Silberband 113 - Der Loower und das Auge
nun klar, dass die Umschichtungen in der Olymp belagernden BAL-Flotte zumindest teilweise durch Wartungsarbeiten an den überalterten Keilschiffen bedingt wurden. Zweifellos waren die Schiffe von den Robotanlagen über den Zeitraum von einer Million Jahren gewartet worden. In der Praxis musste sich jedoch erwiesen haben, dass bei Dauerbelastung Mängel auftraten. Der Ausfall einer Hyperantenne der NARKET-BAL war das beste Beispiel dafür.
Aus einem anderen Funkgespräch, in das sich Chelda einschaltete, ging hervor, dass Umbauten vorgenommen werden mussten, um einzelne Schiffsabteilungen besser auf die Bedürfnisse von Humanoiden abzustimmen. Für solche Änderungen hatten die Robotanlagen in den Heimatwerften wohl nicht mehr genügend Zeit gehabt.
Chelda hörte noch mehrere Gespräche ab und erkannte, dass erst sechzig Prozent der BAL-Flotte wirklich einsatzbereit waren. Das Hologramm errechnete einen Zeitgewinn für die Olympier von etwa einer Woche. Aus den Äußerungen der Orbiter war auch herauszuhören, dass sämtliche 17.000 Einheiten zur Verfügung stehen würden, sobald es zum Kampf mit den Garbeschianern käme. Aber die Orbiter wollten die Kampfhandlungen von sich aus nicht eröffnen.
Chelda bedauerte es, dass die Verbindung zwischen der NARKET-BAL und der ZEL-Flotte im Wegasektor weiterhin nicht klappte. Sie hörte zwar einige Fragmente der von dort eintreffenden Sendungen mit, aber daraus ließ sich nichts über die Lage auf den Planeten der Wega schließen.
Aber das war nur ein Thema von allgemeinem Interesse. Das Hologramm hatte vom Vario den Auftrag erhalten, die sieben Flibustier zu finden. Da Chelda nicht erwarten durfte, durch passives Lauschen die gewünschten Informationen zu erhalten, beschloss sie, aktiv einzugreifen.
Mithilfe ihrer Geräte war es nicht schwer, sich in die Kanäle einzuschalten und fingierte Gespräche zu führen. Chelda ging dabei kein Risiko ein. Falls ihre Manipulation entdeckt wurde, würde es niemandem möglich sein, sie als Urheber zu eruieren.
Das Hologramm zapfte einen Verteiler an und stellte eine Verbindung zur Funkzentrale der NARKET-BAL her, sodass der Anschein eines Anrufs von außen erweckt wurde.
»TALLON-BAL ruft die NARKET-BAL«, eröffnete Chelda. Aus den bislang analysierten Sendungen war hervorgegangen, dass es sich bei der TALLON-BAL um ein von Olymp kommendes Keilschiff handelte, das neueste Informationen für den Flottenchef Zarcher mitbrachte. »Hier Porstok von der TALLON-BAL, ich rufe Kommandant Lakon von der NARKET-BAL. Es handelt sich um eine dringliche Anfrage.«
Der Kommandant der NARKET-BAL meldete sich sofort. Chelda fing die Antwort ab, bevor sie den Sender erreichte.
»Hier Lakon von der NARKET-BAL. Worum handelt es sich bei der dringlichen Anfrage?«
»Bei einer Suchaktion auf Olymp sind wir auf einen Roboter gestoßen, der ein Trabant jener mobilen Positronik sein könnte, die uns alle Schwierigkeiten bereitet«, führte Chelda aus. »Wir wollen durch eine Gegenüberstellung mit den gefangenen Garbeschianern den Versuch einer Identifizierung machen.«
Chelda legte bewusst eine Pause ein. Prompt reagierte der Kommandant.
»Die sieben Garbeschianer befinden sich nicht an Bord der NARKET-BAL, sondern auf der KUREL-BAL.«
»Das ist uns bekannt«, erwiderte Chelda. »Mir geht es auch um etwas anderes. Ich benötige die Hilfe der Robotspezialistin Chelda für eine Untersuchung des aufgebrachten Objekts. Auf Olymp wurde mir mitgeteilt, dass Chelda durch einen Irrtum der NARKET-BAL zugeteilt wurde, obwohl sie gar nicht der Mannschaft angehört.«
»Das ist ausgeschlossen!«, behauptete Lakon. »Das wäre mir gemeldet worden.«
»Ich bitte trotzdem, der Sache nachzugehen«, sagte das Hologramm mit Nachdruck. »Wenn Chelda an Bord ist, bitte ich um Überstellung zur KUREL-BAL. Ende.«
Chelda unterbrach die Verbindung und wartete einige Zeit, um eine eventuelle Rückfrage Lakons bei der TALLON-BAL abzufangen. Als auch nach zwei Minuten keine Reaktion des Kommandanten kam, verließ sie den Lauschposten und kehrte auf dem schnellsten Weg in den Laderaum zurück, in dem der Vario im Ersatzteillager wartete.
Das Robotei war verschwunden. Chelda entdeckte, dass es durch eine unverschlossene Klappe in einer Verbindungsröhre das Versteck verlassen hatte. Noch bevor sich das Hologramm auf die Suche nach dem Vario machen konnte, wurde der Bordrundruf aktiv.
»Chelda, bitte melden! Chelda, Schatten-Orbiter mit dem Fachgebiet Robotik, sofort in
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