Silberband 114 - Die Sporenschiffe
den Planern des Hinterhalts, die an alles gedacht hatten, nur nicht daran, dass ein ultrakurzer Funkimpuls ihn rechtzeitig warnen könnte. Andernfalls hätten sich nämlich auch in der Halle selbst Rundumkämpfer versteckt und desaktiviert – und er hätte sie nicht besser orten können als die draußen postierten.
Sonnenheiße Energiestrahlen verfehlten den Vario und Olkyra und entfesselten hinter ihnen erneut brodelnde Hitze. Mit Höchstbeschleunigung raste er da schon den nächstbesten Korridor entlang, bog an irgendeiner Abzweigung ab und jagte durch einen Antigravschacht davon.
Nahezu alle Funktionen abgeschaltet, ließ er sich weiter sinken. Die gegnerischen Roboter konnten ihn, da er keine Energie emittierte, so gut wie nicht mehr orten und würden ihn deshalb auch nicht einholen.
»Nur flüstern!«, warnte er, als Olkyra den Mund öffnete. »Die Anlage hat überall Ohren!«
»Ich bin völlig durcheinander«, sagte Olkyra leise.
»Unwichtig«, erklärte Anson Argyris. »Hauptsache, wir sind davongekommen. Diesmal waren die Roboter darauf programmiert, uns zu töten.«
»Sind wir in Sicherheit?«, fragte Olkyra immer noch im Flüsterton, nachdem sie sich gut dreißig Kilometer von der Halle mit den Aggregaten entfernt hatten.
Der Vario horchte mit seiner Ortung die Umgebung ab. »Soweit ich feststellen kann, herrscht Aufruhr wie in einem durchgeschüttelten Bienenkorb. Alle Orbiter und Roboter scheinen aufgeboten zu sein, um uns zu suchen.«
Er trug Olkyra immer noch, da sie sonst nicht schnell genug vorangekommen wären. Ohne die Benutzung zahlreicher Liftschächte, in denen er jeweils seine entbehrlichen Funktionen abgeschaltet und dadurch eine Energieortung vereitelt hatte, hätte man ihn dennoch längst wieder aufgespürt.
»Was ist ein Bienenkorb?«, wollte Olkyra wissen.
Argyris schwebte soeben mit ihr auf eine Galerie hinaus, die hoch über dem Boden einer Fertigungsstraße lag. Stationäre Roboteinheiten bauten hier Schiffstriebwerke in der Endmontage zusammen. Von Orbitern oder Rundumkämpfern war nichts zu orten.
Der Vario versuchte, seiner Begleiterin den Begriff zu erklären, stieß aber auf Verständnislosigkeit.
»Was soll das?«, fragte sie ärgerlich. »Fliegende kleine Ungeheuer saugen irgendwelchen Staub aus buntem Zeugs, schlucken ihn – und wenn sie ihn wieder auswürgen, hat er sich in ein Nahrungsmittel für Orbiter verwandelt. Das hat doch überhaupt keinen Wahrheitsgehalt, Anson!«
»Sprechen wir später noch einmal darüber, Meisterin«, erwiderte er beschwichtigend. »Wir haben zurzeit ganz andere Sorgen.«
Er ortete in dem Moment vierzehn Rundumkämpfer, die sich der Fertigungsstraße am jenseitigen Ende näherten. Argyris schwebte über die Brüstung hinweg, zwischen den Haltegerüsten der Triebwerke hindurch und durchquerte ein riesiges Tor zu einer angrenzenden Halle, in der fertiggestellte Triebwerkseinheiten im Probelauf dröhnten.
»Gerade noch geschafft«, erklärte er. »Zwischen den Streufeldern hier könnten die Roboter mich nicht einmal orten, wenn ich es darauf anlegte. Die Übergangsstellen für Hyperenergie tragen ein Übriges dazu bei. Am liebsten würde ich hierbleiben.«
»Aber wir wollen doch die tieferen Sektionen erreichen!«, protestierte Olkyra.
»Wir bleiben ja auch nicht hier, Herrin, denn die Rundumkämpfer wissen ebenfalls, dass die Erprobungshalle das ideale Ortungsversteck ist. Deshalb werden sie bestimmt hier zuerst nachsehen.«
Er flog weiter und mied dabei die unmittelbare Nähe laufender Triebwerke. Die Bereiche, in denen die dem Hyperraum entrissene Energie übertrat, hatten eine lebensgefährliche Streuwirkung weit über die Triebwerke hinaus.
Der Vario suchte nach einer unkonventionellen Möglichkeit, die Halle zu verlassen. Im offenen Kampf war er den Rundumkämpfern unterlegen; vor allem konnte er sicher sein, dass sie alle normalen Wege bewachten.
Er entdeckte zwei Schachtzugänge, durch die einesteils die Container mit den Triebwerksblöcken ankamen und andererseits die fertig montierten und getesteten Einheiten abtransportiert wurden.
»Es handelt sich um Schächte mit gepolten Expressfeldern«, erklärte er Olkyra, während er auf die Schachtöffnung für die fertigen Triebwerke zuflog. »Die Beschleunigung wird hoch sein, kann dir aber nichts anhaben.«
Er sagte ihr, wie sie sich verhalten sollte, damit sie den zu erwartenden Andruck ertragen würde. »Es gibt nur eine Alternative«, fügte er hinzu. »Du lässt
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