Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Neu-Arkoniden landete im Palastpark und wurde sofort von schwer bewaffneten Palastwachen umringt.
Sie geleiteten den GAVÖK-Botschafter zum Roten Palast. In der großen Halle waren Abgeordnete der verschiedensten Völker mit hohen ferronischen Würdenträgern versammelt.
Merkh entdeckte unter ihnen Admiral Sikimpf, den Oberbefehlshaber der ferronischen Raumstreitkräfte, der ein Verfechter des harten Kurses war. Sikimpf vertrat offen die Ansicht, dass die Ferronen die Orbiter nur mit Waffengewalt aus dem Wegasystem vertreiben konnten. Bei ihm waren einige seiner Gesinnungsgenossen, die den harten Kern der ferronischen Kamarilla bildeten. Auch ein halbes Dutzend GAVÖK-Delegierte trieben sich in der Nähe dieser Gruppe herum; Merkh wusste von diesen Leuten, dass sie Sikimpfs Bestrebungen für eine gewaltsame Lösung des Orbiter-Problems unterstützten.
Ihn schmerzte besonders, dass erst am Morgen ein verdeckter arkonidischer Waffentransport auf Ferrol eingetroffen war. Aber noch funktionierten Spionage und Gegenspionage, und nichts konnte so geheim gehalten werden, dass es sich nicht schnell in Diplomatenkreisen herumgesprochen hätte.
Sikimpf nickte ihm mit spöttischem Lächeln zu, die GAVÖK-Delegierten taten so, als gehörten sie einer anderen Diskussionsgruppe an. Als sich Merkh jedoch abwandte, scharten sie sich wiederum um Sikimpf.
Der Grund für Merkhs Besuch beim Thort der Ferronen war ein Anruf von Mutoghman Scerp vor wenigen Stunden. Der GAVÖK-Chef hatte seinen eindringlichen Appell wiederholt, jede Feindseligkeit gegenüber den Orbitern unbedingt zu vermeiden, doch Merkh war die Situation auf Ferrol bereits entglitten. Er konnte nichts gegen die geheime Aufrüstung unternehmen, weil viele GAVÖK-Vertreter in Sikimpfs Lager übergewechselt waren und ihm damit in den Rücken fielen. Natürlich spielten dabei wirtschaftliche Überlegungen die Hauptrolle. Die Handelsniederlassung auf Ferrol hatte gerade so richtig zu florieren begonnen, und die Profitgier einiger GAVÖK-Vertreter machte Sikimpf stark.
Merkh betrat den Audienzsaal durch eine Tür, die dem Thron des Thort gegenüberlag. Argulo trug eine Uniform, die ihn als Heerführer der ferronischen Armee auswies. Aber diese Uniform war nur Schmuck, denn die Streitkräfte gehorchten längst nur noch Sikimpf. Der Admiral war für Merkh zu einem Albtraum geworden.
»Lass das Zeremoniell und komm her, Goregard!«, sagte Argulo lässig, als der GAVÖK-Botschafter, getreu der Hofetikette, vor dem Thort die Ehrenbezeigung machen wollte. Der fette und mit eineinhalb Metern Körpergröße selbst für einen Ferronen klein gewachsene Herrscher winkte ihn ungeduldig zu sich. »Mir bleibt nicht viel Zeit, denn in wenigen Minuten habe ich eine Besprechung mit diesem Intriganten Sikimpf. Ich bin sicher, dass er wieder Vollmachten von mir erpressen will, die ihm weitere Entscheidungsfreiheit garantieren.«
»Warum verweigerst du ihm nicht einfach deine Unterschrift, Argulo?«, fragte Merkh. »Du weißt, was Sikimpf plant und was das für dein Volk bedeutet. Wenn er gegen die Orbiter losschlägt, besiegelt er nicht nur den Untergang der Ferronen, sondern zugleich das Ende aller humanoiden Völker der Milchstraße.«
»Vermutungen«, sagte der Thort, aber es klang nicht überzeugt. »Es könnte ebenso gut sein, dass Sikimpf mit seiner Strategie recht hat. Wenn es ihm gelingt, die Orbiter zu verjagen, wird er der Held der Galaxis sein.«
»Und wenn nicht, wird die Galaxis brennen!«
Argulo winkte ab. »Sikimpfs Argumente haben etwas für sich. Wären die Orbiter wirklich so stark, wie sie sich geben, hätten sie längst ein Exempel statuiert. Es geht in erster Linie darum, ihre Stärke zu testen und – auf diesen Erkenntnissen aufbauend – Maßnahmen gegen sie zu ergreifen. Sikimpf hat versichert, dass er sich nicht zu Unbesonnenheiten hinreißen lassen wird.«
»Ich habe das anders gehört«, erwiderte Merkh. »Mir ist aus sicherer Quelle bekannt, was der Admiral plant. Er will mit einem Schwarm kleiner bis kleinster Einheiten in die Orbiterflotte eindringen, um Verwirrung zu stiften, und dann mit der Hauptstreitmacht nachstoßen.«
»Ich bin immer noch der Thort, und davon ist mir nichts bekannt«, sagte Argulo würdevoll. »Wenn ich nicht den Befehl für ein solches Manöver gebe, wird es nicht stattfinden.«
Merkh hätte dem Herrscher am liebsten ins Gesicht gesagt, dass Sikimpf schon längst die Macht an sich gerissen hatte, aber das hätte ihm einen
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