Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Orbiter euren Fluchtplan vereiteln. Ihr werdet euch in einer Waffenkammer verbarrikadieren und euch dort mit mir einschließen. Ich werde jedoch unbemerkt daraus verschwinden und gemeinsam mit dem Vario Verbindung mit den Ferronen aufnehmen. Wir verhindern, dass sie einen Krieg gegen die Orbiter beginnen. Eure Aufgabe ist es, der Belagerung der Orbiter standzuhalten, bis ich zurückkomme. Danach ergebt ihr euch, und ich werde als Chelda ein gutes Wort für euch einlegen. So einfach ist das.«
»Es hört sich zu einfach an«, sagte Tobbon. »Das bringt uns nur Schwierigkeiten.«
»Fängst du schon so an wie Pearl?«, fragte Kayna Schatten spöttisch. »Ich denke, dass uns etwas Abwechslung nicht schaden könnte. Willst du, dass deine Flibustier faul und bequem werden?«
»Auch wahr«, gab der Epsaler nach. »Aber ich habe Bedenken. Wenn es wirklich einen Verräter unter uns gibt, könnte er uns die Sache vermasseln. Dann wärst du ebenfalls geliefert, Chelda.«
»Wir haben daran gedacht«, erwiderte Chelda. »Vor den anderen sollt ihr mich wie eine Geisel behandeln. Die Waffenkammer, in der ihr euch verbarrikadieren werdet, ist in verschiedene Depots unterteilt. Ihr werdet mich in eines davon sperren, in dem der Vario einen Fluchtweg für mich vorbereitet hat. Mir genügt eine faustgroße Öffnung, ich bin überaus wandlungsfähig.«
»Bist du so eine Art Ableger des Varios?«, fragte Tobbon.
Chelda zeigte ein Lächeln, das überhaupt nicht zu ihrer Schatten-Maske passte. »Ich bin mehr als der Vario, aber so leicht wie Licht«, sagte sie sphinxhaft. »Ich gehe jetzt. Sobald ich in den Gemeinschaftsraum zurückkomme, ist das für euch das Zeichen zum Zuschlagen. Übrigens, in den Toiletten eurer Kabinen sind Paralysatoren versteckt. Das gilt ebenfalls für Simudden.«
Chelda ging. Kayna Schatten überzeugte sich sofort, ob ihr Ebenbild die Wahrheit gesagt hatte. Als sie aus der Toilette zurückkam, hob sie triumphierend einen kleinen Paralysator. Tobbon fand in seiner Kabine ein entsprechendes Gegenstück. Sie verbargen die Waffen unter ihren Kombinationen und kehrten in den Gemeinschaftsraum zurück.
Inzwischen war auch Simudden von einem Verhör bei Derscht zurückgekehrt. Axe, der immer unerträglicher wurde, provozierte geradezu.
»Hast du dich mit Derscht arrangiert, Pearl? Welche Belohnung hast du ausgehandelt?«
»Wenn alles klappt, soll ich einer Mentalbehandlung unterzogen werden – ich habe mir deinen Scharfsinn und deine Intelligenz gewünscht«, erwiderte der Akone.
»Und was war bei Derscht wirklich los?«, fragte Kayna Schatten, die sich mit Tobbon hinzugesellte.
»Er wollte Informationen über die Ferronen haben, um sie psychologisch einordnen zu können«, sagte Simudden lächelnd. »Ich habe ihm eine Menge über die Ferronen erzählt und sie als die reinsten Engel hingestellt, die alles Gute dieser Galaxis verkörpern. Wenn er mir nicht glaubt, ist er selbst schuld. Und was hat sich hier inzwischen getan?«
»Wir haben einen Fluchtplan ausgearbeitet«, sagte Kayna Schatten und amüsierte sich über die verblüfften Gesichter der anderen.
»Nicht schon wieder!«, rief ten Hemmings.
»Ohne mich«, protestierte Axe. »Ich bin doch nicht lebensmüde.«
»Auf mich werdet ihr ebenfalls verzichten müssen«, ließ Körn Brak sich vernehmen. »Ich fühle mich langsam zu alt für diese Art von Sport.«
Tobbon hielt auf einmal seinen Paralysator in der Hand. »Du hast mir einmal gesagt, dass du in Freiheit sterben möchtest, Dezibel«, sagte er zu dem alten Kosmo-Mathematiker und schwenkte die Waffe in Richtung Axe. »Wer nicht mitmachen will, den schicke ich schlafen.«
»Schon gut, schon gut«, versuchte Axe zu beschwichtigen. »Darf man schon überhaupt nichts mehr sagen?«
»Ist die Aktion wirklich gut durchdacht?« Pearl Simudden blickte fragend zu Kayna Schatten.
»Es kann gar nichts schiefgehen«, antwortete sie. »Die Sache läuft als Unternehmen Tusitala. «
Als sie seinem wissenden Blick begegnete, war ihr klar, dass er verstanden hatte.
In diesem Moment betrat Chelda den Gemeinschaftsraum.
Was Simudden ihm über die Bewohner des achten Wega-Planeten erzählt hatte, klang wie eine einzige Verhöhnung. Die Berichte der ZEL-Flotte zeichneten ein ganz anderes Bild von dieser Garbeschianer-Spezies.
Die Ferronen waren blassblauhäutige Humanoide, die keinem der sieben Grundtypen entsprachen, nach denen die Orbiter erschaffen worden waren. Ihre Heimat war der achte Planet, aber
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