Silberband 113 - Der Loower und das Auge
Unbesonnenheiten zu bewahren. Wenn irgendwo auf einer dieser obskuren Welten, wie Sie sich ausdrücken, auch nur ein Schuss auf ein Orbiterschiff abgegeben wird, könnte das den Krieg auslösen. Genau das müssen wir vermeiden, Targitt, und zwar um jeden Preis.«
»Auch um den Preis des Solsystems?«, fragte der Offizier. »Wenn nun die Orbiter nur die Hälfte der ZEL-Flotte nach Terra entsenden, dann hätten wir nicht annähernd genügend Schiffe, um sie zurückzuschlagen.«
»Wir können das Orbiter-Problem auch nur auf friedlichem Weg lösen«, erwiderte Tifflor. »Selbst wenn sie die Erde besetzen würden, dürften wir uns nicht dagegen wehren. Angesichts dieser Übermacht wäre jeder Widerstand zwecklos. Unter keinen Umständen dürfen wir so reagieren, wie es die Orbiter von Garbeschianern erwarten.«
»Sie glauben, weil sich die Methode der kampflosen Übergabe bei den Loowern bewährt hat, können Sie das bei den Orbitern wiederholen, Erster Terraner?«, fragte der Offizier fast feindselig. »Aber die Orbiter sind von dem Wahn besessen, die Menschheit vernichten zu müssen.«
»Ich habe nie eine Parallele zu den Loowern gezogen, Targitt. Eine Strategie der Gewaltlosigkeit ist jetzt allerdings weit mehr angebracht als damals.«
»Ich durchschaue Sie, Erster Terraner«, sagte der Offizier. »Sie haben alle fähigen Leute aus dem Solsystem weggeschickt. Tekener und seine Frau mussten in einer Friedensmission zu irgendeiner Hinterwäldlerwelt. Sie haben Mutoghman Scerp wieder verabschiedet, kaum dass er auf Terra eintraf. Hotrenor-Taak musste aus fadenscheinigen Gründen nach Olymp ... Die Reihe ließe sich beliebig weiterführen. Das sieht so aus, als stecke eine bestimmte Absicht dahinter, nämlich die, das Solsystem verteidigungsunfähig zu machen.«
Tifflor lächelte.
»Sie unterstellen mir zwar völlig falsche Absichten, aber wenn ich es mir genau überlege, ist es doch sehr vorteilhaft für Terra, eine schwache Position zu haben. Dann können Leute wie Sie wenigstens nicht auf dumme Gedanken kommen. Es bleibt dabei, im Solsystem erfolgt keine Mobilmachung.«
Tifflor drehte seinen Schwebesessel herum und steuerte auf den Ausgang des Planetariums zu. Homer G. Adams folgte ihm.
»Leute wie Targitt werden es wohl nie lernen«, sagte Adams, als sie Tifflors Büro erreichten. »Das Schlimme daran ist, dass ihre Parolen ansteckend wirken.«
Der Erste Terraner winkte ab. Er hatte genug andere Probleme, als sich mit den Querelen kriegslüsterner Offiziere zu befassen. Diesen Leuten passte es eben nicht, dass sie in der neuen galaktischen Politik nur mehr eine untergeordnete Rolle spielten.
Ähnlich musste die Lage im Wegasystem gewesen sein. Aber dort schien die Kriegsgefahr gebannt. Zumindest ging das aus den Fragmenten einer Hyperkomnachricht hervor, die die Funksperre der Orbiter durchbrochen hatte.
»Es ist bedauerlich, dass uns Marcon Sarder nicht die Koordinaten wenigstens einer Orbiter-Welt liefern konnte«, sagte Tifflor in Gedanken versunken. »Damit wären wir ein gutes Stück weiter und könnten gezielte Nachforschungen durchführen.«
»Er hätte auch gleich den Kode für Armadan von Harpoons Anlagen liefern sollen«, bemerkte Adams mit leichtem Spott. »Und was darf es sonst noch sein?«
»Ich weiß, Sarder hat mehr erreicht, als wir uns erhoffen durften«, sagte Tifflor. »Aber wir wissen trotzdem viel zu wenig über die Horden von Garbesch und den Ritter der Tiefe. Wir haben zwar eine enorme Anzahl von Schiffen zur Suche ins Milchstraßenzentrum geschickt, aber die Aussicht, dass sie zufällig eine der Orbiter-Welten finden, ist doch sehr gering.«
»Vielleicht siehst du zu schwarz«, erwiderte Adams. »Immerhin haben wir einige Anhaltspunkte, nach denen sie sich bei ihrer Suche richten können. Wir werden ...«
Ein Techniker aus der Funkzentrale meldete sich; er erklärte, eine Nachricht von Olymp empfangen zu haben.
»Wer ist der Absender?«, wollte Tifflor wissen.
»Ein Springer, der behauptete, in einem Beiboot von Olymp geflohen zu sein. Ein GAVÖK-Schiff fischte ihn auf und leitete seine Botschaft sofort an uns weiter. Sie stammt von Hotrenor-Taak und ist an Sie gerichtet, Erster Terraner.«
»Warum sagen Sie das nicht gleich?«, rief Tifflor ungehalten. »Her damit!«
»Ich wiederhole wörtlich«, antwortete der Funker. »Der Lare bat mich zu melden, dass über Anson Argyris' Schicksal Unklarheit herrscht. Es gibt keine Hinweise auf seinen Aufenthalt. Es ist
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