Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Hinauswurf eingebracht.
»Ich habe dich um diese Audienz gebeten, Argulo, um dir noch einmal den Ernst der Lage vor Augen zu führen«, sagte er stattdessen. »Selbst wenn nur kleinere Einheiten einen Scheinangriff gegen die Orbiterflotte fliegen, könnte das den großen Krieg auslösen. Die Orbiter halten die Menschheit für die Okkupanten der Milchstraße und warten nur darauf, dass eine kriegerische Handlung ihre Behauptung bestätigt. Du musst deine Macht und deinen Einfluss geltend machen, damit es nicht dazu kommt.«
»Es wäre Angelegenheit der GAVÖK gewesen, die Lage nicht erst so weit eskalieren zu lassen«, erwiderte der Thort. »Und es läge immer noch an der GAVÖK, die Orbiter zu vertreiben. Mutoghman Scerp macht große Worte, doch im Ernstfall muss er die Ohnmacht der GAVÖK bekennen. Wir Ferronen sind auf uns selbst gestellt.«
»Das ist nicht wahr, Argulo! Nur du stehst allein und bist von Sikimpfs Falken umgeben, die dich in diesen Krieg treiben wollen. Du musst Sikimpf Einhalt gebieten, bevor die ersten Schüsse fallen! Danach wäre es zu spät. Du hast in dieser Beziehung die volle Unterstützung der GAVÖK und der LFT.«
»Uns Ferronen wäre mit einer starken Raumflotte zur Unterstützung mehr geholfen.«
»Genau damit würden wir deinem Volk den denkbar schlechtesten Dienst erweisen, Argulo. Du kannst mir glauben, dass die Terraner größtes Interesse am Wohlergehen der Ferronen haben. Die Wega ist von Sol nur siebenundzwanzig Lichtjahre entfernt; wenn das Wegasystem fällt, ist als nächstes vermutlich das Solsystem an der Reihe.«
Für einige Zeit herrschte betretenes Schweigen.
»Geh jetzt, Goregard!«, sagte der Thort der Ferronen schließlich müde. »Ich muss mich auf die Auseinandersetzung mit Sikimpf vorbereiten.« Und nach einer weiteren Pause fügte er hinzu: »Ohne die Mithilfe der GAVÖK wird es nicht gehen.«
»Wir werden unser Bestes tun, Argulo«, versprach Merkh, dann verließ er den Audienzsaal.
Draußen wurde er von Sikimpf erwartet. »Du stehst auf verlorenem Posten, Goregard«, vertraute ihm der Admiral unter vier Augen an. »Zum Glück gibt es in der GAVÖK nur wenige Feiglinge wie dich.«
»Leider finden sich auch in der GAVÖK einige Narren, wie du einer bist«, erwiderte Merkh heftig. »Aber sie können sich wenigstens zugutehalten, dass sie keine solchen Barbaren sind wie deine Mitstreiter. Den Orbitern zu beweisen, dass ihr den Horden von Garbesch angehört, könnte euch leicht gelingen.«
»Von Ferrol wird der Befreiungskampf ausgehen«, sagte Sikimpf pathetisch. »Es wird wieder so sein wie bei unserem legendären Sieg über die Topsider.«
»Diesen Sieg hattet ihr damals den Terranern zu verdanken«, widersprach Merkh. »Ohne die Hilfe der Menschen hätte eure Zivilisation nie den Stand erreicht, den sie heute hat.«
»Die Geschichte wird sich mit umgekehrten Vorzeichen wiederholen«, behauptete Sikimpf. »Diesmal geben wir Ferronen den Anstoß. Wenn die Schlacht gegen die Orbiter erst entbrannt ist, werden die übrigen Milchstraßenvölker gar keine andere Wahl haben, als ebenfalls in den Krieg einzusteigen.«
Den Neu-Arkoniden fröstelte. Sikimpf wollte den Krieg um des Kämpfens willen, er wollte ihn in der vollen Absicht, die gesamte Galaxis mitzureißen. Und Merkh sah keine Möglichkeit, dies zu verhindern.
»Es steht ein spektakuläres Ereignis bevor, das die weitere Entwicklung bestimmen wird«, sagte Sikimpf. »Achte auf dieses Zeichen, Goregard.«
Er war so siegessicher, dass er mit einem groß angelegten Schlag gegen die Orbiter prahlte. Merkh hätte viel dafür gegeben, rechtzeitig zu erfahren, was der Admiral vorhatte.
Als er den Roten Palast verließ, hing am Himmel über der ferronischen Hauptstadt eines der Keilschiffe. Langsam sank es tiefer. Gleich darauf jagten kleinere Flugobjekte in geringer Tiefe über die Residenz dahin.
Es sah fast so aus, als wollten sich die Beiboote als Zielscheiben anbieten. Aber es fiel kein Schuss. Noch nicht.
Auf dem Handelsraumhafen von Thorta standen neben einigen Kugelschiffen, Walzenraumern der Springer und Diskusschiffen der Blues auch zwölf Keilschiffe. Eines davon war die KUREL-BAL, die anderen gehörten der ZEL-Flotte an, die das Wegasystem kontrollierte.
Derschts Gleiter landete vor dem größten Keilschiff, das eine Länge von tausend Metern hatte und am Heck ebenso breit war. Es handelte sich um die TORKAN-ZEL, das Flaggschiff des Oberbefehlshabers Smarger. An Bord sollte die Konferenz
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