend bildeten die Puppen eine Gasse, um es vorbeizulassen.
    Der Riese schwankte bei jedem Schritt. Ein mit dem menschlichen Gleichgewichtssinn vergleichbarer Steuermechanismus hielt die Urpuppe aber offenbar auf den Beinen. Jedes Mal, wenn der Riese einen Fuß auf den Boden setzte, erklang ein dumpfer Laut. Saedelaere glaubte die Erschütterungen zu spüren, die jeder Schritt auslöste.
    Diese plumpe Maschinerie konnte unmöglich für das Aufwallen des Cappinfragments verantwortlich sein. Dafür musste es eine andere Erklärung geben. Der Transmittergeschädigte begriff, dass sich außer den sichtbaren Vorgängen noch andere Ereignisse abspielten, die wahrscheinlich wesentlich tiefgreifender und bedeutungsvoller waren.
    Der Koloss kam auf das Gebäude zu, in dem Saedelaere festgehalten wurde. Die Frage war nur, ob das Ziel der Urpuppe der Gefangene oder Ganerc-Callibso war. Der Zeitlose saß noch immer starr da, als bemerkte er die Annäherung der Riesenpuppe nicht.
    Alaska Saedelaere wünschte, er hätte mehr über die Gefühlswelt der Mächtigen gewusst. Er kannte die Bedeutung archaischer Erlebnisse auf die Psyche der Menschen – bei den Zeitlosen musste das noch sehr viel ausgeprägter gewesen sein.
    Ganercs Brüder waren nicht aus dem Dunkel der Evolution gekommen, sondern ihr Bewusstsein war von einer Sekunde zur anderen erwacht. Es musste einen regelrechten Erweckungsschock gegeben haben.
    Kein Wunder, dass die Zeitlosen darüber spekuliert hatten, wo sie sich vor ihrem Erwachen befunden hatten. Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit, nach einem geschichtlichen Bewusstsein, waren sie allmählich in eine psychische Krise geraten. Die Riesenpuppe war dafür ein ebenso eindeutiges wie entsetzliches Beispiel. Der Gigant hatte ein glattes Gesicht, in das einige Öffnungen scheinbar willkürlich eingelassen waren. Daneben gab es armdicke Erhebungen, die den Terraner an Fühler erinnerten. Trotzdem schien die Urpuppe blind zu sein. Saedelaere bezweifelte sogar, dass sie einen eigenen Orientierungssinn besaß. Sie schien wie mit unsichtbaren Fäden an einen Steuermechanismus gekoppelt zu sein – eine gewaltige Marionette.
    Aber wer oder was lenkte den Koloss?
    Die Puppen von Derogwanien? Eine technische Anlage in den Türmen?
    Alaska Saedelaere kannte die Wahrheit, obwohl er sie sich nicht eingestehen wollte: Der Mann, der die Fäden zog, war Ganerc-Callibso!
     
    Die Energie, die bei der Auflösung des Anzugs der Vernichtung frei geworden war, umfing Ganercs Bewusstsein wie ein Schutzschirm. Er hatte gehofft, dass es so sein würde, denn seine eigene Kraft hätte kaum ausgereicht, um das Unerlässliche zu tun. Ganerc-Callibso ließ seine neue Stärke auf sich einwirken, er genoss sie geradezu. Die Versuchung, sie für egoistische Zwecke zu nutzen, war groß, aber er war überzeugt davon, dass er ihr nicht erliegen würde. In der Vergangenheit hatte er oft unverantwortlich gehandelt, das sollte sich nicht mehr wiederholen. Seine Einstellung entsprang dem tiefen Bedürfnis, geordnete Verhältnisse zu

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