Silberband 112 - Die Energiejäger
hinterlassen.
Er dachte an seine toten Brüder und an den verschollenen Kemoauc. Hatten sie jemals eine Chance gehabt, selbstständige Wesen zu werden?
Wir haben uns darum bemüht, dachte er, aber im Grunde genommen sind wir immer nur Werkzeuge geblieben, unglaublich komplizierte Werkzeuge zwar, aber trotzdem nicht mehr.
Er erinnerte sich des Augenblicks, da er in seiner Kosmischen Burg erwacht war, an die Sekunden des grenzenlosen Staunens über die eigene Existenz und an die beinahe hilflosen Versuche, das eigene Bewusstsein nach der Wahrheit zu durchforschen. Er war ihr nie besonders nahegekommen, überlegte er mit einem Anflug von Trauer, weder damals noch in der jüngsten Vergangenheit. Sein Kontakt mit den Menschen hatte ihn oft dazu verführt, sich für einen Wissenden zu halten, aber spätestens seit seinem Besuch auf der Ebene, die einst Treffpunkt der Zeitlosen gewesen war, wusste er, dass er bei den Menschen nicht mehr als eine Spur zur Wirklichkeit gefunden hatte.
Nun würde er nicht mehr in der Lage sein, dieser Spur zu folgen.
Murcon, Lorvorc, Ariolc, Bardioc und Partoc – sie waren nicht mehr am Leben. Letztlich waren sie auf ihrer Jagd nach Erkenntnis umgekommen. Nur Kemoauc lebte vielleicht noch – der unvergleichliche Kemoauc, der offenbar näher an eine Materiequelle herangekommen war als jeder andere Zeitlose.
Hatte Kemoauc mehr in Erfahrung gebracht? Spielte er deshalb eine besondere Rolle?
Ganerc-Callibso spann seine Überlegungen weiter. Es machte ihn stolz, dass er einige Zeit am Aufbau einer Ordnung in diesem Teil des Universums mitgearbeitet hatte. Die Superintelligenzen taten das ebenfalls, wenngleich von einer höheren Warte aus. Aber auch sie waren längst nicht vollkommen, auch unter ihnen gab es negative Kräfte, die dem Trieb der Zerstörung nachgaben.
Der Weg zur Wahrheit führte zweifellos durch eine der Materiequellen. Wer den Schlüssel besaß, konnte auf die andere Seite gelangen. Würde Perry Rhodan dies gelingen? Ganerc-Callibso war fest davon überzeugt. Doch Rhodan würde unerwartete Dinge erleben und sich neuen Aufgaben zuwenden müssen. Dieses so ruhige und unermessliche Universum war eigentlich ein Ort hektischer Betriebsamkeit. Es schien, als wären alle seine Wesen an der Ausführung eines unüberschaubaren Planes beteiligt, ohne dass das Individuum wusste, worum es dabei überhaupt ging. Je weiter sich ein Individuum entwickelte, desto größer wurde sein Wissen um die Hintergründe. Womöglich ahnten einige Superintelligenzen, was der Sinn dieses allgemeinen Aufbruchs war. Und es musste so etwas wie ein Kollektivwissen geben, eine Ahnung, der alle Wesen in dieser oder jener Hinsicht nachgaben. Das war der Motor für alles, ob man ihn nun Evolution nannte oder mit einem anderen Namen belegte.
Auch er war ein Teil dieses allumfassenden Planes, sinnierte der Zeitlose.
Doch sowenig die einzelne Ameise den Sinn ihrer Arbeit begreift, wie sie scheinbar blind ihrer banal erscheinenden Aufgabe nachgeht und damit zum Erhalt des Ganzen beiträgt, wusste auch Ganerc-Callibso nicht, wofür er tätig war. Es war nur die beruhigende Gewissheit, die ihn tröstete, Teil von etwas Unüberschaubarem zu sein und Mitglied einer größeren Ordnung.
Seine Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, und er erinnerte sich, was er zu tun hatte und was keinen Aufschub duldete.
Im Licht der Fackeln und der fünf Monde glich die Urpuppe einem monströsen Fabelwesen. Nachdem der Koloss den Kreis der Puppen durchbrochen hatte, waren sie ihm in sicherem Abstand gefolgt. Nun standen sie in einiger Entfernung und beobachteten genau wie der einsame Mann am Fenster seines Gefängnisses, was sich am Rand des Platzes abspielte.
Der Riese erreichte die Stelle, an der Ganerc-Callibso am Boden kauerte. Er schien unschlüssig auf den Zeitlosen herabzustarren.
Auf diese oder jene Weise, dachte Alaska Saedelaere unsicher, war jede der beiden Gestalten Ganerc-Callibso.
Wenn Ganercs Bewusstsein den Riesen steuerte, war der Zeitlose für alles verantwortlich, was nun geschehen würde.
Die zuschauenden Puppen stimmten einen seltsamen Singsang an. Dabei stampften sie im Rhythmus des einfachen Liedes mit den Füßen auf den Boden und schwangen ihre Fackeln wie Taktstöcke. Der Refrain der Melodie prägte sich dem Transmittergeschädigten schnell ein, und gegen seinen Willen summte er mit.
Die Riesenpuppe schien den Oberkörper im Rhythmus des Liedes zu wiegen. Ihre Arme, jeder so umfangreich wie
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